Leichlingen zieht weitere BilanzSchäden an Gebäuden von knapp 7,5 Millionen Euro

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Nach wie vor wird überall saniert und geräumt. Die Arbeiten werden noch Monate in Anspruch nehmen. 

Leichlingen – Knapp zwei Monate nach der Flut zieht die Stadt Leichlingen eine weitere Zwischenbilanz. Knapp 110 Anträge auf Soforthilfe sind aus Leichlingen eingegangen, die Stadt hat 3,5 Millionen Euro an Landesmitteln weitergeleitet: An Privatpersonen, an Gewerbetreibende und Landwirte.

Jetzt kommt der nächste Schritt: Wie kommen die betroffenen Bürgerinnen und Bürger an das Geld aus dem Hilfspaket, das die Bundesregierung beschlossen hat? Noch wartet die Stadt auf weitere Details, doch klar ist: Es wird eine Beratungsstelle in Leichlingen geben, wo sich Betroffene informieren können. Am Freitag soll auch das dazugehörige Portal freigeschaltet werden, wo man die Anträge stellen kann. Bis Ende 2023 haben die Bürgerinnen und Bürger Zeit.

Nun hat die Stadtverwaltung auch eine Schadensbilanz ihrer städtischen Gebäude gezogen. Knapp 20 sind betroffen. Die Stadt hat zwar eine Elementarschadenversicherung, doch die Deckungssumme von fünf Millionen Euro im Jahr reicht nicht aus, um alle Schäden abzudecken. Knapp 7,5 Millionen Euro wird die Sanierung insgesamt kosten, davon geht Bürgermeister Frank Steffes aus.

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Die Sekundarschule ist ebenso wie das Alte Rathaus vom Hochwasser betroffen gewesen.

Die Sekundarschule ist ebenso wie das Alte Rathaus vom Hochwasser betroffen gewesen.

Wolfgang Kalski von der Gebäudewirtschaft zählte am Montag die städtischen Gebäude auf, die große und kleine Schäden davongetragen haben. Ein Schwerpunkt ist das Schulzentrum:

■ Ein Gebäude der Sekundarschule und die dazugehörigen Turnhallen plus das Hausmeisterhaus

■ der Keller des Gymnasiums ist nur leicht betroffen

■ Die Aula des Schulzentrums, wo die Technik erneuert werden muss

■ der Keller der GGS Büscherhof

■ das Alte Rathaus, wo die Elektronik erneuert und eine neue Heizung eingebaut werden muss

■das Jugendzentrum Balker Aue, das die Stadt allerdings nur gemietet hat

■ die Parkplatte Brückerfeld, wo die Pumpen und die Verkabelung erneuert werden müssen

■das Bürgerhaus

■ das Rathaus, das eine neue Elektroverteilung erhalten hat und mit sanierten Aufzügen wieder barrierefrei zu erreichen ist. Allerdings gibt es noch letzte Arbeiten im Ratssaal zu erledigen, sodass die Stadt erst im November wieder damit plant, die Ratssitzung dort abzuhalten.

Schulen

Bei den Schulen geht die Stadt in zwei Etappen vor: Für das Hausmeisterhaus der ehemaligen Hauptschule und die Sporthalle der ehemaligen Realschule wurde ein Architekt bereits beauftragt. Für das Gebäude der ehemaligen Hauptschule, die Sporthalle und die Aula des Schulzentrums hat die Stadtverwaltung einen Projektsteuerer ausgeschrieben, hier will sie einen Generalunternehmer ins Boot holen. Doch andere Kommunen suchen ebenfalls. „Wir sind glücklich, wenn wir überhaupt Planer finden“, sagte Steffes. Grundsätzlich werden hier Kräfte dringend gesucht. Der Stadt fehlt ein Haustechniker, sie sucht einen Architekten und auch die Anzeige für einen Hochbautechniker brachte nicht den gewünschten Erfolg. „Der Markt ist leergefegt“, bedauert der Bürgermeister.

Er betonte, dass bei der Sanierung darauf geachtet würde, den neusten Stand der Technik und auch Nachhaltigkeitsaspekte im Blick zu haben.

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Handel

Die Stimmung im Handel knapp acht Wochen nach dem Hochwasser steht auf: verunsichert, aber leicht hoffnungsvoll. „Die meisten Händler werden weitermachen“, fasst Lothar Feuser vom Wirtschaftsförderungsverein Leichlingen seine Erkenntnisse zusammen. Doch die Unsicherheit bleibt: Beim verkaufsoffenen Sonntag Ende August machten nur 15 Läden mit, die seien allerdings „zufrieden“ gewesen, betonte Feuser. Aufgrund der noch fragilen Situation hat man sich entschlossen, die „Heimatshoppen“-Aktion, die ursprünglich Anfang Oktober stattfinden sollte, zu verschieben – es hätten sich sowieso nur zwölf Teilnehmende in Leichlingen und Witzhelden gefunden. Aber noch in diesem Jahr soll ein neuer Termin gefunden werden, bekräftigt Feuser. Grundsätzlich Sorgen um die Attraktivität der Stadt macht er sich nicht, „das Interesse ist nach wie vor da“. Die Bestandsaufnahme des Wirtschaftsförderungsvereins gemeinsam mit der städtischen Wirtschaftsförderin Myriam Passing hat ergeben, dass nur noch in einem Fall eine Lösung gefunden werden muss, alle anderen betroffenen Geschäfte haben schon Alternativen gefunden, ob das ein Container ist oder ein alternativer Standort. Es seien nur wenige Geschäfte bekannt, die schließen, sagt Feuser. Immerhin. Nach wie vor sind viele Geschäfte vor allem auf der Marktstraße und Gartenstraße geschlossen. Es werde noch Monate dauern, bis die meisten betroffenen Läden saniert wieder öffnen können.

Was in Erinnerung bleibt, ist aber auch „die unglaubliche Hilfsbereitschaft“, sagt Lothar Feuser. Manchmal zeige die Not, wie hoch die Empathie sei.

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