AutoschauYoungtimer und ein paar echte Schätze am Zülpicher See

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Natürlich ohne „Hündchen“:  Das Jaguar-Cabrio von 1954  war der Hingucker Nummer eins. 

Zülpich – Erstmals fand am Samstag am Zülpicher See die „Seaground Classic“ statt, ein Treffen für Besitzer von Youngtimern, also Autos, die mindestens 20 Jahre alt sind. Und mitten drin ein Schätzchen von 1954.

„Wie ein Schiffsmotor, das ist ja auch ein Sechszylinder!“ Thomas Heimberg aus Krefeld startet den in der Originalfarbe „Mitternachtsblau Metallic“ lackierten Porsche 964. 29 Jahre ist das Auto alt, das er vor 14 Jahren gekauft hat. Und da ist er, der typische, leicht blubbernde Sound. „Der Motor ist nicht wassergekühlt, der macht schon Krach, kommt das Gebläse dazu“, so des Fachmanns Erklärung.

Jaguar brachte Eleganz und Grandezza zum Zülpicher See

Annonciert vom Veranstalter als Oldtimertreffen, war „Seaground Classic“ eher eine Zusammenkunft von rund 150 Youngtimer-Besitzern aus ganz Deutschland. Das Ganze hat auf den Wiesen oberhalb und auf der Seebühne den Charakter einer Gebrauchtwagenschau – wären da nicht einige wahre Hingucker.

Wie bei Ralf Hamacher aus Bad Münstereifel und Sozius und Nachbar Jürgen Radbruch. Gemeint sind nicht die eher durchschnittlichen, blau-weiß gestreiften Campingstühle, auf denen sie mit ihren Jaguar-Basecaps sitzen und Pommes essen. Gemeint ist das daneben: Ein Pearl-Grey lackiertes Jaguar XK 140 Cabriolet, Baujahr 1954, entworfen von Jaguar-Gründer Sir William Lyons. „Der bekanntlich kein Ingenieur, sondern Designer war“, so Hamacher.

Bad Münstereifeler holte den Wagen aus Arizona

Mehr muss er angesichts der Eleganz und Grandezza des Sportwagens nicht sagen. Fließende Formen, gestrafft, aber nicht geglättet, mit Liebe zu Detail wie den Kappen über den selbstredend speichenlosen Rädern. Speichen – das hätte das Design zu abrupt gestört, weiß Hamacher.

Er habe den Oldtimer vor zehn Jahren aus Arizona „rübergeholt“: „Da ist Wüstenklima, der hatte keine einzige Roststelle.“ Sei es das gemaserte Tropenholz aus Indien am Armaturenbrett, die geteilte Frontscheibe, die Positionsleuchten auf den vorderen Kotflügeln mit kleinen roten Glasaufsätzen, alles so, wie vor 68 Jahren gebaut.

Das  „Hündchen“ hat am XK140 nichts zu suchen

„Und natürlich hat er vorne kein Hündchen drauf“, so Hamacher etwas despektierlich über Jaguars Markenzeichen, die springende Raubkatze. Bei seinem XK 140, der in jungen, wilden Jahren an klassischen Rennen wie Mailand-San Remo oder Le Mans teilgenommen hat, ist ein „Hündchen“ nicht angebracht.

Schlimm genug, dass Hamacher Sicherheitsgurte und moderne Sportsitze mit Kopfstützen hat einbauen lassen müssen. Solche Fragen beschäftigen Freunde des gepflegten und aufbereiteten Kraftfahrzeugs.

Kai Hergarten kam mit „White and Furious“ als Beifahrer

Auch Kai Hergarten aus Schleiden vor seinem leuchtend weißen und blitzeblanken „White and Furious“-Golf – so heißt das Wägelchen mit rund 240 PS wirklich. Dabei darf Kai Hergarten das Schmuckstück mit dem kurios wirkenden Dachgepäckträger gar nicht fahren. Jedenfalls nicht alleine, denn er ist erst 17, Azubi im zweiten Lehrjahr zum Anwendungstechniker. Erlaubt ist so nur der Sonderführerschein auf festgelegten Strecken, etwa zur Berufsschule, und begleitetes Fahren. Zum Seepark kam Hergarten so nur als Beifahrer.

Seinen weißen Traum hat er sich vom Lehrgeld abgespart. Getreu dem Tuner-Motto „alles raus, was vom Werk kommt“ hat der Golf keine Rücksitzbank, sondern vier Einzelsitze. Der Kofferraum ist Schallraum für einen gigantischen Subwoofer – Stauraum bietet der Dachgepäckträger. Mit dem Gewindefahrwerk kann man den ganzen Wagen hoch und runter heben. Leder-Papp-Platten in Sonderanfertigung decken schnöde Dinge wie den Motor und die dazugehörige Technik bei geöffneter Motorhaube ab.

Showcar-Golf soll rumstehen und schön sein

Warum? „Weil White and Furious ein Showcar ist: Er soll rumstehen und schön sein“, so Hergarten. Das Ziel hat er erreicht und bereits bei einem Tuning-Wettbewerb gewonnen. Vielleicht wegen der per Airbrush aufgesprühten, sandfarbenen Blümchen? Oder haben doch die gelben Smiley-Ventilkappen den Ausschlag gegeben?

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Das würde Ralf Hamacher an seinem Jaguar nie passieren, daran ist eben fast alles original. Er bittet aber um Verständnis, dass er statt mit Kartenmaterial mit einer Navigationsapp zum Seepark fand. Man solle den Plastikhalter an der Windschutzscheibe fürs Foto bitte rausretuschieren. Stil ist eben Stil.

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