VR-Brillen und Co.„Touch-Tomorrow-Truck“ macht Zülpicher Jugendlichen Lust auf Technik

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Eine Schülerin des Zülpicher Franken-Gymnasiums trägt eine VR-Brille. Mit ihren Händen bewegt sie virtuelle Gegenstände, die ohne Brille nicht sichtbar sind.

Von der Programmierung bis zur Reparatur von kleinen Elektromotoren erhielten die Schülerinnen und Schüler des Zülpicher Franken-Gymnasiums einen praktischen Einblick in die sogenannten MINT-Berufe.

Virtual-Reality-Brillen und durch Gedanken steuerbare Computerprogramme konnten die Schülerinnen und Schüler kennenlernen.

Fast fünf Meter ragt der gewaltige Sattelschlepper auf dem Parkplatz nahe des Zülpicher Franken-Gymnasiums in die Höhe und zieht mit Aufschriften wie „Deine Welt von morgen“ oder „Dein Wissen – Deine Zukunft“ viele Blicke auf sich. Doch es ist nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Trucks, sondern insbesondere die Innenausstattung, die die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler erregt.

Mit moderner Technik wie beispielsweise die sogenannten Virtual-Reality-Brillen und sogar durch Gedankenkraft steuerbare Computerprogramme bietet der „Touch-Tomorrow-Truck“ einen eindrucksvollen Einblick in die Berufswelt aktueller technischer Arbeitszweige.

Unser Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler für die MINT-Fächer zu begeistern, die im Schulalltag oft als sehr kompliziert empfunden werden.
Dr. Isabelle Gebhardt, Wissenschaftliche Beraterin

„Unser Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler für die MINT-Fächer zu begeistern, die im Schulalltag oft als sehr kompliziert empfunden werden“, berichtete die wissenschaftliche Beraterin Dr. Isabelle Gebhardt. MINT beziehe sich auf die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und bilde eine wesentliche Grundlage der heutigen, aber vor allem der künftigen, digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt. „Bei den ganzen Formeln, die im Unterricht auf die Schüler einprasseln, vergessen sie oft, dass die ganze Welt um sie herum Naturwissenschaft ist – vom Handy-Akku bis zu körperlichen Prozessen wie dem Atmen. Darum möchten wir auch den Zugang zu diesen Themen so einfach wie möglich gestalten.“

Ins Leben gerufen von der Dr. Hans Riegel Stiftung und gefördert durch die Regionaldirektionen NRW, Hessen und Berlin-Brandenburg sowie der Bundesagentur für Arbeit liefert der Touch-Tomorrow-Truck eine stark auf praktische Erfahrungen angelehnte Berufsorientierungsmöglichkeit.

Durch Computer-Programm angeleitet, baut Schülerin in Kürze einen Elektromotor

Auf den ersten Blick waren die Handbewegungen, die Celine scheinbar willkürlich in der Luft vollführte, eher verwirrend, dennoch verfolgte die Neuntklässlerin damit ein genau bestimmtes Ziel. „Durch die Brille kann ich sehen, welche Teile ich als Nächste zusammensetzen muss. Mir wird genau gezeigt, welches Teil wohin gehört, und obwohl ich das noch nie gemacht habe, sehe ich alle Abläufe vor mir.“ Innerhalb weniger Minuten gelang es der 14-Jährigen auf diese Weise, nur durch ein Computerprogramm angeleitet, einen kleinen Elektromotor aufzubauen.

Nur wenige Meter entfernt versuchte Klassenkamerad Jannik zur gleichen Zeit mit Hilfe seiner Gedanken einen Spielball durch ein virtuelles Labyrinth zu lotsen. „Man muss sich schon richtig konzentrieren, aber es war echt spannend zu sehen, wie sich die Kugel bewegt, nur wenn man daran gedacht hat.“ Möglich wurde diese Steuerung, indem kleine, in einem Stirnband angebrachte Sensoren die Gehirnwellen auswerteten, zwischen Konzentration und Entspannung unterschieden und anhand dieser Signale die Kugel beschleunigten oder abbremsten.

Zülpicher Jugendliche lernen Berufe mit technischem Bezug kennen

Schon vor seinem Besuch im Tomorrow-Truck habe er sich für Berufe mit Bezug zur Mechanik und Elektronik interessiert und diese neue Erfahrung habe ihn in seiner Entscheidung weiter bestärkt, sagte Jannik. „Die Möglichkeiten, die diese neue Technik bieten, sind wirklich faszinierend, und es macht Spaß, sie heute mal kennenzulernen.“

Tatsächlich könnten eine solche Gedankensteuerung und das Trainieren in einer virtuellen Oberfläche schon bald den Alltag in der Ausbildung von handwerklichen und sogar chirurgischen Tätigkeiten bilden, erklärte Dr. Isabelle Gebhardt. „Alle Handgriffe können realitätsnah simuliert und geübt werden.“ Wie viele andere Bereiche seien auch die MINT-Berufe sehr stark vom Fachkräftemangel betroffen, und diesem hoffe man mit einer leicht zugänglichen Berufsorientierung entgegenwirken zu können.

„Obwohl die Jugendlichen meist schon sehr technikaffin sind, sind ihnen viele Berufe, die wir hier vorstellen können, gar nicht bekannt“, so Gebhardt. „Bis zum Schulabschluss ist es zwar noch einige Zeit hin, aber die Schülerinnen und Schüler können alles, was sie heute hier gesehen haben, speichern und zu Hause am Computer wieder abrufen. Wenn es uns gelingt, Interesse zu wecken, an das sich die Jugendlichen bei ihrer Berufswahl in ein paar Jahren noch erinnern, ist unsere Aufgabe gelungen.“

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