In Leverkusen wird am Sonntag, 14. September, der Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin sowie der Stadtrat gewählt.
Harter WahlkampfWarum die kommende Kommunalwahl für Leverkusen so wichtig ist


In Leverkusen wird am Sonntag, 14. September, der Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin sowie der Stadtrat gewählt.
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Das Ansinnen eines jeden Journalisten oder einer jeden Journalistin ist es, halbwegs originell zu formulieren. „Gut zu schreiben“, wie man vielleicht umgangssprachlich sagen würde. Und abgesehen von einigen Dingen, die durchaus Geschmackssache sind, wenn es darum geht, den Schreibstil einer Person zu bewerten, gibt es ein paar Worte und Formulierungen, die man vermeiden sollte. Entweder weil sie unkonkret oder nichtssagend sind, wie die „Maßnahme“. Oder weil sie salopp gesagt total ausgelutscht sind: der „Paukenschlag“ zum Beispiel.
Nun gibt es ein Wort, das im Zusammenhang mit der Berichterstattung vor einer Wahl in den vergangenen Jahren, und in jüngster Zeit erst recht, immer wieder zu lesen ist: die „Schicksalswahl“. Jede Wahl scheint inzwischen das „Schicksal“ der Wählerinnen und Wähler zu bestimmen. Die „Schicksalswahl“ ist der „Paukenschlag“ der Wahlvorberichterstattung geworden.
Nun soll dieser Text keine Abhandlung über journalistisches Schreiben werden. Vielmehr soll es darum gehen, wie wichtig die Wahl am Sonntag ist. Und um die „Schicksalswahl“ zu vermeiden: Was auf dem Spiel steht.
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Nämlich eine ganze Menge. Kommunalpolitik ist natürlich nicht so schillernd wie das, was in Berlin passiert, wo die großen Räder gedreht werden. Vermeintlich zumindest. Denn vielmehr ist wahr: Dafür, was vor eigenen Haustür passiert, tragen die Damen und Herren in den Ausschüssen und Ratssitzungen weit mehr Verantwortung als Merz oder Klingbeil.
Dass es um wichtige Dinge geht, zeigt auch der hinter allen liegende Wahlkampf. Der war hart in diesem Jahr, härter als noch vor fünf Jahren. Das ist von nahezu allen Parteien zu hören. Woran das liegen mag, ist schwer zu ergründen. Denn die Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten der demokratischen Parteien in der Stadt, sei es für den OB-Posten oder für die besten Listenplätze, gehen in aller Regel sehr respektvoll miteinander um. Das haben Podiumsdiskussionen, das haben die aufrichtigen Statements des Bedauerns der politischen Mitbewerber um den Rückzug von Sven Weiss im Rennen um den OB-Posten gezeigt.
Leverkusen: OB unter Druck
Was macht den Wahlkampf also so hart im Jahr 2025? In den vergangenen Monaten sind viele kleinere oder größere „Pannen“, „Skandale“ oder „Affären“ ans Licht gekommen. Gerade OB Uwe Richrath war in vielen Dingen unter Druck geraten: Parkkarten, Nebeneinkünfte, Rettungsdienst. Alles unbestreitbar Angelegenheiten, die an die Öffentlichkeit gehören und für die sich der OB zu rechtfertigen hat oder hatte. Da ist einiges schiefgelaufen in der Verwaltung. Nicht umsonst gibt es – abgesehen von Richrath selbst – nur noch zwei von vier Dezernenten, die sich derzeit im Dienst befinden. Zur Wahrheit gehört natürlich aber auch, dass es sicher kein Zufall ist, dass all' das in jüngster Zeit rausgekommen ist. Wie das alles einzuordnen ist, muss jeder Wähler und jede Wählerin selbst bewerten. Darum soll es an dieser Stelle nicht gehen.
Viel mehr darum: Auf Leverkusen kommen schwierige Zeiten zu, egal, wer ab November im OB-Büro in der fünften Etage des Rathauses sitzt. Blendet man aber einmal inhaltliche Fragen aus, wie die Finanzen, die Ratszusammensetzung oder wer mit wem zusammenarbeitet, und macht einen Schritt zurück, um das Ganze im Hinblick auf die Demokratie zu betrachten, so bleibt ein mulmiges Gefühl.
Denn – völlig unabhängig davon, wessen Skandal gerade an die Öffentlichkeit kommt oder wer den falschen Wahlkampfgast einlädt – es scheinen immer die Falschen zu profitieren. Es reiben sich diejenigen die Hände, denen an der Demokratie nicht viel liegt. Diejenigen, die das ohnehin schon beschädigte Vertrauen in öffentliche Institutionen weiter zerstören wollen. In die Presse übrigens auch.
Vielleicht ist es das, was den Wahlkampf in diesem Jahr so hart gemacht hat. Nicht das Sich-Aneinander-Abarbeiten, nicht die Diskussionen. Sondern dieses komische Gefühl, dass es um noch mehr geht als das „Schicksal“ der Stadt. Dessen sollten sich alle Menschen in Leverkusen bewusst sein und wählen gehen.