Frühjahrsempfang in LeverkusenSo stellt sich die SPD eine Bildungsreform vor

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Jochen Ott SPD Leverkusen

Der Kölner Landtagsabgeordnete und SPD-Bildungsexperte Jochen Ott sprach im Sensenhammer über Bildung.

Leverkusen – Warum sagen alle Politiker immer, dass Bildung das Wichtigste ist, dass wir mehr in unsere Kinder investieren müssen, mit höchster Priorität. Und warum liegt Deutschlands Bildungssystem dennoch am Boden? „In NRW können 20 Prozent der 15-Jährigen nicht richtig schreiben, rechnen und lesen“, sagt Jochen Ott beim Frühjahrsempfang der Leverkusener SPD. „Das heißt: Jeder Fünfte scheitert!“ In jedem Unternehmen würde man damit das System als gescheitert ansehen.

Alles lähmt sich gegenseitig

Der Kölner Landtagsabgeordnete und Bildungsexperte äußert im Freudenthaler Sensenhammer seine Theorie, warum das so ist: „Es gibt in der Bildungspolitik niemanden, der verantwortlich ist.“ Luftfilter? Toiletten? Schulsozialarbeit? Digitalisierung? Mal hat die Kommune, mal das Land, mal die Bezirksregierung versagt. „Die Verantwortung, wenn etwas nicht klappt, wird immer auf die andere Ebene geschoben.“ Alles lähmt sich gegenseitig.

Streit um Nichtigkeiten

Dass das auch in Leverkusen der Fall ist, daraus macht Milanie Kreutz keinen Hehl: „Die Arbeit im Rat ist nicht mehr, was sie einmal war“, sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende – und drückt sich dabei noch vorsichtig aus. Die stundenlagen Streitereien um Nichtigkeiten zehren an den Nerven. Auch deshalb will Kreutz neue Orte finden, um Politik zu machen, Lösungen zu finden, endlich voran zu kommen. Wie beim Empfang mit rund 50 Gästen aus Partei-, Stadtverwaltungs- und Wirtschaftskreisen in der stimmungsvoll erleuchteten Sensenschmiede.

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Von einer Förderoffensive für Kitas und Schulen spricht Kreutz, dem Wunsch nach einem „Sondervermögen Bildung“ und der schnelleren Einbindung von Fördermitteln von Land und Bund in Leverkusen. Zumal die Ausbildung von Fachkräften nicht nur die Zukunft sichert, sondern auch die Grundlage für die heutige Elterngeneration ist, um eine Karriere zu starten. „Das kann ich nur, wenn ich weiß, dass mein Kind gut betreut ist.“

Es gehe natürlich nicht alles auf einmal. „Deswegen lassen Sie uns gemeinsam Prioritäten setzen.“ Und endlich loslegen, statt ständig zu streiten. Dass ihr da das Hickhack um die Bebauung an der Heinrich-Lübke-Straße vorgeworfen werden könnte, weiß Kreutz. Ohne, dass in dieser Runde jemand den Vorwurf äußern würde, dass die SPD hier gemeinsam mit der CDU einen schnellen Kitabau verhindert, geht Kreutz darauf ein. „Wir wollen Kitas! Aber als schöner Ort für unsere Kinder in richtiger Größe.“

Konzept auf drei Säulen

Otts Konzept für ein besseres Bildungssystem hat drei Säulen: Ein durchlässigeres Bildungssystem, in dem jeder und jede, die einen Abschluss macht „aus seinem Leben das machen kann, was er oder sie möchte.“ Auch Handwerk sei wichtig, Akademisierung nicht die Lösung. Außerdem ein strukturelle Veränderung nach dem Prinzip „Sprungbrett und Sprungtuch“ in dem jede und jeder „so hoch springen kann, wie er will und immer wieder aufgefangen wird.“ Wenn etwa eine erfahrene OGS-Betreuerin Grundschullehrerin werden will, dann muss das möglich sein, ohne, dass sie bei Null anfangen muss. „Wir können solche Ressourcen nicht mehr vergeuden.“

Und letztendlich fordert er die Bildung einer Expertenkommission aus Wissenschaft, Eltern und Schülern, die verbindlich festlegt, welche Bildungsinhalte wirklich relevant sind. „Klimawandel, Medienkompetenz, Mobbing – wir können den Lehrern nicht sagen, das ist alles wichtig und jetzt macht was draus.“ Mit Bildungsinhalten aus den 60ern und 70ern könne man die Zukunft nicht mehr gestalten.

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