Der Integrationsrat hatte zur Podiumsdiskussion in den Spiegelsaal Morsbroich eingeladen.
Schloss MorsbroichOB-Kandidaten diskutieren, wie Integration in Leverkusen gelingen kann

Diskutierten im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich über Integration: die OB-Kandidaten Keneth Dietrich (v.l., Linke), Sven Weiss (Grüne), Valeska Hansen (FDP), Stefan Hebbel (CDU), Massimo Nigordi (parteilos), Uwe Richrath (SPD).
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Valeska Hansen, OB-Kandidatin der FDP, brachte es geschickt auf den Punkt, was letztlich alle am Dienstagabend im Spiegelsaal Morsbroich anwesenden OB-Kandidaten meinten: „Stellt euch mal vor, es wäre andersherum. Stellt euch mal vor, keiner würde zu uns kommen wollen.“ Der Integrationsrat hatte sechs der neun Leverkusener OB-Kandidaten eingeladen, um über Integration in Leverkusen zu sprechen.
So eine richtige Diskussion wollte in der von Saloua Mohammed moderierten Runde nicht aufkommen, zu ähnlich ist die Haltung von Keneth Dietrich (v.l., Linke), Sven Weiss (Grüne), Valeska Hansen (FDP), Stefan Hebbel (CDU), Massimo Nigordi (parteilos), Uwe Richrath (SPD) zumindest in den grundlegenden Fragen. Hansen gelingt eine weitere knackige Formulierung zu ihrer Haltung gegenüber Menschen, die aus anderen Ländern nach Leverkusen kommen: „Uns geht’s gut, was kann ich für euch tun?“
Oberbürgermeister Uwe Richrath fühlte sich sichtlich wohl in diesem Thema, der OB ist bekannt für seine Haltung. Da geht er keine Kompromisse ein. Der entscheidende Schlüssel für ihn zum Thema Integration: Bildung. „Bildungszugänge müssen offen bleiben.“ Immer wieder kommt er in der Diskussion darauf, Chancengleichheit zu schaffen. Und die dürfe nicht bei der Hautfarbe aufhören. Dafür erntete Richrath Applaus unter den Anwesenden.
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Wir haben eine unglaublich restriktive Ausländerbehörde
Der Grünen-Kandidat Sven Weiss wurde konkret: „Ich fordere eine anonymisierte Kita-Platz-Vergabe.“ Denn es dürfe nicht entscheidend sein, ob der Nachname der Familie Mohammed oder Müller sei. CDU-Kandidat Stefan Hebbel bemängelte, dass Verwaltungsvorgänge, zum Beispiel, was die Verlängerung von Aufenthaltsgenehmigungen angehe, „ewig und drei Tage“ dauerten. Daran müsse man in Leverkusen etwas ändern.
Seltene Schärfe brachte Sven Weiss in die Diskussion, als er kritisierte, dass Leverkusen eine „unglaublich restriktive Ausländerbehörde“ habe. Er nannte als Beispiel Sekou Sidibe, der erst nach langem Kampf von der Stadt eine Aufenthaltserlaubnis erhalten hatte. Derzeit habe er einen weiteren solchen Fall auf dem Tisch: „Wir müssen die Menschen hier arbeiten lassen.“
Stefan Hebbel verwies darauf, wie wichtig die Sprache für eine gelungene Integration sei. „Fördern und fordern“ brachte er als Schlagworte ein. Man solle und wolle Zugewanderte fördern durch Sprach-, Schul-, Bildungsangebote und die Zusammenarbeit mit Vereinen. Gleichzeitig erwarte er die Bereitschaft mitzuwirken. Und da komme es auf die Sprache an. „Sprache ist der Schlüssel zur Bildung, Bildung ist der Schlüssel zu Wohlstand.“
Keneth Dietrich bestand darauf, in Sachen Integration besonders früh anzufangen. Schon in der Kita. „Wir müssen ganz früh Respekt aufbauen und voneinander lernen.“ Obwohl der Integrationsratsvorsitzende Sam Kofi Nyantakyi am Ende Veranstaltung mitteilte, in all den Jahren keine negativen Erfahrungen gemacht zu haben, monierte der Linken-Kandidat Dietrich, dass es vielen Leuten ohne Lobby in Leverkusen, also vielen Zugewanderten, sehr schwer gemacht werde. „Leverkusen ist ein Schmelztiegel. Ich glaube, das ist in vielen Köpfen noch nicht angekommen.“
Massimo Nigordi, Kind italienischer Einwanderer, brachte einen weiteren wichtigen Punkt in die Diskussion: die Eltern. Dort müssen man ansetzen. „Wir müssen den Eltern die Angst nehmen, Kontakte herzustellen.“ Das sei eine der ersten Hürden, die man abbauen müsse. Auch, so Nigordi, habe er die Erfahrung gemacht, dass viele durch ihre EU-Mitgliedschaft bei der Kommunalwahl wahlberechtigte Menschen mit Migrationshintergrund gar nicht wüssten, dass sie wählen dürften. An die müsse man ran, denn die Wahlbeteiligung für den Integrationsrat liege sehr weit unten, wie Sven Weiss sagte.