Leichlinger BücherschrankEin ständiges Geben und Nehmen

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Helferteams des Fördervereins der Stadtbücherei bei der Inspektion am Bücherschrank im Brückerfeld.

Helferteams des Fördervereins der Stadtbücherei bei der Inspektion am Bücherschrank im Brückerfeld.

Leichlingen – Urlaubszeit ist Lesezeit. Zu Beginn der Sommerferien war er vergleichsweise leer, der meistens überfüllte öffentliche Bücherschrank im Brückerfeld. Viele Leserinnen und Leser haben offensichtlich die Chance genutzt, sich am Secondhand-Regal des Fördervereins der Leichlinger Stadtbücherei mit Lektüre für die Reise oder die Freizeit auf dem Balkon einzudecken.

Leere Fächer sind ansonsten aber eine Seltenheit in der kostenlosen Tauschbörse an der Postwiese. Gut 200 Bände passen normalerweise dort hinein, wenn sie ordentlich sortiert werden. Oft sind es aber auch 400, die sich in mehreren Reihen hintereinander und übereinander stapeln. Denn sehr viele Menschen stellen ihre ausgelesenen und zu Hause aussortierten Bücher gerne zur Wiederverwendung und zur Freude anderer in den Bücherschrank ein.

Immer göffnet

Die Lesestation für alle ist täglich 24 Stunden lang zur Selbstbedienung geöffnet. Das funktioniert seit sechs Jahren bestens. Im Februar 2015 hat der Förderverein das Regal mit Plexiglastüren, das von beiden Seiten aus benutzbar ist, mit Hilfe von Spendengeldern und Sponsoren aufgestellt.

Am Montag trafen sich die Ehrenamtlichen dort zur Aufräumaktion, um den Schrank gründlich zu säubern und einen kritischen Blick auf die Bestände zu werfen. Das machen 16 Vereinsmitglieder zwar regelmäßig. Jetzt aber war Großreinemachen angesagt, wurden Aufkleber, die Schmierfinken hinterlassen haben, und Unkraut rund ums Fundament entfernt.

Fast täglich Kontrollen

Und es war ein „Qualitäts-Check“ angesagt, wie die Vereinsvorsitzende Dagmar Pärsch-Roos es nannte. In Zweier- und Dreierteams wechseln sich die Vereinsmitglieder monatlich ab, um regelmäßig nachzuschauen, ob in der Vitrine alles in Ordnung ist. Oft sind die Diensthabenden täglich vor Ort.

Dann werden die Reihen geordnet und nicht vermittelbare Titel aussortiert. Das ist eine Daueraufgabe, bei der sich die Bücherfreunde am Geschmack der Kundschaft entlang hangeln. Ladenhüter, die den Platz blockieren, müssen frischem Nachschub weichen. Groschenromane, Sammelbände, veraltete Reiseführer, ausgediente Schulbücher, Computer-Anleitungen und Lexika von anno dazumal werden regelmäßig ebenso in die blaue Papiertonne oder auf dem Wertstoffhof entsorgt wie beschädigte oder nach Keller riechende Erbstücke.

Manches ist unbrauchbar

Es kommt durchaus vor, dass jemand feucht gewordene Sachen, die in die Mülltonne gehören, entsorgt. Einmal, berichten die Helfer, hat jemand neben dem Schrank einen komplett mit Büchern beladenen Einkaufswagen von Aldi über Nacht draußen in den Regen gestellt. Die Resterampe, die niemand mehr haben will, mache aber nur 20 Prozent der Ware aus, schätzt Pärsch-Roos, 80 Prozent der Leute gingen verantwortungsbewusst mit dem Service um und stiften sinnvolle Exemplare: „Die meisten Nutzer sind sehr ordentlich und bedanken sich manchmal sogar bei uns“, berichtet sie von guten Erfahrungen: „Der Schrank erfreut sich großer Beliebtheit, der Durchsatz liegt meistens bei rund 100 Büchern täglich. Manche Bücher stehen höchstens einen Tag im Schrank, bis sie einen neuen Liebhaber gefunden haben. Das ist nachhaltig und trägt zur Klimaneutralität bei.“

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Die Scheiben sind mittlerweile arg zerkratzt und müssten irgendwann erneuert werden. Die Reinigung von Kleber-Resten hat ihre Spuren hinterlassen. Aber massive Zerstörungen hat es in all den Jahren bisher nicht gegeben. Stattdessen Anfragen aus anderen Städten nach der Funktionalität des Leichlinger Bücherschranks, der ein Unikat Marke Eigenbau ist.

Romane, Bestseller-Autoren, Krimis und möglichst neuwertige Bände sind natürlich am beliebtesten und stets schnell weg. Was sich die Initiatoren häufiger wünschen, sind Kinderbücher, die seltener im Schrank landen.

Aber auch jetzt steht noch Urlaubslektüre im Regal: Wie wäre es etwa mit dem Thriller „Die Ibiza-Spur“, dem Bildband „So schön ist die Lüneburger Heide“ – oder dem Schmöker „Der große Regen“? Der spielt zwar in Indien, aber monsunartige Regenfälle drohen auch hier ja immer öfter.

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