Lauf um die SengbachtalsperreWenn Regen ganz einfach perfekt ist

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Startschuss: Denen, die sich angemeldet hatten, machte der Regen beim Lauf um die Sengbachtalsperre nichts aus.

Startschuss: Denen, die sich angemeldet hatten, machte der Regen beim Lauf um die Sengbachtalsperre nichts aus.

Witzhelden – Ein ungeschriebenes Gesetz besagt: Wenn jeder andere über das Wetter meckert, dann tut es der seinen Sport liebende Läufer nicht. Am Sonntag gilt sogar das Gegenteil: Regen und Temperaturen unter 20 Grad sind beste Voraussetzungen, um ein ordentliches Rennen unter freiem Himmel zu absolvieren. Also herrscht am Tag des 44. Sengbachtalsperrenlaufs das perfekte Wetter für die über 600 Hobbysportler, die sich an der Peripherie Witzheldens versammelt haben, um auf die 11,3 Kilometer lange Strecke zu gehen, sie entweder einmal ganz zu umrunden, mehrfach zu bewältigen oder zum Teil zu laufen.

Sechs Läufe stehen zur Auswahl

Die Auswahl ist groß, sechs Distanzen gibt es traditionell: Die Sengbachmeile (1,6 Kilometer). Den Jedermannlauf (3 Kilometer). Die Sengbachrunde (11,3 Kilometer). Die Walking-Runde (ebenfalls 11,3 Kilometer). Den Halbmarathon (21,1 Kilometer). Und den Dreiviertel-Marathon (30,9 Kilometer).

Aber eigentlich ist es völlig egal, wer da ab 9 Uhr auf welche Strecke geht und wie lange er oder sie dafür benötigt. Letztlich zählen nur zwei Dinge: Dass diese Veranstaltung, hingebungsvoll organisiert von den Mitgliedern des Turnvereins (TV) Witzhelden, mit einer familiären Atmosphäre punktet. Und dass der Sengbachtalsperrenlauf zu den beliebtesten der Region gehört – weil die Strecke eben so wundervoll schweißtreibend wie optisch beeindruckend auf und ab geht und beispielhaft für das Bergische Land steht.

Eine Strecke, die begeistert

Darum sind auch Teilnehmer wie Marc Richter aus Monheim hier. Der sagt von sich, dass er sämtliche Landschaftsläufe in der Umgebung kenne. „Aber der hier ist am schönsten.“ Die Strecke begeistere ihn jedes Mal aufs Neue. Am Sonntag zum vierten Mal. So oft ist Richter gestartet, – die Trainingseinheit an Ort und Stelle eine Woche vor dem Rennen ausgenommen. Das war Vorbereitung. Heute zählt es. Für Marc, den Monheimer. Und für alle anderen.

Die kommen aus Witzhelden selber. Aus der unmittelbaren Nachbarschaft wie Leichlingen, Burscheid oder Leverkusen. Aus Duisburg vom Turnverein Homberg, dessen Mitglieder mit denen des TV Witzhelden seit Jahren befreundet sind. Und sogar aus: München, Leipzig, Wien, Berlin und Polen. Für ein paar Stunden ist Witzhelden gefühlt der Nabel der Laufwelt.

Laufverbot für 100 Helfer

Das macht besonders Bernd Munk glücklich. Der Leiter des TV-Lauftreffs haut sich liebend gern mehrere Tage um die Ohren, um diesen Wettkampf vorzubereiten und zu einem erfolgreichen Stelldichein aller Sportler und Zuschauer zu machen. Und er freut sich, wenn alles klappt und die Leute zufrieden bis euphorisch sind.

„Ab freitags bauen wir auf“, sagt er. Was sich unkomplizierter anhört, als es letztlich ist, denn: Der Aufwand ist beträchtlich. Die benachbarten Bauern müssen die von ihnen zur Verfügung gestellten Wiesen mähen und mit Rindenmulch präparieren. Dort gibt es Parkplätze und vor allem das „Athletendorf“. Zelte müssen aufgebaut, die Technik installiert und Essen und Getränke herangeschafft werden – darunter 30 selbstgebackene Kuchen und mehrere Dutzend Getränkekisten. Mobile Toiletten werden aufgestellt.

Für die Läufer gab es 30 Kuchen. .

Für die Läufer gab es 30 Kuchen. .

Daneben fällt jede Menge weiterer Organisations-Kleinkram an, weswegen die knapp 100 Helfer alle Hände voll zu tun haben. Mancher bekommt kein einziges Rennen live mit. Alle haben Laufverbot auf ihrer Heimatstrecke. Veranstalter-Schicksal.

Der Mutmacher am Mikrofon

Jochen Baumhof hat es da wohl noch am besten von allen. Er hält an Start und Ziel das Mikrofon in der Hand und ist Moderator. Mehr noch: Eigentlich ist er der beste Freund der Läufer, der Motivator, der Stimmungsmacher und der Helfer kurz vorm Startschuss. Baumhof zeigt beim Kinderlauf den drei Nachwuchs-Joggern Mayla Groß, Kai Gehrmann und Matti Hecker, wie man sich richtig an den Start stellt, um gut loslegen zu können.

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Er interviewt die Läufer, macht den Zweiflern Mut, beglückwünscht die Sieger, tröstet die vom Rest des Feldes Abgehängten und begrüßt alle, die gerade von ihrer Runde wiederkommen – egal ob entspannt und topfit oder fertig mit Nerven und Kräften und eher über die Ziellinie fallend denn laufend.

„Findet euren Rhythmus!“

Seinen ultimativen Ratschlag ruft Baumhof laut ins Mikrofon: „Leute! Hasst die Berg! Liebt die Berge! Egal. Aber: Findet euren Rhythmus!“ Genau so ist es. Widerspruch gibt es nicht. Nur Abklatschen, Lächeln und Dankbarkeit für lockere Worte wie diese. So ist das eben, wenn die Familie zum großen Lauf-Stelldichein zusammenkommt.

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