Falten retuschiert? Designerbrille?So werben Leverkusens OB-Kandidaten um Stimmen

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Uwe Richrath

  • Wer wirbt mit welchem Spruch und mit welchem Bild um Stimmen?
  • Wir haben uns die Wahlplakate der Parteien genauer angeschaut: Wer hat da die Falten wegretuschieren lassen oder unterschlägt „zufällig“ den Parteiennamen?

Leverkusen – Die enttäuschende Nachricht zu Beginn: Immer noch gibt es Wahlkämpfer, die ihre Bilder auf Kunststoff-Träger drucken lassen. Etwa die FDP, die Bürgerliste, der Aufbruch Leverkusen und Opladen Plus. Die Grünen drucken ihre Plakate mittlerweile auf Presspappe, wie auch die Oberbürgermeisterkandidaten Schönberger und Richrath.

Baake auf Pappe

Ein Vergleich des Porträts mit von uns selbst gemachten Bildern ergibt, dass der Kandidat Stefan Baake ehrlich ins Rennen gehen will: Er hat sich vom Fotografen nicht sichtbar aufhübschen lassen, weder wurden Falten oder die Zahnstellung korrigiert, nur eine neue Designerbrille, vermutlich Modell Sportwagen aber ohne Markenaufschrift, hat er sich im letzten Halbjahr zum Wahlkampf offenbar gegönnt.

Augenringe nicht vertuscht

Ebenso legen die Berater des Amtsinhabers, Oberbürgermeister Uwe Richrath, offenbar Wert darauf, dass die Retuscheure ihm die Falten im Gesicht und am Hals lassen. Selbst die Tränensäcke und Augenringe sind zu sehen.

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Frank Schönberger

Hätte das Poster eine Sprechblase, könnte die Aufschrift etwa lauten: „Seht ihr, wie ich mich in den vergangenen Jahren als Oberbürgermeister für euch aufgerieben habe?“ Auffällig ist, dass sich zwar ein rotes Quadrat auf dem Plakat links oben pappt, nur das Parteienkürzel „SPD“ fehlt darauf, statt dessen ein stilisiertes Leverkusener Rathaus. Auf den Plakaten von Opladen Plus, die Richrath als OB unterstützen, wird die Partei dagegen angegeben. Mit „SPD“ im Poster, mag man sich gedacht haben, begibt man sich auf Glatteis.

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Karl Schweiger

Apropos glatt: Herausforderer Frank Schönberger verschweigt nicht, dass er der CDU angehört, hat bei der Bildgestaltung aber deutlich mehr Foto-Bearbeitung zugelassen als der ach so abgearbeitete Amtsinhaber. Insgesamt hat er der Retusche erlaubt, seine Gesichtshaut etwas saftiger machen lassen, auch an der Nase scheint etwas verändert worden zu sein. Das Plakat ist eine Montage aus einem Studioporträt vor der Landschaft Neulandpark mit Wasserturm.

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Monika Ballin-Meyer-Ahrens

Auf unseren hundertprozentig unretuschierten Archiv-Vergleichsfotos wirkt der Rechtsanwalt insgesamt etwas mehr gereift. Sein Großplakat mit einem business-mäßigen Schwarz-weiß-Porträt im Amerikanischen Anschnitt (gerade so, dass der Colt noch sichtbar ist) könnte den Titel tragen: Der Visionär. „Wirtschaftsförderung richtig machen“, steht darauf, das könnte aber sein Parteifreund Markus Märtens in den falschen Hals bekommen, der die Wirtschaftsförderung schließlich verantwortet.

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Karl Schweiger, Oberbürgermeisterkandidat der Bürgerliste, gibt sich bescheidener. Sein Poster hat eine DIN-Format-Größe weniger als die anderen. Ordentliches Jackett, gebügeltes Hemd, trotz der Größe enthält es viermal das Wort „Bürger“. Was er in der Hand hält, die am unteren Bildrand zum Teil vom Textfeld mit der Aufschrift „Mit dem Bürger für den Bürger“ verdeckt wird? Ein Kölschglas könnte es sein. Als Hintergrund dient der Neulandpark, in der Unschärfe stehen die Bogenbrücke und der Schornstein der Sondermüllverbrennung

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Stefan Baake

Der Kandidat des rechtsextremen Aufbruch Leverkusen kommt mit einer Fotomontage eines leicht unscharfen Kandidatenporträts vor einem angekauften Foto der Rathaus-Galerie. Seine Parteiemblem soll wie eine Polizeimarke wirken, wie ein Befehl klingt die Aufschrift: „Markus Beisicht wählen“. Die Plakate des AfD-Bewerbers waren bis gestern noch nicht zu sehen, werden aber sicherlich auch noch im Stadtbild auftauchen.

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Opladen plus

Monika Ballin-Meyer-Ahrens Plakat-Porträts sind klar und scharf in Schwarz-weiß, auf den ersten Blick unretuschiert. Die FDP-Kandidatin kommt mit wechselnden Sprüchen, etwa: „Wirtschaft ankurbeln statt Unternehmen ausbremsen.“ Den Zusatz „Weil Leverkusen.“ muss man nicht verstehen, er ist unvollständig.

In einer früheren Version des Artikels stand irrtümlich, dass die Grünen ihre Plakate auch auf Kunststoff-Trägermaterial drucken lassen. Wir haben das korrigiert.

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