Leverkusener Bayer-LegendeEberhard Weise mit 96 Jahren gestorben

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Eberhard Weise   Foto: Ralf Krieger

Eberhard Weise ist mit 96 Jahren gestorben. Dieses Bild entstand zu seinem 90. Geburtstag.

Der Chemiker, Bayer-Werksleiter und Freund der Kultur ist tot.

Der ehemalige Bayer-Werksleiter Professor Eberhard Weise ist am Donnerstag, 18. Januar, mit 96 Jahren in seinem Haus in Monheim gestorben. Durch sein bürgerschaftliches Engagement, das er auch nach seinem Ausscheiden aus der Bayer-Welt 1990 beibehielt, erlangte er ein Ansehen in der Stadtgesellschaft, wie es nur wenige in Leverkusen geschafft haben.

Weise war Mitglied in unzähligen Vereinen

Weise war nicht nur dem Museum Morsbroich zugetan, wurde 1976 Gründungsvorsitzender des „Fördererkreis Museum Schloss Morsbroich“. Weise, ein ausgesprochener Freund der Kultur, rief 1980 die Galerie am Werk ins Leben, in der 25 Jahre lang interessante Ausstellungen liefen. Er förderte Künstler, wie Paul Weigmann, spendierte Preise (Ehrenamtspreis des Sensenhammers), Bäume, ließ Bronze-Büsten für die Stadt gestalten und gießen, beteiligte sich an der Wiederherstellung der Schiffsbrücke. Kaum ein Förderverein, dem Weise nicht angehört hat: Wildpark, Sensenhammer, Schiffsbrücke, auch der Verein im Naturgut Ophoven bekam etwas ab. Die verbliebenen Wiesdorfer Kolonien lagen ihm am Herzen: Mit seiner Hilfe reparierte der Kolonieverein zum Beispiel Brunnen.

Er unterstützte „Lev muss Leben“, eine Bürgerinitiative, die sich 1975 gegen die drohende Eingemeindung nach Köln engagierte. Den Leverkusenern sprach er damit – wie so oft – aus der Seele.

Der 1927 in Berlin geborene Weise wurde im Krieg als Teenager verwundet und trat 1956 als Chemiker in die Dienste des Bayerwerks, wo er bis zum Renteneintritt blieb, von 1974 bis 1983 war er als Werksleiter tätig. In die Zeit fiel der in Leverkusen bis heute stadtbildprägende Abbruch der unteren Hauptstraße, da wo Bayer später die roten Backsteinhäuser „Wiesdorfer Treff“ baute. Der Abbruch, den auch der Werksleiter Weise zu vertreten hatte, erzeugte wohl erstmals in der Leverkusener Geschichte eine starke kritische Strömung in Teilen der Jugend gegen „den Bayer“.

Weise lebte über viele Jahre in der Siedlung im Kurtekotten. Die jetzt gefährdete Natur dort schätzte der Bayer-Vorstand so, dass er Schilder zum Schutz der Vogelwelt aufstellen ließ; er selbst züchtete Haselhühner im Garten nach und wilderte sie aus.

Eberhard Weise: Eine enge Beziehung zur Stadt

Sicherlich entsprang Weises Verbindung zur Stadt, in alle gesellschaftlichen Schichten von Kolonie bis zur avantgardistischen Kunstsammlung in Morsbroich, maßgeblich seiner Persönlichkeit, sonst hätte sie nicht bis zu seinem Tod gehalten, noch am letzten.

Weltliche Stadtpatrone gibt es in der jungen Stadt Leverkusen nicht viele, vielleicht war der umstrittene Carl Duisberg einer. Der jetzt gestorbene Eberhard Weise genießt bei vielen ganz sicher einen solchen besonderen Status. An Menschen wie ihm wird der Wandel deutlich, den die Beziehung zwischen der Industrie und der Stadt genommen hat. 

Weises Ehefrau Hannelore starb 2019, er hinterlässt zwei Kinder, drei Enkel und einen Urenkel. Auf eigenen Wunsch soll die Beerdigung ausdrücklich in einem kleinen Kreis stattfinden; zu viel „Gedöns“ um seine Person sei ihm nicht recht, hatte er zu seinem 90. Geburtstag gesagt.

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