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Delphi in GriechenlandLeverkusen strebt Städtepartnerschaft mit dem antiken „Nabel der Welt“ an

Lesezeit 3 Minuten
Neun offizielle Partnerstädte hat Leverkusen bereits, eine mit Nikopol wird angestrebt und demnächst könnte Delphi in Griechenland dazukommen.

Neun offizielle Partnerstädte hat Leverkusen bereits, eine mit Nikopol wird angestrebt und demnächst könnte Delphi in Griechenland dazukommen.

2022 hatte sich ein Partnerschaftsverein zwischen Leverkusen und Delphi gegründet, nun wird beantragt, daraus eine offizielle Städtepartnerschaft zu machen.

Seit der Euro-Finanzkrise hat keine deutsche Stadt mehr eine Partnerschaft mit einer griechischen Stadt abgeschlossen – das zumindest hat die CDU-Fraktion recherchiert. Leverkusen solle das jetzt ändern, beantragen die Christdemokraten. Und zwar durch eine Städtepartnerschaft mit der historischen Stadt Delphi.

Denn die Beziehungen dahin bestehen bereits: In Leverkusen leben viele griechischstämmige Menschen, teilweise bereits in vierter Generation, die aber weiterhin Kontakte in ihre Heimat aufrechterhalten. Im Juli 2022 hat sich aus diesem Kreis der Partnerschaftsverein Leverkusen Delphi gegründet.

Geschenke an den Oberbürgermeister

Viele Aktionen gab es seitdem bereits, berichtet der Verein: Benefizfußballspiele der Traditionsmannschaften in Leverkusen und in Griechenland, Kinder in Delphi wurden durch Leverkusener Spenden mit Fußballtrikots ausgestattet, außerdem wurden knapp 1000 Papier- und Restmülltonnen in die Gemeinde Delphi gespendet, um die Abfallproblematik zu bekämpfen. 

2023 war eine Reiseführerin aus Delphi im Leverkusener Forum zu Gast und berichtete über die Geschichte Griechenlands, Delphis und die Verbundenheit zu Deutschland. Delphi galt im antiken Griechenland als „Nabel der Welt“. Zuletzt habe der Bürgermeister der griechischen Gemeinde ein Geschenk an seinen Leverkusener Kollegen geschickt, berichtet Menelaos Georgiou, Leverkusener Vorsitzender des Partnerschaftsvereins.

Teile der archäologischen Stätte von Delphi gehören zum Unesco-Weltkulturerbe.

Teile der archäologischen Stätte von Delphi gehören zum Unesco-Weltkulturerbe.

„Durch den Partnerschaftsverein ist ein bürgerliches Engagement in unserer Stadt sichergestellt“, argumentiert die CDU und wirbt so dafür, die Partnerschaft auch auf politischer Ebene festzuzurren. Natürlich, ergänzt Stefan Hebbel vor dem Hauptausschuss: „ohne zusätzliche finanzielle Mittel aus der Stadtkasse“. Um Geld einzusparen, könne überprüft werden, Städtepartnerschaften „die schon lange nicht mehr leben, auslaufen zu lassen“, schlägt der CDU-Fraktionsvorsitzende vor. Da sei „Platz für eine, die mit Leben gefüllt wird, auch mit privatem Engagement“.

Klein, aber charmant

Das kommt in der Runde nicht so gut an: „Wir sollten keine Freundschaften aufkündigen, sondern uns dann eher damit beschäftigen, wie wir die Beziehungen wieder intensivieren können“, sagt Roswitha Arnold, Grüne. Delphi sei mit 24.000 Einwohner zwar wesentlich kleiner als Leverkusen, als „Wiege der Demokratie“ mit Unesco-Weltkulturerbe findet Arnold diese potenzielle Partnerstadt dennoch durchaus „charmant“. Dem stimmt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Claudia Wiese zu, hat aber auch Bedenken: „Das wäre eine schöne Sache, aber im Moment ist es keine gute Idee, noch etwas on top zu machen.“

Susanne Weber aus dem Büro des Oberbürgermeisters sieht hier allerdings keine großen Probleme: „Wir haben das Budget für Besuche und Veranstaltungen schon auf ein absolutes Mindestmaß reduziert.“ Partnerstädte, mit denen die Interaktion eingeschlafen ist, kosten die Stadt auch kein Geld, es wäre als nicht notwendig, eine Partnerschaft zu kündigen, um eine neue aufzunehmen. Auch einen eindeutigen Ratsbeschluss gegen weitere Partnerstädte gebe es nicht, auch wenn das schon mehrfach angeklungen sei. 

Europa muss zusammenrücken

Oberbürgermeister Uwe Richrath bekennt sich als Fan von Städtepartnerschaften: „Wir müssen in der aktuellen politischen Situation enger zusammenrücken.“ Der im Herbst neu zu wählende Stadtrat solle sich damit beschäftigen, welche Partnerschaften intensiviert werden. So sieht das auch Menelaos Georgiou, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins: „Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, Brücken der Verständigung und Zusammenarbeit in Europa zu bauen.“ Die angestrebte Städtepartnerschaft sei „ein leuchtendes Beispiel dafür, wie aus gegenseitigem Respekt, kulturellem Austausch und gemeinsamen Werten echte Freundschaft entstehen kann.“ Georgiou kandidiert im September für die CDU Opladen erstmals für den Stadtrat.

Nachdem die finanziellen Bedenken ausgeräumt sind, nimmt Hebbel den Absatz zur Überprüfung inaktiver Partnerschaften aus dem Antrag zurück – „da hängt mein Herz nicht dran“. Und machte damit den Weg frei für eine positive Abstimmung: CDU und SPD stimmen dafür, der Rest enthält sich. Entschieden werden kann der Antrag im Stadtrat am 7. Juli.


Leverkusens Partnerstädte

Schwedt, OstdeutschlandBracknell, GroßbritannienVilleneuve d'Asq, FrankreichRatibor, Polen Oulu, FinnlandLjubljana, SlowenienNof HaGalil, IsraelChinandega, NicaraguaWuxi, ChinaNikopol, Ukraine (Solidaritätspartnerschaft, Städtepartnerschaft wird angestrebt)