25 Jahre BauernmarktWarum die Schlebuscher ihren Markt lieben

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Mittlerweile hat sich der Markt vom Arkadenplatz aus auch auf die Fußgängerzone ausgeweitet

Leverkusen – Selten hat man so viel Begeisterung für Obst und Gemüse bei Siebenjährigen gesehen. „Kürbis!“, schreit ein Junge. „Nein, Kürbis ist Gemüse“, bekommt er von einer Klassenkameradin gesagt. Darauf rufen die Karotten kauenden Kinder: „Ananas! Kiwi! Banane!“ In den Händen halten sie rote Rosen, die es beim Einkauf am Stand von Familie Baum neben den Karotten geschenkt gab.

Gratis-Äpfel und Rosen

Die Aufgabe der 2c: Auf dem Schlebuscher Bauernmarkt sollen sie Zutaten für einen Obstsalat kaufen, maximal zehn Euro stehen zur Verfügung. Für die Ananas reicht das Geld nicht mehr, erklärt die Lehrerin, aber ein Pfirsich ist noch drin. Und dann gibt es auch noch Gratis-Äpfel von Markus Vogel am Stand von Hof Jüch. 

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Markus Vogel vom Hof Jüch ist Mitglied der ersten Stunde

„Wir beschäftigen uns gerade mit gesunder Ernährung, außerdem ist Ernte-Dank-Zeit und auch der Umgang mit Geld ist ein Thema“, erklärt die Lehrerin den Ausflug zum Arkadenplatz. Dass er ausgerechnet am Tag des 25. Jubiläums des Marktes stattfindet, war nicht geplant. Aber so gibt es noch rote Rosen zum Einkauf. „Da haben wir ganz schön Glück gehabt“, sagt die Lehrerin und die Kinder jubeln. Selten hat man bei Siebenjährigen so viel Begeisterung für Obst und Blumen gesehen. „Das macht hier viel mehr Spaß als im Supermarkt“, sagt ein Mädchen. 

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So soll es sein, das Markterlebnis, sagt Vogel. Sein Steinbücheler Hof Jüch ist „Mitglied der ersten Stunde“ auf dem Schlebuscher Bauernmarkt, der immer donnerstags und samstags zusätzlich zum Wochenmarkt am Mittwoch auf dem Marktplatz stattfindet. „Ich komme aus Schlebusch, da war es ganz klar, dass wir dabei sind“, sagt Vogel. Persönlich mag er den überschaubaren, kleinen Arkadenplatz. „Das Angebot ist vielfältig und die Wege sind kurz. Und wir Standbetreiber verstehen uns alle gut.“

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Angelika Baum von der Gärtnerei Baum

Das spüren auch die Kunden, ist Angelika Baum überzeugt, die mit ihrem Mann Johannes ebenfalls fast seit Anbeginn des Marktes dabei ist. „Die Stimmung hier ist immer freundschaftlich und familiär. Wenn jemand nach einem Rezept für ein bestimmtes Gemüse fragt, antwortet auch schon mal der nächste in der Schlange.“

Bei der Düsseldorfer Gärtnerei Baum ist Angelika für die Blumen zuständig, Johannes für Obst und Gemüse. Natürlich hat sich im Laufe der Jahre auch die Nachfrage verändert: „Das klassische Gesteck aus Tannenzweigen ist nicht mehr so gefragt“, sagt Baum. Gerne legt sie aber Pflanzkörbe aus ihrem aktuellen Sortiment an. „Da können die Leute schon mal sehen, wie das im Garten aussehen kann.“ 

Mehr junge Kundinnen

Gerade seit Beginn der Pandemie sind mehr junge Kundinnen und Kunden dazu gekommen, sagt Baum. Vor allem natürlich samstags. „Ich glaube, durch Lockdown und Homeoffice haben viele wieder mehr zum Kochen gefunden. Und beschäftigen sich auch mehr mit den Produkten.“

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Kundin Ines Schuh

Das gilt auch für Ines Schuh, die an der durchaus beachtlichen Schlange an Essers Hofladen ansteht. „Daran sieht man doch, dass die Menschen trotz aller Preissteigerungen auf dem Markt einkaufen“, sagt die junge Mutter. Sie selbst kaufe vor allem Wurst, Fleisch, Obst und Gemüse auf dem Markt, Qualität und Regionalität ist ihr wichtig. „Wegen steigender Preise gehe ich nicht in den Discounter, dann kaufe ich lieber etwas weniger.“ 

Keine Pommesbude

Das hochwertige Angebot ist der verantwortlichen Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch (WfG) auch für die nächsten 25 Jahre wichtig. „Wir wollen weiter wachsen“, sagt der Vorsitzende Ulrich Kämmerling. Bereits vor Jahren hat sich der Markt wegen neuer Brandschutzverordnung in die Fußgängerzone ausgeweitet, mit den Corona-Auflagen waren noch größere Abstände nötig, damit sich Kunden nicht zu Nahe kommen. „Das neue Standkonzept haben wir gemeinsam mit den Marktbeschickern erarbeitet, das kannten die so gar nicht. Andere Märkte sagen einfach: Du stehst da!“, sagt Kämmerling. Auch das ein Zeichen für das freundschaftliche Miteinander.

Weiter wachsen

Textilien oder Chinaware wird es hier auch in Zukunft nicht geben. „Wir haben immer wieder Anfragen, aber wir schauen schon genau, dass es passt“, sagt Thomas Ratte. Zum Frühling soll ein Stand mit Speisen zum Sofortverzehr kommen. „Aber da nehmen wir nicht irgendeine Pommesbude.“ Und der Betreiber muss für beide Markttage zusagen: Donnerstag und Samstag.  

Bis das Realität wird, wird erst einmal noch gefeiert: Wie bereits am Donnerstag wird auch am Samstag von 9 bis 13 Uhr Profikoch Henk van den Born Marktbesucher bekochen, um 10 Uhr gibt es eine kleine Jubiläumsveranstaltung mit Vertretern von Stadt und WfG.

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