Berufskolleg OpladenSo wählen die Schüler nach einer politischen Diskussionsrunde

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Lebhafte Diskussion: (v.l.) Dustin Huber, Jonas Dankert, Maximilian Abraham , Nick Adams, Cornelia Besser und Carlo Clemens.

Lebhafte Diskussion: (v.l.) Dustin Huber, Jonas Dankert, Maximilian Abraham , Nick Adams, Cornelia Besser und Carlo Clemens.

Leverkusen – Stimmengewirr im Berufskolleg Opladen. Kein Wunder, wenn über hundert Schüler aus unterschiedlichen Klassen in einem Raum zusammenkommen. Den sechs Personen im vorderen Teil des Raumes werden misstrauische Blicke zugeworfen. 90 Minuten haben diese jungen Parteivertreter von SPD, CDU, Linke, Grüne, FDP und AfD Zeit, die Schüler von ihrer politischen Position zu überzeugen – und kritische Fragen zu beantworten. Denn am Ende der Veranstaltung wird gewählt. Zwar noch nicht die „richtige“ Europawahl. Eine interne aber auf jeden Fall.

Geteilte Meinungen

„Unter uns sind viele Erstwähler. Wir wollen hier also nicht um den heißen Brei herumreden, damit wir uns alle ein klares Bild machen können“, sagten einige ausgewählte Schüler in ihrer Moderation. Mit roten Papierkarten legten sie den Jugendlichen ein vielbenutztes Werkzeug in die Hand: Sie sind das Zeichen für „Ich möchte, dass der jeweilige Politiker nicht mehr weiter zu Wort kommt“. In diesen Minuten im Opladener Berufskolleg wünscht man sich, es wäre auch in der realen Politik manchmal so einfach.

Nach einer Vorstellungsrunde – jeder Politiker soll sich in 60 Sekunden kurz präsentieren – geht es ans Eingemachte. Nacheinander werden Themen wie der Klimawandel und die Flüchtlingspolitik in die Runde geworfen. „Laut wissenschaftlichen Studien besteht der Klimawandel zu 99 Prozent. In Deutschland glauben aber nur 86 Prozent der Menschen daran“, sagt Dustin Huber (SPD), „es ist ein Unding, dass die Schüler kritisiert werden, die freitags dafür auf die Straße gehen.“

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Zustimmung erfährt er von Maximilian Abraham (Linke) und Nick Adams (Grüne). „Es würde aber glaubwürdiger wirken, wenn ihr euch am Wochenende engagiert. Ich kümmere mich um meine Partei auch ehrenamtlich in meiner Freizeit“, argumentiert Jonas Dankert (CDU) und erntet zustimmendes Nicken seitens FDP und AfD.

Andere Positionen tolerieren

Während die Parteivertreter sich in der Diskussion verstricken, fangen im Publikum einige zu flüstern an. Besonders unruhig wird es, sobald Carlo Clemens (AfD) zu Wort kommt. Direkt schnellen rote Karten in die Höhe. „Ich finde, man sollte hier sachlich bleiben. In einer Demokratie muss man unterschiedliche Positionen ertragen“, versucht Dankert die Stimmung zu beruhigen. Das Publikum lässt ihn damit aber vor eine Wand laufen. „Hier in der Umgebung hängen nirgendwo AfD-Plakate. Für diese Partei ist bei uns kein Platz“, wagt sich eine der Schülerinnen vor, bevor es nach der Veranstaltung heißt: Einen Direktkandidaten und eine Partei wählen – wie bei der Bundestagswahl.

Die Wahlergebnisse

106 Stimmen wurden am Freitag im BKO ausgezählt. Davon erhielten 58% die Grünen, 12% die CDU, 12% die SPD, 10% die Linken, 4% die AfD und 3% die FDP. Ähnlich die Reihenfolge der Parteien bei der Wahl des Direktkandidaten: Adams (42 %), Dankert (32%), Abraham (13%), Huber (9%), Clemens (3%) und Besser (1%).

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