Baufirma Harfid insolventWas heißt die Pleite für 144 geplante Wohnungen in Opladen?

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Die Harfid Holding mit Sitz in Essen hat geplant, bis Ende 2024 acht Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 144 Wohnungen an der Europa-Allee in Opladen zu errichten.

Leverkusen/Leichlingen – Die Krise im Baugewerbe hat ein weiteres Opfer gefordert und beeinträchtigt nun auch ein Bauvorhaben in der Neuen Bahnstadt Opladen. Die in Essen ansässige Harfid GmbH, als Bauunternehmen eine Tochtergesellschaft der Harfid Holding GmbH und Hauptsponsor des Fußball-Bundesligisten Schalke 04, hat im September beim Amtsgericht Essen Insolvenz angemeldet.

Als Insolvenzverwalter wurde die bundesweit bekannte Rechtsanwaltskanzlei „White & Case“ von Dr. Biner Bähr und Partnern eingesetzt. In einem vorläufigen Insolvenzverfahren soll der Geschäftsbetrieb „vollumfänglich aufrechterhalten bleiben“, bestätigte die Kanzlei auf Anfrage. Was aber nicht bedeutet, dass es keine Folgen gäbe.

Aufschub des Baubeginns

So wird das im Sommer angekündigte Bauvorhaben Harfids am Westende der Opladener Campusbrücke nicht wie ursprünglich geplant starten können, sondern muss auf unbestimmte Zeit verschoben werden. 144 Wohnungen sollen in acht Mehrfamilienhäusern auf dem Grundstück zwischen der Europa-Allee und der Friedrich-List-Straße südlich des Brückenparks entstehen. Ein Harfid-Banner an einem Bauzaun kündigt seit Wochen an, wer hier die nächsten Wohnblocks errichten will.

Das Unternehmen Harfid, das seit dem 16. September nicht mehr selbst über seine Geschicke und die seiner 300 Mitarbeiter bestimmen darf, hat inzwischen angekündigt, die Übergangszeit von drei Monaten dafür zu nutzen, „sich mithilfe des vorläufigen Insolvenzverfahrens neu aufzustellen und die notwendige Rekonstruierung voranzutreiben“.

Seine finanzielle Krise erklärt das Unternehmen mit der Corona-Pandemie, die zu einer zeitweisen Stilllegung ihrer Baustellen geführt habe, den folgenden Störungen von Lieferketten und Preiserhöhungen, die durch den Ukraine-Krieg noch verschärft worden sind.

Im Kesselhaus stockt es weiterhin

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Still ruht der Bau am Kesselhaus in der Bahnstadt.

Die Arbeiten am zentralen Bauprojekt Kesselhaus im Ostabschnitt der Neuen Bahnstadt Opladen gehen weiterhin nur sehr stockend voran. Wie berichtet, halten Lieferschwierigkeiten für maßgefertigte Gebäudeteile wie spezielle Fenster für den Umbau des Baudenkmals den Baufortschritt auf. Rein äußerlich hat sich hier seit Wochen nichts getan. Dass der mehrfach verschobene Eröffnungstermin für das fünfstöckige Apartmenthaus in Industrie-Ambiente im Frühjahr 2023 noch zu halten sein wird, ist unwahrscheinlich.

„Es geht schon sehr, sehr langsam weiter“, bestätigt Neue-Bahnstadt-Geschäftsführer Alfonso López de Quintana, der aus seinem Büro im früheren Magazin auf die Endlos-Baustelle blickt. Das Essener Bauunternehmen 4bricks hatte bei einem Baustellerundgang mit dem „Leverkusener Anzeiger“ Ende Juli noch zuversichtlich verkündet, die Gewerbe seien „gut getaktet am Werk“. Man rechne mit einer Fertigstellung des Baus zum Jahreswechsel und einer Eröffnung im Frühjahr. (ger)  

„Die Materialknappheit führte zu Bauverzögerungen und einem drastischen Anstieg der Baukosten. Verschärfend hinzugekommen sind die Energiekrise, der Zinsanstieg sowie die Inflation“, heißt es in einer Unternehmensnachricht, in der das Bauunternehmen aber auch Zuversicht zu verbreiten sucht: „Wichtige Geschäftspartner und Kunden haben bereits signalisiert, uns zu unterstützen. Dafür sind wir mehr als dankbar. Wir sind ein Unternehmen mit Zukunft“, so Vorstandschef Harfid Hadrovic.

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Wie es mit dem Bauvorhaben in Opladen weitergeht, steht derweil in den Sternen. „Da müssen wir die anstehenden Prüfungen durch die Landesbank NRW abwarten“, gibt sich Alfonso López de Quintana, Geschäftsführer der städtischen Neue Bahnstadt Opladen GmbH, geduldig. Ursprünglich hatte Harfid einen Baubeginn für diesen Herbst und eine Fertigstellung der Wohnhäuser bis Ende 2024 angekündigt. Das erscheint nun zumindest vom Zeitablauf sehr fraglich.

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Die Harfid-Baustelle an der Serpentine der oberen Kirchstraße in Leichlingen.

Auch in Leichlingen ist Harfid auf einer Baustelle tätig, über der jetzt das Damoklesschwert der Insolvenz schwebt. Das in Schwierigkeiten geratene Bau-Unternehmen betreibt die wegen ihrer Lage am Steilhang spektakuläre Großbaustelle für zwei Mehrfamilienhäuser an der oberen Kirchstraße. Die Neubauten mit Tiefgarage, die als Stadtvillen vermarktet werden, befinden sich im Inneren der Serpentine hoch über Leichlingen im Rohbau.

Baustelle an der Kirchstraße ruht

Die Vivawest Wohnen GmbH baut hier seit 2020 insgesamt 20 Mietwohnungen mit herausragender Aussicht. Die Neubauten sollten laut ursprünglichen Ankündigungen im Oktober 2022 fertiggestellt werden. Aber daraus wird nun erst recht nichts. Momentan herrscht auf der abgesperrten Baustelle Stillstand. Am Donnerstag war dort kein Arbeiter zu sehen. Transparente von Harfid sind an den Gitterzäunen befestigt.

Wegen des schwierigen Baugrunds ist es auf der Baustelle in Leichlingen bereits in der Vergangenheit mehrfach zu Verzögerungen gekommen. Welche Auswirkungen jetzt das Insolvenzverfahren von Harfid auf das erneut stockende Wohnprojekt hat, konnte Vivawest mit Sitz in Gelsenkirchen auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ noch nicht beantworten.

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