ProzessDer Brandstifter aus Opladen wurde von Schwingungen gepeinigt

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Das Kölner Landgericht an der Luxemburger Straße

Vor dem Kölner Landgericht wurde ein schwieriger Fall verhandelt.

Der 34-Jährige ist schwer psychisch krank. Das Landgericht verurteilt ihn deshalb nicht. Aber ein Therapieplan muss sein.

Am Ende steigt er sogar freiwillig in den Gefangenentransport. Der 34 Jahre alte Opladener, der am 20. Januar einen Brand legte, wurde am Mittwochnachmittag freigesprochen. Aber weil er schwer psychisch krank ist, bleibt er lieber in der Obhut der Spezialisten in der Essener LVR-Klinik. Wenigstens für eine letzte Nacht. Am Donnerstag geht es in eine Spezialeinrichtung, im September in eine Fachklinik. Dort wird man weitersehen.

Seine Chancen, wieder gesund zu werden, stehen gut: „Ihre Krankheit ist super erforscht und kann auch gut behandelt werden“, sagt Sophia Gehlen. Die Vorsitzende Richterin der 1. Großen Strafkammer am Kölner Landgericht nimmt sich eine gute Stunde Zeit, um dem Angeklagten das Urteil zu erklären. Auch, warum sie nicht dem Antrag der Staatsanwältin gefolgt ist und ihn auf unbestimmte Zeit in eine Klinik einweist. „Das wäre für Sie vielleicht gut als Gerüst für die nähere Zukunft.“ Aber aus rechtlichen Gründen sei das nicht machbar.

Denn: Der Mann, der bis zum Januar nie aufgefallen war, kann nicht als „Gefahr für die Allgemeinheit“ bezeichnet werden. Dazu war das, was an jenem Freitag in dem Mehrfamilienhaus passiert war, einfach zu wenig gefährlich. Weil er seit geraumer Zeit „Stimmen und Schwingungen“ aus der Wohnung seines Nachbarn wahrgenommen hatte und sie an diesem Tag besonders schlimm geworden waren, musste der Mann handeln.

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Amphetamine genommen

Er hatte Amphetamine genommen und Cannabis geraucht, das machte die Sache sicher nicht besser. Zunächst versuchte er, durch Trampeln auf den Boden die Schwingungen aus der Nachbarwohnung abzustellen. Dann flogen mit Wasser gefüllte Flaschen auf die Friedenberger Straße. Als das alles keine Linderung brachte, machte sich der 34-Jährige auf den Weg, um die nach seiner Wahrnehmung gefährlichen Schwingungen abzustellen. Er griff sich eine Stichsäge und Feuerzeugbenzin.

Zunächst sägte er ein Loch in die Zwischentür, hinter der die Wohnung seines Nachbarn lag, den er für irgendwie gefährlich hielt. Rund um das Schloss entstand eine ungefähr Handteller-große Öffnung. Als auch das nicht den gewünschten Effekt hatte, legte er ein Feuer. Nicht groß, was ein Glück war. Er selbst konnte es wieder auspusten. Schließlich holte der psychisch kranke Mann einen Hammer aus seiner Wohnung und schlug gegen das Türblatt. Die Tür ging auf – und die Schwingungen hörten auf.

Kurz darauf kamen Nachbarn und fragten, was denn da mit der Tür passiert sei. Der Täter zog sich in seine Wohnung zurück. Die Nachbarn alarmierten die Polizei. Die Beamten konnten den Mann bewegen, sie in seine Wohnung zu lassen. Dort zeigte er sich kooperativ, führte seine Armbrust vor, die Pfeile, die übrigen, mit Wasser gefüllten Flaschen, die auch irgendwie Waffen waren für ihn. Sogar die Drogen zeigte er der Polizei.

So mustergültig ging es weiter. Er ließ sich in die Langenfelder Klinik bringen, nahm jede Hilfe an. Und Medikamente. Dass etwas nicht in Ordnung war mit ihm, hatte er kurz zuvor bemerkt. Auch seine Freundin sah, dass er behandelt werden muss. Nur: Der Termin bei einer Psychiaterin sollte zu spät sein. Der wäre am 27. Januar gewesen. Eine Woche zu spät.

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