Zwei Jahre lang konnte Hubert Münch das Haus nicht verlassen, jetzt hat er einen neuen Hüftersatz bekommen.
Krankenhaus Opladen100-Jähriger bekommt in Leverkusen eine neue Hüfte zum Geburtstag

Freut sich über seine neue Hüfte: Der 100-jährige Hubert Münch mit Dr. Ralf Decking und Stefanie Gerhard
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Mussten die Ärzte ihn überzeugen, sich in seinem sehr hohen Alter noch einer weiteren Hüft-OP zu unterziehen? „Nein“, sagt Hubert Münch, „ich musste eher die Ärzte überzeugen, dass ich das wirklich möchte“. Schließlich stimmte Dr. Ralf Decking, Chefarzt der Orthopädie am St.-Remigius-Krankenhaus Opladen zu und nannte den 16. Juli als Operationstermin für den Ersatz der künstlichen Hüfte. „Das geht nicht, das ist mein 100. Geburtstag, da habe ich ganz viele Leute eingeladen“, entgegnete Münch. Die OP müsste auf jeden Fall nach dem Termin stattfinden. „Den 100. muss ich doch feiern!“
Zwei Jahre nur Sitzen und Liegen
Also bekam er zwei Wochen nach seinem 100. Geburtstag die neue Hüfte – und kann jetzt wieder mit Hilfe stehen. Zwei Jahre lang war der geistig fitte Senior nur im Haus gesessen oder gelegen. „Ich hatte so starke Schmerzen in der Hüfte, dass ich nicht aufstehen konnte“, erzählt er heute. Deswegen habe er sich trotz aller bekannten Risiken zum Ersatz der Hüfte entschieden: „Ich wollte nicht einfach nur vor mich hin vegetieren.“ Entweder es geht gut, oder eben nicht, sei sein Motto gewesen.
Es ist gut gegangen. Schon nach vier Tagen konnte Münch auf die geriatrische Abteilung des Remigius verlegt werden, wo er aktuell mithilfe von Physiotherapeutin Stefanie Gerhard das Aufstehen und Gehen mithilfe eines Rollators trainiert. „Mein Ziel ist es, irgendwann nur mit einem Stock vor die Tür zu können“, gibt sich der 100-Jährige kämpferisch.
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Spezialisierung auf Prothesen
Das Opladener Krankenhaus der Alexianer ist in der ganzen Region das einzige, das noch Revisionsoperationen an Prothesen machen darf – also den Ersatz von bereits bestehenden Prothesen, etwa in der Hüfte oder im Knie. Einige Krankenhäuser in der Region haben geschlossen, andere durch die Krankenhausreform entweder den Anspruch auf Endoprothetik (Gelenkersatz) ganz verloren, oder die Krankenkassen übernehmen nur noch Behandlungen für Erstprothesen. Für den Ersatz müssen in Zukunft alle Krankenhäuser von Solingen über Wermelskirchen bis zum Klinikum Leverkusen nach Opladen verweisen.
Fokus auf Altersmedizin
Das geht auf eine Spezialisierung zurück, die das Krankenhaus schon 2012 vorangetrieben hat. Damals wurde es erstmals als „Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung“ zertifiziert. „Wir haben die laufende Nummer 005“, sagt Decking stolz. Mittlerweile gebe es mehr als 100 solcher Zentren in Deutschland, Opladen aber war eins der ersten und wird seitdem immer weiter ausgebaut und spezialisiert. Ein weiterer Vorteil sei der Fokus auf die Altersmedizin in Opladen. Dadurch gebe es eine gute Vernetzung, wie sie jetzt auch Münch für seine Genesung zugutekommt.
Lohnt sich das, einem 100-Jährigen noch eine neue Hüfte zu verpassen, mag sich mancher fragen. „Die Frage ist berechtigt, in England etwa wird das ab einem gewissen Alter nicht mehr gemacht“, sagt Decking. Er allerdings ist überzeugt davon, dass immer im Einzelfall entschieden werden muss. „Alter alleine ist kein Risikofaktor, sondern die Begleiterkrankungen, die im Alter natürlich häufiger werden.“ Münch sei ein äußerst fitter 100-Jähriger. „Und wenn er nun noch ein paar Jahre mehr Lebensqualität hat, lohnt sich das nicht nur für ihn, sondern auch für das Gesundheitssystem.“ Schließlich sei es auch extrem teuer, bettlägrige Menschen möglicherweise über Jahre zu pflegen und zu versorgen.
Den wirtschaftlichen Gedanken hat auch Münch im Kopf: „Also drei Jahre will ich auf jeden Fall noch gehen, damit sich die Investition amortisiert“, sagt er lachend. An Motivation mangelt es ihm jedenfalls nicht.