Liveticker zum Europa-League-HalbfinaleLeverkusen feiert einen Feiertag ohne Happy End

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Choreographie Bayer Leverkusen - Rom

“Let's reach for the stars”: Choreografie der Fans von Bayer Leverkusen

Auch wenn es nicht zum Finaleinzug gereicht hat: Die Fans von Bayer 04 Leverkusen haben den besonderen Tag zu einem echten Feiertag gemacht.

22:56 Uhr: Abpfiff

Das Spiel endet 0:0, Leverkusen hat es nicht geschafft, einen Weg ins Tor der Römer zu finden, die sich alleine auf Verteidigen und Zeitspiel konzentriert haben. Damit fährt Rom zum Finale nach Budapest, die Leverkusener Fans im Stadion sind außer sich ob der wenig sportlichen Leistung des Gegners. An der Unterstützung der Fans hat es jedenfalls nicht gelegen. Sie haben den ganzen Tag zu einem Feiertag gemacht. Wenn auch ohne Happy End. 

21:48 Uhr: Halbzeit

Zur Halbzeit steht es 0:0. Bayer Leverkusen ist die spielbestimmende Mannschaft, Rom beschränkt sich darauf, den 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel zu verteidigen. Der hätte schon nach 12 Minuten dahin sein können, als Diabys Schuss am Lattenkreuz abprallte. So braucht Leverkusen weiterhin ein Tor für eine Verlängerung – und zwei für den Finaleinzug. Sofern Rom nicht trifft.

21:00 Uhr: Anpfiff

Unter dem Motto: „Let's reach for the stars“ hat die Bayarena ihre Mannschaft mit einer großartigen Choreografie quer über die Nord- und Osttribüne empfangen.  Einen Raketenstart wünschen die Fans jetzt der Werkself. 

19.45 Uhr: Fans empfangen Mannschaftsbus

Der Fan-Marsch ist auf der Bismarckstraße angekommen und empfängt den Mannschaftsbus von Bayer 04.

Bayer-04-Fans zünden Pyro, während sie auf den Mannschaftsbus warten.

Bayer-04-Fans zünden Pyro, während sie auf den Mannschaftsbus warten.

17.30 Uhr: In Wiesdorf übernehmen langsam die Romanisti

Ab halb fünf finden sich am anderen Ende Leverkusens in Wiesdorf auch immer mehr Fans der Roma ein. Ihnen wurde die City als Treffpunkt vorgegeben. Was auffällt: Es sind mitnichten nur italienische Fans aus Deutschland, die hier stehen und sich mit Kölsch und vor den wenigen geöffneten Restaurants sitzend – unter anderem freut sich das Team der Pizzeria „Mille Lire“ über einen nicht zu geringen Umsatz – aufs Spiel einstimmen, sondern Fans aus ganz Europa. Kölsch aus Dosen gibt's für die Romanisti übrigens auch von der Eisdiele an der Rathaus-Galerie.

Unter ihnen auch Giorgio und Lex. Die beiden kommen zwar aus dem englischen Bristol und sind dort geboren, ihre Familien indes stammen nach Aussage Lexes aus Rom. „Und wir sind in Bristol nicht die einzigen Romanisti“, sagt Giorgio. Knapp 50 hätten sich im „Roma Club Bristol“ organisiert und reisten regelmäßig vor allem zu Europacupspielen ihres Vereins.

Gegründet wurde der Fanclub im vergangenen Jahr nach dem Triumph im Finale der neuen Europa Conference League, den die AS als erster Club überhaupt gewinnen konnte. „Da war es endlich Zeit, das mal zu tun, nachdem wir zuvor jahrelang nur darüber gesprochen hatten.“

Halbfinale Europa League Rückspiel Bayer 04 Leverkusen AS Roma Roma Club Bristol, Giorgo (l.) und Lex

Zwei vom „Roma Club Bristol“ aus England zu Besuch in Leverkusen: Giorgo (l.) und Lex

Noch wesentlich länger dabei ist die Truppe aus den Freunden Sergio, Emanuele, Johnny, Mino und Vito. Die fünf, allesamt organisiert im „Roma Club Lucania“, kennen sich seit einer gefühlten Ewigkeit. Sergio kommt aus Rom, sah sein erstes AS-Spiel im Jahre 1968 gegen die heute in der Serie C kickende US Catanzaro, hat eine Dauerkarte in der römischen Curva Sud des Stadio Olimpico.

Emanuele und Vito sind ebenfalls aus Rom und Dauerkarteninhaber. Johnny kommt aus London. Mino aus der Region Lucania in Süditalien, die Namensgeber des Fanclubs ist.  Während Giorgio und Lex aus Bristol verhalten optimistisch sind und vor dem Spiel gegen die Werkself keinen Tipp wagen wollen, „weil's Unglück bringt“, wie Giorgio beinahe schon erschrocken sagt, haben Sergio und Co. die Flüge und Hotelzimmer fürs Finale in Budapest schon gebucht. Sicher ist sicher.

Halbfinale Europa League Rückspiel Bayer 04 Leverkusen AS Rom, Sergio, Emanuele, Johnny, Mino, Vito (v.r.).

Sergio (rechts) aus Rom und seine Kumpel aus anderen Teilen Italiens sowie London gehören zum Fanclub Lucania und reisen ihrer Roma mitunter schon seit Ewigkeiten hinterher.

17 Uhr: Der Fan-Marsch zum Stadion ist gestartet

Um Punkt 17 Uhr startet der Marsch in Richtung Stadion.

Um Punkt 17 Uhr startet der Marsch in Richtung Stadion.

Um Punkt 17 Uhr startet der Marsch Richtung Stadion unter lauten „Europapokal! Europapokal!“-Rufen. Und während die singenden Fans vorbeiziehen, stellen wir fest, dass die Kollegin vor Ort überhaupt keine Menschenmengen schätzen kann: Hier machen sich locker 2000 Menschen auf den Weg. Die Kölner Straße ist aktuell gesperrt.

Einiges an Müll bleibt zurück, doch die Kehrmaschine ist schon da.

Einiges an Müll bleibt zurück, doch die Kehrmaschine ist schon da

Einiges an Müll bleibt zurück, doch die Kehrmaschine ist schon da. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern kommt zu spät. „Die bauen schon ab“, sagt der Vater. Und verspricht den Kindern: „Aber wenn die den Pokal gewinnen, dann ist hier wieder Party.“

16:38 Uhr: Leverkusener freuen sich für ihre Fans

Daniela Frühling und Riccardo Bitonti strahlen.

Daniela Frühling und Riccardo Bitonti strahlen.

Daniela Frühling und Riccardo Bitonti strahlen. „Ich bin seit 12 Jahren im Fanprojekt, sowas wie das hier habe ich in der ganzen Zeit noch nie erlebt“, sagt die Leiterin des Fanprojekts Leverkusen. „Das ist wirklich ganz großes Kino, was die Ultras hier auf die Beine gestellt haben, trotz der Umstände, in der Kürze der Zeit. Das hat viel Schweiß und schlaflose Nächte gekostet.“ Besonders toll findet sie, dass Fans aus allen Bereichen und jeden Alters gekommen sind. „Das wird heute die Kunst sein, das ganze Stadion hinter der Mannschaft zu vereinen. Das braucht es für einen Sieg!“

Hanni Bach mit Gehhilfe in Opladen.

Hanni Bach freut sich über die friedliche Stimmung unter den Bayer-04-Fans..

Hanni Bach wohnt im Seniorenheim Upladin. „Da habe ich den Lärm gehört und dachte, da muss ich doch mal gucken gehen“, sagt die 82-Jährige und mischt sich mit Gehhilfe ins Getümmel. Für Fußball interessiert sie sich nicht so sehr, aber heute drückt sie der Werkself die Daumen. Dass die Fans sich in der Opladener City treffen dürfen, findet sie toll. „Mit den Römern in Wiesdorf – das geht ja nicht!“ Aber dass hier was los ist, das gefällt ihr. „Hoffen wir, dass es friedlich bleibt.“

16 Uhr: Bayer-04-Fans singen Vereinshymne

Die Leverkusener Sängerin Luisa Skrabic heizt der mittlerweile auf mindestens 400 Fans angewachsenen Menge in Opladen ein.

Die Leverkusener Sängerin Luisa Skrabic heizt der mittlerweile auf mindestens 400 Fans angewachsenen Menge in Opladen ein.

Die Leverkusener Sängerin Luisa Skrabic heizt der mittlerweile auf mindestens 400 Fans angewachsenen Menge in Opladen ein. Ihre eigenen Songs zu Ehren der Bayer-04-Legenden Bernd Schneider und Stefan Kießling kommen gut an. Richtig laut wird es aber, als sie die Vereinshymne anstimmt. „Zwischen Bayerwerk und Wasserturm“ grölen alle mit und strecken schwarz-roten Schals in den strahlend blauen Himmel. Selbst unter den zahlreichen Polizisten am Rand sieht man Menschen im Takt wippen – mehr haben sie aktuell auch nicht zu tun. Die Stimmung ist fröhlich und friedlich.

15.30 Uhr: Bayer-04-Legende steht auf der Bühne in Opladen

Rüdiger Vollborn auf der Bühne.

Rüdiger Vollborn auf der Bühne.

Ex-Bayer-04-Torhüter Rüdiger Vollborn auf der Bühne. „Ich schreibe gerne Geschichte“, ruft der Mann, der heute vor 35 Jahren den UEFA-Cup gewonnen hat. Der Jubel ist riesig. Sehr aufgeregt sei er, gesteht Vollborn: „Ich bin auch ein bisschen abergläubisch, deswegen schaue ich das Spiel heute an einem Platz, an dem wir noch nie verloren haben! Ihr werdet mich nicht sehen, aber ich gebe alles!“ An die Fans appelliert er: „Seid so früh wie möglich im Stadion, ihr könnt mit eurer Unterstützung richtig viel bewirken. Heute, hier und jetzt wird es gebacken!“

15.20 Uhr: Fans kommen aus allen Richtungen nach Leverkusen

Die Schwestern Carolin und Cathleen.

Die Schwestern Carolin (l) und Cathleen sind jeweils rund 500 Kilometer aus Süd und Ost angereist: Carolin vom Bodensee, Cathleen aus Chemnitz.

Die Schwestern Carolin (l.) und Cathleen sind jeweils rund 500 Kilometer aus Süd und Ost angereist: Carolin vom Bodensee, Cathleen aus Chemnitz. Bayer-Fans sind sie aus ihrer gemeinsamen Zeit in Leverkusen. Und der nächste Trip ist schon fest geplant: Zug, Hotel und Tickets für Budapest sind gebucht. „Wir nehmen die Pfingstfeiertage mit und machen einen Städtetrip daraus“, sagt Cathleen. Für den krönenden Abschluss müssen jetzt nur noch die Leverkusener Kicker ihr Ticket nach Budapest klarmachen.

15.12 Uhr: Sprechchöre hallen durch Leverkusen

Um 15:12 Uhr schallen zum ersten Mal richtig lautstarke „Leverkusen“ Sprechchöre durch die Stadt als der Moderator von der Bühne ruft: „Heute ist das wichtigste Spiel seit 20 Jahren.“ Dann werden die Spielregeln erklärt: Um 17 Uhr ist Abmarsch zum Stadion und dabei wird die Bismarckstraße freigehalten, damit der Mannschaftsbus auch durchkommt. „Das haben wir der Stadt versprochen und wir sind extrem dankbar, dass das heute hier so spontan stattfinden kann. Die Bürokraten haben uns den Arsch gerettet!“

15 Uhr: Bayer-04-Fans träumen schon vom Finale

Road To Budapest steht auf dem Schal, den Bülent in der Opladener Fußgängerzone in die Höhe streckt. Er und sein Freund Samet sind überzeugt: „Wenn die schwarz-roten Jungs das heute schaffen, fahren wir dahin und unterstützen sie.“ In Budapest findet am 31. Mai das Finale der Europa League statt. „Bisher konnten wir wegen unserer Jobs leider keine Auswärtsfahrten in Europa machen, aber dafür nehmen wir uns die Zeit!“, sagt Samet siegessicher.

Road To Budapest steht auf dem Schal, den Bülent in der Opladener Fußgängerzone in die Höhe streckt.

Road To Budapest steht auf dem Schal, den Bülent in der Opladener Fußgängerzone in die Höhe streckt.

Noch gute sechs Stunden bis zum Anpfiff in der BayArena. Rund 200 Fans haben sich bereits in Opladen an der Aloysius-Kapelle eingefunden. Auch die Polizei ist vor Ort, aber alles ist friedlich. Die Fans trinken aus Dosen und hören Musik aus den Boxen. Auch eine Bühne ist aufgebaut, darauf wird später die Band „Harte Garde“ spielen.

Fans versammeln sich in Leverkusen-Trikots in Opladen.

Auf einer Bühne kündigt sich der Auftritt der Band „Harte Garde“ an.

13 Uhr: Zwillinge fiebern im Klinikum Leverkusen mit

Gerade einmal acht Tage alt sind die Zwillinge Carlo und Luca. Aber seit dem Tag ihrer Geburt sind sie bereits Bayer-04-Mitglieder. Ganz die Mutter. Denn auch Simone Rockenfeller ist seit 43 Jahren Mitglied und seit fast 30 Jahren stolze Dauerkartenbesitzerin. Das Europa-League-Halbfinale gegen die Roma kann sie aber nicht im Stadion verfolgen. Sie und ihre beiden Söhne müssen noch im Klinikum bleiben. Die drei sind trotzdem mit vollem Herzen dabei: „Wir bereiten uns aber auf das Match im Krankenhaus vor und drücken die Daumen ...“

Eine Bayer-04-Decke, daneben zwei Babyhände und ein Stofftier.

Die Zwillinge Carlo und Luca Rockenfeller sind seit dem Tag ihrer Geburt Bayer-04-Mitglieder.

12 Uhr: Uefa-Cup-Sieg heute vor genau 35 Jahren

Wenn das mal keine guten Vorzeichen sind: Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte von Bayer 04 Leverkusen, der Gewinn des Uefa-Cups  ist heute – auf den Tag genau! – 35 Jahre her. Hier erinnert sich unser Kollege Frank Nägele an die magische Nacht des 18. Mai 1988: 

11.30 Uhr: Noch neuneinhalb Stunden

Auf einem Gartentisch liegt eine Ausgabe des „Leverkusener Anzeiger“, darauf stehe eine Bayer-04-Tasse.

Bald geht es los. Immer mittendrin: Der „Leverkusener Anzeiger“.

Für die Fußball-Profis gilt es, einen 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen. Und für die Fans gilt es, diesen Tag, der nicht nur ein sportlicher, sondern auch noch ein kalendarischer Feiertag ist, zu einem eben solchen zu machen. Nachdem die Polizei der Fanvereinigung Nordkurve 12 verboten hat, sich im Wiesdorfer Zentrum zu versammeln und zwei Eilanträge dagegen vor Gericht gescheitert sind, findet die Versammlung jetzt in der Opladener Innenstadt statt.

Ab 14 Uhr treffen sich hier die Fans zu verschiedenen Programmpunkten, ab 17 Uhr marschieren sie gemeinsam Richtung Stadion. 

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