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GeeksheavenSpieler und Sammler finden in Derkum ein Paradies

4 min
Robin Düren steht vor einem Regal, das mit Spielen gefüllt ist.

Prallgefüllte Regale: Robin Düren lebt im Gewerbegebiet in Derkum seinen Traum.

Robin Düren hat in Weilerswist-Derkum eine Anlaufstelle für Sammelkartenfans, Turnierspieler, Kinder, Familien und Gaming-Enthusiasten geschaffen. 

Was ursprünglich als Lagerfläche für den eigenen Onlineshop gedacht war, hat sich völlig anders entwickelt: Ein kleiner Laden im Derkumer Gewerbegebiet ist zur Anlaufstelle für Sammelkartenfans, Turnierspieler, Kinder, Familien und Gaming-Enthusiasten geworden. Der Geeksheaven. Und das ist kein Zufall – sondern das Ergebnis von Leidenschaft, unternehmerischem Instinkt und einer starken Community.

Robin Düren, selbst langjähriger Spieler und Sammler, lebt in der unscheinbaren Halle seinen Traum. Der ist ihm nach eigenen Angaben in die Wiege gelegt worden – im wahrsten Sinne. „Es gibt ein Bild von mir, da liegt in der Wiege neben mir ein Gameboy“, berichtet der 29-Jährige, der aus Liblar kommt.

Auf mehreren Tischen sind Spiele vorbereitet.

An mehreren Tischen können Sammelkarten-Spiele gezockt werden

In seiner Kindheit habe er alles rund um Pokémon und Yu-Gi-Oh „durchgesuchtet“, wie Düren es nennt. Aber den Gedanken, dass er einmal mit Sammelkarten seinen Lebensunterhalt verdienen würde, hatte er erst während des Studiums. Als er nämlich ein bisschen Geld brauchte, stellte er eine Yu-Gi-Oh-Karte auf einer Verkaufsbörse im Internet ein. Die brachte 130 Euro ein.

„Für eine für mich stinknormale Karte“, erinnert er sich. Dass er sein Wirtschaftspsychologiestudium längst abgebrochen hat und zum Gründer wurde, hatte damit aber nichts zu tun. Das sei eher so ein „Jetzt-oder-nie“-Ding gewesen. „Nach dem Kartenverkauf bin ich wieder zum Kind geworden“, sagt Düren augenzwinkernd.

Im Lockdown kaufte Robin Düren Spielkonsolen

Aber auch der Geschäftsmann war geweckt. Während andere in der Corona-Pandemie zögerten, kaufte er gezielt Spielkonsolen auf, spekulierte auf den Lockdown – und legte so das Fundament für sein Geschäftsmodell, das in Derkum längst zum Mekka für Pokémon-, Magic-, One Piece- oder Yu-Gi-Oh-Spieler geworden ist.

Wie Düren berichtet, kommen die Spieler und Sammler längst nicht nur aus Weilerswist, Euskirchen oder Zülpich. Der eine oder andere fährt auch schon mal 50 Kilometer und mehr, um in Derkum auf Gleichgesinnte zu treffen. Ihm sei es nie nur um den Profit gegangen.

An einem Gebäude ist das Schild „Geeks Heaven“ angebracht. Ein Tisch und zwei Bänke stehen davor. Eine Stahltreppe für in die obere Etage.

Von außen ist das kleine Paradies für Pokémon-, Magic- oder Yugioh-Spieler und Sammler in Derkum unscheinbar.

In einem Regal lagern Süßigkeiten und salzige Knabbereien.

Die Spieler können sich mit Nervennahrung versorgen.

Ein schlafende Baby hält einen Gameboy im Arm.

Das Gaming ist Robin Düren in die Wiege gelegt worden. Auf diesem alten Foto liegt ein Gameboy neben dem Baby.

„Vielmehr geht es darum, ein Ort zu sein, an dem man die Leidenschaft teilt. Ein Ort, wo Kinder ihre ersten Turniere spielen, Erwachsene ihre Kindheit wiederentdecken und Sammler auf Gleichgesinnte treffen“, sagt Düren. Während viele Läden rein auf Umsatz ausgerichtet seien, verfolge er einen anderen Ansatz. „Wer zum ersten Mal kommt, wird nicht direkt zum Kauf gedrängt – stattdessen wird zum Mitmachen eingeladen“, so der 29-Jährige.

„QR-Code scannen, der WhatsApp-Community-Gruppe beitreten, Testdecks leihen, Spielmechaniken ausprobieren – bevor überhaupt Geld fließt, geht es erstmal um Erfahrung und Begeisterung.“ Was das Ganze besonders macht? Die Community organisiert sich selbst, bringt neue Spieler mit, hilft beim Deckbau, erklärt Regeln – und das alles freiwillig, fair und mit Herzblut.

Es ist doch toll, wenn Väter ihr Hobby mit ihren Kindern teilen
Robin Düren

Was beim Betreten des Ladens auffällt: Die Auswahl an Zubehör und Kartensets ist sehr groß – vor allem im Bereich Magic und Pokémon. Es gibt Booster, also Päckchen mit Karten, bei denen man nicht weiß, was man bekommt, aber auch Einzelkarten. Die eine oder andere wertvolle Karte sei auch in seinem Besitz, so Düren. Wo er die aufbewahrt, verrät der 29-Jährige allerdings nicht.

Dafür verrät er, worum er sich keine Sorgen macht: die Zukunft. „Diejenigen, die früher als Kind gesammelt haben, kommen heute mit ihren Kindern. Das ist doppelte Kaufkraft, aber auch doppeltes Vergnügen. Es ist doch toll, wenn Väter ihr Hobby mit ihren Kindern teilen“, so Robin Düren.

Früher hat der Geschäftsmann auf Turnieren Counterstrike gespielt

Vielleicht ist er aber so positiv gestimmt, weil bald eine weitere Kindheitserinnerung in der Gegenwart ankommen wird. Das Computerspiel League of Legends wird es laut Düren bald als Sammelkartenspiel geben. 2009, als das Spiel herauskam, hätte man zu dieser Entwicklung wohl „cool“ gesagt – heute sind die Zocker und Sammelkarten-Junkies halt „hyped“.

So drückt es zumindest der 29-Jährige aus, der beim Egoshooter Counterstrike sogar auf Turnieren aktiv war. Heute zockt er PC-Spiele vornehmlich abends – der Fokus liegt aber längst auf dem Laden. Robin Düren hat nämlich noch Großes vor: Die Erweiterung um eine Eventhalle, um Turniere mit bis zu 256 Teilnehmern austragen zu können, ist fest im Businessplan verankert.

Schritt für Schritt soll so die Plattform wachsen – mit Turnierqualifikationen bis hin zur Deutschen oder gar Weltmeisterschaft. Das Ganze aber ohne den Charme eines kalten Messegeländes, sondern weiterhin persönlich, nahbar, authentisch. Was dabei nie verloren gehen dürfe: der Spaß.

Der Inhaber selbst spielt wieder aktiv – Magic, One Piece, Star Wars – und das nicht nur aus geschäftlichem Interesse, sondern aus echter Freude am Spiel. Die Energie, die das erzeugt, spürt man im Laden sofort. Auch jetzt wird in der kleinen Halle, die an den Laden anschließt, gezockt. „Eigentlich war der Bereich als Lagerfläche vorgesehen, aber es hat sich so entwickelt – und das ist auch gut so“, sagt Düren.