Energiesparen vom Rat abgelehntWarmduscher werden in Leverkusens Sporthallen wieder glücklich

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Ein Duschkopf hängt in einer Dusche in einem Badezimmer. Foto: Hauke-Christian

In den Leverkusener Sporthallen soll künftig wieder warmes Wasser in den Duschen laufen.

Der Rat gibt mit Mehrheit dem Bürgerantrag eines Sportvereins statt.

Rund 20 Prozent ihres Energieverbrauchs sollen Städte, Kreise und Gemeinden sparen, hat die Bundesregierung zur Vorgabe gemacht, um trotz drohenden Energiemangels beim Erdgas und in der Folge beim Strom unbeschadet über den Winter zu kommen. Die wenigsten Kommunen halten das ein. In Leverkusen hat die Mehrheit im Stadtrat am Montagabend dennoch beschlossen, das bereits abgestellte Warmwasser für die Duschen in den städtischen Sportanlagen wieder aufzudrehen. 

Die Klagen der Sportvereine haben bei den Ratsmitgliedern offensichtlich mehr Furcht ausgelöst als die Warnungen der Stadtverwaltung, dass, wenn nicht an dieser Stelle Einsparungen im Energieverbrauch erreicht würden, ganz andere, schmerzlichere Einschränkungen für die Bürger verantwortet werden müssten.

Baudezernentin Andrea Deppe, auch Leiterin des Krisenstabes Energiemangellage, hat es in der Ratssitzung dargelegt: Ein Duschvorgang in einer Sporthalle benötigt mehr als das Vierfache an Energie im Vergleich zu einer Dusche zu Hause. Denn eine viel größere Menge an Wasser müsse rund um die Uhr auf mindestens 60 Grad Celsius erwärmt werden, um der Bildung von gesundheitsgefährdenden Legionellen zu begegnen. Und alle Leitungen müssten spätestens alle 72 Stunden komplett durchgespült werden.

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Enormer Aufwand, wenig Nutzen

Auch stehe dieser Aufwand in keinem Verhältnis zu Nutzen. Tatsächlich gebe es in den städtischen Sporthallen nur bis zu 120 Duschvorgänge im Monat. Der Energieverbrauch in allen Sporthallen zusammen betrage monatlich dagegen so viel wie für 100.000 Waschmaschinenvorgänge bei 60 Grad. Natürlich sei kalt zu duschen kein wahrer Spaß, räumte Deppe ein. Aber es bestehe auch keine akute Gesundheitsgefährdung dadurch. Und Stadtkämmerer Michael Molitor ergänzte, es gehe bei dieser - auch vom Rat schon genehmigten - Maßnahme nicht ums Geld sparen, sondern um den dringend benötigten Minderverbrauch an Energie.

Auch Oberbürgermeister Uwe Richrath mahnte zum Durchhalten bei eisigen Temperaturen. Es sei keine leichtfertige Entscheidung und mache keinen Spaß, den Warmwasserhahn zuzudrehen. Aber überall müsse Energie gespart werden, um drohende Stromausfälle abzuwenden. „Wir müssen das Sparziel von 20 Prozent erreichen, das ist eine klare Aufgabe des Krisenstabes.“ Und da die Stadtverwaltung schon vor der Krise viel an Energie gespart habe, gebe es jetzt nicht mehr so viele andere Möglichkeiten.

Vereine machen Druck

Doch während die Schulen im Betrieb ihrer Sportanlagen für diese Einschränkungen Verständnis zeigten, wandten sich einige Sportvereine empört an die Kommunalpolitiker. Die Beschwerden hätten sich gehäuft, berichteten diese im Rat. Gisela Schumann (CDU) aus Bürrig befand, man müsse in dieser Frage nicht päpstlicher sein als der Papst und wieder warm duschen lassen. Ihr Parteikollege Frank Schmitz sah eine Ungleichbehandlung der Sportler: Während die Nutzer von Schulsporthallen unter der Dusche bibbern müssten, bleibe es in der Ostermann-Arena sicherlich warm unterm Strahl.

Differenzierter hatte Monika Ballin-Meyer-Ahrens (FDP) recherchiert, dass manche Vereinssportler die Duschmöglichkeiten gar nicht nutzten, während anderen Vereinen die Mitglieder wegen dieses Kälteschocks fortliefen. Die Verwaltung solle die Vereine anschreiben und individuelle Lösungen ermöglichen. Andreas Keith (AfD) warnte sogar vor einem Vereinssterben in der Folge: „Jeder Verein, der jetzt aufgibt, kommt nicht wieder zurück.“

Dagegen hielt Stefan Baake (Grüne): „Viele hier im Rat haben den Schuss wohl noch nicht gehört.“ Es drohten schmerzliche, für viele auch existenzielle Einschränkungen, wenn die Ziele beim Energiesparen nicht erreicht würden, und von diesen sei man zurzeit noch weit entfernt. Es gehe doch nur darum, zwei bis drei Monate durchzuhalten. 

„Sind wir eigentlich eine Kalt-Wasser-Enklave?“, wollte CDU-Fraktionsvorsitzender Stefan Hebbel wissen. Seines Wissens nach würden immer mehr Kommunen wieder warmes Wasser laufen lassen. Was die Stadtverwaltung auch bestätigte. Nur, dass Leverkusen kaum noch andere Sparpotenziale habe, andere Eingriffe nur umso heftiger würden.

Am Ende der längeren Debatte ging es in der Abstimmung über den Bürgerantrag eines Leverkusener Sportvereins, der sich wieder warmes Wasser für alle wünschte. Dem stimmten CDU, SPD, AfD und Bürgerliste mit insgesamt 22 Stimmen zu. Mit 16 Nein-Stimmen unterlagen dagegen Grüne, Opladen plus, FDP, Klimaliste und Oberbürgermeister. 

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