PrinzenvorstellungDer designierte Leverkusener Prinz tritt als Elvis auf

Lesezeit 4 Minuten
Prinz Mally I. trat bei der Prinzenvorstellung am Samstag im Elvis-Kostüm auf.

Prinz Mally I. trat bei der Prinzenvorstellung am Samstag im Elvis-Kostüm auf.

Am 11.11. stellte der Festausschuss Leverkusener Karneval den neuen Prinzen im Saal Norhausen vor, mit einem ganz besonderen Geschenk. 

Im strahlend weißen Elvis-Kostüm und – dank Perücke – mit der dazu passenden Frisur bringt Prinz Mally I. am Elften im Elften mächtig Stimmung in den Saal Norhausen. Die Vertreter der Leverkusener Karnevals-Gesellschaften klatschen und wippen begeistert, während die designierte Tollität im „Jailhouse-Rock“ Elvis Presley imitiert.

Das Kostüm hatte der „53-plus“-Jährige, wie ihn der Präsident des Festausschusses Leverkusener Karneval (FLK), Thomas Lingenauber, liebevoll nennt, zuvor von Oberbürgermeister Uwe Richrath geschenkt bekommen. Der Rücken des Unikats ist mit dem Logo der Stadt Leverkusen verziert. Grund für das außergewöhnliche Geschenk des OB ist die musikalische Leidenschaft des designierten Prinzen.

Wolfgang Mally, wie der Karnevalsjeck und Sänger mit bürgerlichen Namen heißt, zog mit 19 Jahren nach Leverkusen. Zu diesem Zeitpunkt konnte er bei den Kreisstädtern Leverkusen-Opladen im Karneval und auch schon musikalisch Fuß fassen. „Mittlerweile bin ich auch so lange hier, dass ich sagen kann: Leverkusen ist meine Heimat geworden“, sagt Mally. Es sei schon immer sein Bestreben gewesen, das Brauchtum in Leverkusen zu fördern. „Der Karneval soll uns erhalten bleiben.“ Wolfgang Mally ist Mitglied der Karnevalsgesellschaft Dhünnveilchen 1975, er ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Die Leverkusener Rheinflotte begleitete die Prinzenvorstellung mit Hebefiguren und Tänzen.

Die Leverkusener Rheinflotte begleitete die Prinzenvorstellung mit Hebefiguren und Tänzen.

Bevor Präsident Thomas Lingenauber den designierten Prinzen auf die Bühne bittet, ehrt Oberbürgermeister Uwe Richrath den scheidenden Prinzen. Prinz Marijo I. erhält zur Verabschiedung den blauen Zylinder. Er war drei Jahre lang Prinz, zwei davon designierter, ein Jahr proklamierter. „Meine Amtszeit war ein Märchen für mich, es war grandios, eine unvergessliche Zeit geht zu Ende“, erzählt Marijo Klasic. Aber: „In jedem Märchen gibt es eben auch einen Fluch, und das war für mich Corona.“ In seiner Amtszeit lagen sowohl die Pandemie als auch die Flutkatastrophe. Er habe versucht, das Beste daraus zu machen und sei so auch in der Pandemie „positiv“ geblieben, sagt Marijo Klasnic später auf der Bühne.

Sowohl ihm selbst als auch seiner Tochter Lena, die ihn in seiner Amtszeit als Page begleitete, fällt es nach eigener Aussage schwer, sich nach drei Jahren von dem Amt zu verabschieden. Auf der Bühne fließt auch die eine oder andere Träne, insbesondere als Marijo Klasnic den Zusammenhalt seines Teams anspricht. Lena Klasnic sagt, sie habe den neuen Prinzen und sein Team schon kennengelernt und stehe in Kontakt mit ihnen, alle seien sehr sympathisch. Die Verbindung zwischen den beiden Prinzen wird auch auf der Bühne deutlich. Marijo Klasnic bedauert in seiner Rede „Wer hat an der Uhr gedreht?“. Diese Phrase greift der designierte Prinz Mally I. später auf und wählt als Schlusssatz seiner Rede: „Heute ist nicht alle Tage, ich komm’ wieder, keine Frage.“

So lautet das neue Leverkusener Motto für die Session 23/24

Nach der Prinzenvorstellung folgt der Auftritt des Kinder-Prinzenpaares, Prinzessin Lina I. und Prinz Niklas I. von der KG Neustadtfunken Opladen 1928. Anschließend bekommen OB Richrath sowie zwei Senatorinnen den Sessionsorden verliehen. Auf dem Orden prangt in grüner Schrift das neue Leverkusener Motto dieser Session: „Mir K‚Lev‘e am Fasteleer“. „Wenn die Klimakleber, sich für eine Sache an die Straße kleben, kleben wir am Fasteleer“, erklärt Präsident Thomas Lingenauber, das durchaus politisch aktuelle Motto. 

Das Motto suchten sie immer situationsbedingt aus, manchmal politisch und gerne auch auf die Stadt bezogen, sagen der Literat Jörg Haacke und der zweite Geschäftsführer Gerhard Schmidt vom FLK. Passend zum diesjährigen Motto lässt sich der Löwe, der das Leverkusener Wappen ziert und in eine grün-weiße Karnevalsmontur gekleidet ist, als Magnet auch vom Orden abnehmen und wieder „ankleben“.

Bei der Prinzenvorstellung macht der Festausschuss auch an anderer Stelle deutlich, wie nah der Karneval am politischen Geschehen ist. Thomas Lingenauber greift die aktuelle Kriegssituation auf und antwortet auf die Frage, wie man in diesen Tagen noch Karneval feiern könne: „Wenn ich etwas ändern könnte an der weltpolitischen Situation, indem ich meine Uniform ablege und zu Hause bleibe, würde ich das sofort machen.“

Der 11.11. ist der erste Advent für Karnevalisten.
Kimberley Charles, KG 1910 Rote Funken Leverkusen

Die Stimmung im Saal Norhausen ist zum Sessionsauftakt ausgelassen. „Der Gesellschaftskarneval ist wie eine zweite Familie für mich. Ein Leben ohne Gesellschaftskarneval ist möglich, aber sinnlos“, sagt Kimberley Charles von der KG 1910 Rote Funken Leverkusen. Und weiter: „Der 11.11. ist der erste Advent für Karnevalisten. Sämtliche Gesellschaften kommen zusammen, die fünfte Jahreszeit geht endlich wieder los.“ 

„Für einen richtigen Karnevalisten ist das ganze Jahr Karneval“, findet Lena Klasnic. „Am 11.11. treffen sich dann alle und schauen, ob sie noch in ihre Uniformen passen“, lacht sie. Eine Familie aus Rheindorf besucht mit den beiden Kleinkindern den Sessionsauftakt. „Karneval ist die Nummer eins“, sagt die Oma der zwei- und vierjährigen Kinder. Sie kommt schon seit vielen Jahren regelmäßig hier hin, „um feiern, tanzen, mitsingen und die Seele baumeln zu lassen“. Die ganze Familie ist sich außerdem einig: Die Kinder sollen schon früh an den Karneval herangeführt werden. 

KStA abonnieren