ProzessBurscheider Kinderporno-Bilderspeicher waren unter den Top Five im Internet

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Schilder vor dem Amts-und Landgericht in Köln.

Im Kinderporno-Netz war ein Mann aus Burscheid eine wichtige Instanz. Das wird im Prozess vor dem Kölner Landgericht immer deutlicher.

Ein Spezialermittler der Polizei ordnet die Taten des angeklagten Fachinformatikers im Darknet ein. 

Der Bilderspeicher Pedoro „war einer der big Player“ im Internet. Daniel B. ordnet den Server für Kinderporno-Fotos unter den „all time Top Drei“ ein. Das Wort des Ermittlers hat Gewicht. Er gehört zum Kommissariat 35 des Kölner Polizeipräsidiums, das sich ausschließlich mit Internet-Kriminalität befasst. Er ist seit 2019 dabei, war Teil der Sondereinheit „Berg“, die den Missbrauch aufklärte, dessen Zentrum schließlich in Wermelskirchen verortet wurde.

Der Angeklagte im jetzigen Prozess kommt aus der direkten Nachbarschaft, aus Burscheid. Jörg W. (Name geändert) war nach den Ermittlungen der Polizei eine ganz große Nummer unter den Dienstleistern, die dafür sorgen, dass Fotos und Filme von unfassbarer Gewalt gegen Kinder im Internet überhaupt ein Publikum finden können: Der Fachinformatiker betrieb, so die Anklage, drei Server, von denen aus die Darstellungen in die einschlägigen Foren und Chatrooms im Darknet gelangen. Pedoro war der wichtigste, aber auch der Dienst HD-doro war extrem gefragt. Ermittler B. sieht ihn auf dem vierten Platz der Bilder-Server. Und sogar das dritte – und kleinste – in Burscheid aufgesetzte Angebot Simply sei „groß und reichweitenstark“ gewesen.

Entscheidende Hilfe aus den USA

Drei Stunden erläutert der Ermittler der 10. Großen Strafkammer am Dienstag seine Auswertungen. Es ist das zweite Kompakt-Seminar über Kinderpornografie, die im Darknet konsumiert wird: Am Montag hatte sein Kollege Guido H. Aspekte der Szene dargestellt.

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Dass die Kölner Ermittler dem Fachinformatiker aus Burscheid überhaupt auf die Spur kamen, war Hinweisen aus dem Ausland zu verdanken. Und auch jetzt sind die Kölner immer wieder auf Hilfe angewiesen, zeigt sich: Geht es um detaillierte Zuordnungen von Daten und Personen, muss das amerikanische „Homeland Security's Office of Intelligence“ ran. Die US-Regierungsbehörde hat in vielerlei Hinsicht Möglichkeiten, die deutsche Polizisten nicht haben, wenn sie das Darknet erforschen.    

Verräterischer Google-Übersetzer

Zu beweisen ist in dem Prozess unter anderem, dass der Angeklagte sich in Foren und Chatrooms angemeldet und dort Werbung für seine Server gemacht hat. Das geschehe in der Regel dadurch, dass Links zu Fotos oder Filmen gepostet werden, erklärt B. Nach den Erkenntnissen der Ermittler loggte sich der Burscheider unter dem Namen „Fancy“ ein. Der freilich ist ziemlich geläufig in der Szene, und Jörg W. streitet ab, dass er sich immer wieder unter Gleichgesinnte gemischt und auf sein Angebot hingewiesen habe.

Aber: Auf dem Rechner des Angeklagten fanden sich klare Hinweise. So benutzte er – das zeigen die Daten aus seinem Firefox-Browser – mehrfach den Google-Übersetzer, kurz nachdem der Nutzer „Fancy“ an einem Kinderporno-Treffpunkt im Netz auf Englisch angesprochen worden war. Der entsprechende Satz war eins zu eins in den Übersetzer übertragen worden. Auch Antworten wurden offenbar mit dem Übersetzungsdienst erzeugt.

Zu diesen Ermittlungsergebnissen schweigt der Angeklagte am Dienstag. Am Ende der Zeugenvernehmung bittet Jörg W. dennoch ums Wort. Es geht ihm um die Klarstellung einer Wortmeldung vom Montag: „Ich habe durchaus kinderpornografisches Material konsumiert.“ Tags zuvor hätte man ihn so verstehen können, als habe er wahllos irgendwelche Bilder und Filme aus dem Netz gesammelt. Das geben auch die Ermittlungen nicht her: Die Lesezeichen des Angeklagten führten zu Material, das Polizist Daniel B. so beschreibt: „Babys und Latex“.   

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