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Guildo Horn und Jürgen Drews„Meister“ und Schlagerkönig gemeinsam bei der Bierbörse

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Der „Meister“ auf der Bühne (r.), gemeinsam mit Schlagerkönig Jürgen Drews (l.)

Leverkusen-Opladen – Es gibt Konzerte, bei denen ist die Magie, die sich am Ende auf der Bühne Bahn brechen wird, schon zwei Stunden vor dem ersten Ton zu spüren. Und sie ist umso intensiver, je ausgefuchster die späteren Protagonisten sind. Guildo Horn und Jürgen Drews sind nun sehr ausgefuchst. Sie sind ja nicht umsonst der Meister (Guildo) und der Onkel (Jürgen) der deutschen Schlagerei. Und der Onkel lässt die Magie raus in dem Moment, in dem er backstage mit dem Meister über den bevorstehenden gemeinsamen Auftritt bei der Opladener Bierbörse plaudert und verlauten lässt: „Du bist der geilste Typ, Guildo!“

Dieser saloppe Satz signalisiert: Hier verstehen sich zwei aus dem Künstler-Metier, sind dicke Kumpel und werden das Konzertkind, um das sie sich da gleich kümmern müssen, schon schaukeln. Schließlich haben sie zwar noch nie zuvor nebeneinander auf der Bühne gestanden, wie sie sagen. Aber sie haben 1997 immerhin schonmal zusammen eine Platte aufgenommen. „Danke“ von Guildo Horn. „Da bist du, Jürgen, eingeflogen ins Studio, hast ein paar Strophen abgesondert – und warst wieder weg“, erinnert sich der Meister, ehe sein Gegenüber ergänzt: „Genau! Du hast damals zu mir gesagt: „Ich wusste gar nicht, dass du so gut singen kannst.“ Aber ich konnte bei dir eben mal so richtig losjodeln und Koloraturen singen.“

Nun ist 2019. 22 Jahre nach dem Losjodeln im Studio. Und jetzt haut das Duo bei der „Silberhochzeit“, dem 25. Konzert von Horn und seiner Band Die Orthopädischen Strümpfe im Rahmen der Opladener Bierbörse in Folge so richtig einen raus. Jürgen Drews ist mittlerweile 74, Guildo Horn im „Künstleralter 66“, wie er betont. Und der Meister kommentiert den Einwurf seines Schlagerfreundes, dass man dieses Alter natürlich mittlerweile spüre, nur lapidar und einen Ausblick auf das spätere Konzert gewährend: „Das ist doch ganz normal. Du selber hast ja immer sehr auf Material gesungen. Vollgas und live auf die Art: »Gib’ alles rein!« Und wenn man das immer so macht, dann merkt man das eben auch irgendwann.“ Ist doch kein Ding, soll das heißen.

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„Mexico Mama Loo“ ist wie ein Jungbrunnen

Denn wenn es dann um die Wurst geht, wie auf der Bühne unterm Schusterinsel-Zelt, ist sowas ohnehin völlig egal. Dann wirken das „Bett im Kornfeld“ oder „Mendocino“, „17 Jahr’, blondes Haar“ oder „Wieder alles im Griff“, „Griechischer Wein“ oder „Mexico Mama Loo“ wie ein Jungbrunnen: Der Meister legt das Oberteil ab und wird zum halbnackt wirbelnden Tanz-Derwisch. Onkel Jürgen lässt in weißer Kutte die E-Gitarre krachen und trällert seine Koloraturen wie ein junger Gott. Und das Publikum im Zelt rastet aus mit blinkenden Einhornhörnern auf dem Kopf, bunten Blumenkronen im Haar und jubiläumssilberhochzeitsjeck laut mitsingend.

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Gegen Ende der Feierlichkeiten gibt es dann noch „Hello again“, „Aber bitte mit Sahne“ sowie Nussecken auf Riesen-Backblechen für alle. Das „Lalelu“ gerät zum Abgesang der Seligkeit. Und es wird jedem, der dabei ist, klar, was die beiden Stars meinen, wenn sie sich – wie vor dem Konzert beim magisch-entspannten Gespräch hinter der Bühne – zum Thema Rente äußern. „In diesem Job sagt man nicht: „Ich gehe jetzt in Rente.“ Der hat mit Berufung und Leidenschaft zu tun“, sagt Guildo Horn. Jürgen Drews prophezeit: „Das kann ich nur unterstreichen. Ich weiß: Entweder, ich kippe auf der Bühne um – oder ich schlafe in den Armen meiner Gattin Ramona ein.“ Apropos Ramona: Mit der habe er kürzlich auch Silberhochzeit gefeiert. Wunderschön sei das gewesen, betont Jürgen Drews. Und das nimmt man ihm auch sofort ab. Indes: Seine glänzenden Augen beim Entgegennehmen des Applauses verraten, welche Silberhochzeit die bessere war.  

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