Opladens InnenstadtSorge um die Villa aus der Gründerzeit

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Das Gründerzeit-Haus an der Schillerstraße soll erhalten bleiben, fordern viele Politiker.

Leverkusen – Ein Baudenkmal ist dieses Doppelhaus zwar nicht, aber durchaus schön anzusehen und in den Augen vieler sogar stadtbildprägend für Opladen. Doch hat der schmucke Bau an der Schillerstraße noch lange Bestand? Ein neuer Bebauungsplan, den Rat und Verwaltung nun auf den Weg bringen, weist an dieser Stelle die Möglichkeit einer neuen Bebauung mit bis zu fünf Stockwerken hohen Wohnhäusern aus. Eigentümer der meisten Grundstücke ist der Gemeinnützige Bauverein Opladen (GBO), der in der Nachbarschaft einige Neubauten dieser Größenordnung in den vergangenen Jahren verwirklicht hat. Droht also der Abriss der Villa aus der Gründerzeit zugunsten eines großen Neubaus mit bis zu 70 Wohnungen?

Die Aufregung war schnell verbreitet. Der frisch gebackene Opladener Bezirksvertreter der Linken, Simon Hans Kappes, verbreitete als seine erste politische Aktion am Wochenende „todunglücklich“ per Facebook seine tiefe Sorge um das historische Gebäude, das vor vielen Jahren einmal das Opladener Katasteramt beherbergte und in dem heute unter anderem eine private Musikschule untergebracht ist. Kappes: „Wenn es nach dem GBO geht, wird das alles abgerissen. Verrückter Plan, oder? Und was macht unsere Stadtverwaltung mit so einem irren Plan? Sie versucht, ihn sogleich 1 zu 1 in Baurecht umzusetzen.“

Abbruch ist vorerst nicht geplant

So viel Aufregung vermochte Baudezernentin Andrea Deppe kaum wieder einzufangen. Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen berichtete sie gleich zu Anfang der Debatte, dass ein Abriss nicht geplant sei und vom GBO nicht betrieben werde. Sie habe am Morgen noch mit dessen Geschäftsführer Alexander Dederichs telefoniert, der solche Pläne zurzeit gar nicht hege. Zwar gehörten dem Bauverein eine Hälfte des Doppelhauses und auch benachbarte Grundstücke. Doch gehe es in diesem Abschnitt nur um die Eröffnung von Baumöglichkeiten, nicht um deren baldige Umsetzung. Dazu habe der GBO eine Studie erstellen lassen. Eigentlich gehe es mit diesem B-Plan und der damit verbundenen Veränderungssperre für dessen Geltungsgebiet darum, neue Wettbüros an der Humboldtstraße zu verhindern.

Ein Argument, dem nicht alle Ausschussmitglieder so folgen wollten, die dies als eine Art Ablenkungsmanöver empfanden. Das Argument „Vergnügungsstätten“ verhindern zu wollen, hatten sie an diesem Tag schon bei mehreren Verfahren zu hören bekommen. Gisela Kronenberg (Linke) hielt ein Plädoyer für den Erhalt der stadtbildprägenden Villa. Gerade die Mischung sehr unterschiedlicher Gebäude machten den Charme Opladens und die Lebensqualität des Stadtteils aus.

Fünf Geschosse sind zu viel

Für Bernhard Miesen (CDU) ist es zwar wichtig, Spielhallen aus dem Stadtteilzentrum herauszuhalten, die „sehr erhaltenswürdigen Häuser“ dürften dem aber nicht nebenbei zum Opfer fallen. Auch bereite ihm die Vorstellung einer fünfstöckigen Bebauung an der Straße Im Hederichsfeld Bauchschmerzen. So sieht das auch Markus Pott, (Opladen plus), der die „unglaublich schöne Villa“ an der Schillerstraße in jedem Fall erhalten will. Außerdem sähe er auf dem Eckgrundstück zum Hederichsfeld lieber einen Spielplatz angelegt als ein hohes Wohnhaus gebaut.

Dagegen hält Klaus Wolf (Grüne) fünfstöckige Wohnhäuser in zentraler Lage durchaus für angemessen, wenn man dadurch den Flächenfraß für Wohnungsbau an den Stadträndern bremsen könne. Wenn das Doppelhaus unbedingt erhalten werden solle, müsse die Stadt es dem Bauverein notfalls abkaufen.

Arnold ärgert sich

Roswitha Arnold (Grüne) die sich zunächst über die „total ärgerliche Empörungsmentalität“ des Linken-Bezirksvertreters Kappes aufregte, glaubt, dass für das Gebiet „eine angemessene und gute Lösung“ gefunden werden könne. „Der GBO gehört ja nun wirklich nicht zu den Heuschrecken auf dem Immobilienmarkt.“

Die Zusammenarbeit mit der Genossenschaft sei immer sehr konstruktiv. Und Baudezernentin Deppe gab zu bedenken, dass die Villa – auch wenn man sie aufgrund zahlreicher Umbauten im Inneren nicht als Baudenkmal habe habe ausweisen können – durch die Veränderungssperre für das Gebiet zunächst geschützt sei und die weitere Entwicklung dann Verhandlungssache sei.

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Am Ende stimmte der Ausschuss der Planaufstellung fast einmütig zu. Bei einer Gegenstimme von Benedikt Rees (Klimaliste).

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