Sexuelle GewaltLeverkusener soll Freund seines Neffen missbraucht haben

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Der Eingang zum Altbau des Amtsgerichts Leverkusen

Der Altbau des Leverkusener Amtsgerichts (Symbolbild)

Ein 42-jähriger Leverkusener ist wegen sexuellen Kindesmissbrauchs angeklagt. Ein Gutachten belastet den Mann schwer. 

Hat der Angeklagte ein ihm anvertrauten Jungen sexuell missbraucht, oder steckt hinter der Anklage eine Familienstreitigkeit? So jedenfalls versucht der 42-jährige Leverkusener Angeklagte das alles der Richterin und zwei Schöffen im Leverkusener Amtsgericht zu erklären. Der Junge, den Marian S. (Name geändert) an den Penis gefasst und in strafbarer Weise daran manipuliert haben soll, ist ein Freund seines Neffen.

Später soll der Mann den beiden Jungen einen Pornofilm gezeigt haben. Beide Kinder sollen damals im Jahr 2019 noch unter 14 Jahren alt gewesen sein. Der Neffe und sein Freund hatten bei ihm übernachtet, nachdem sie, gemeinsam mit einer Freundin, bis spät am Abend in einem Spaßbad in Köln gewesen waren. Bei der Tat soll die Freundin nicht mehr anwesend gewesen sein. Die beiden Kinder sollen bereits bettfertig in einem Zimmer im noch im Umbau befindlichen Haus des Angeklagten gelegen haben. Zuvor hatten sie laut Anklageschrift bei ihm im Haus geduscht.

Gutachten erklärt die Aussage des Jungen für glaubhaft

Dass die beiden bei ihm übernachtet haben, stimme, sagt Marian S., das andere nicht. Damit widerspricht er einem Gutachten, das die Aussage des Opfers für glaubhaft erklärt hat. Er selbst lieferte jedoch keine besonders einleuchtende Erklärung dafür, weshalb der Familienzweig, aus dem der Neffe stammt, ihm diese schwerwiegende Tat denn anhängen wollen könnte.

Marian S. sagt, er vermute, dass der Freund seines Neffen vielleicht sauer auf ihn sei: Einige Zeit nach der Übernachtung habe der Neffe nämlich keinen Kontakt mehr zu seinem Onkel haben dürfen. Das ging wohl von der Familie aus, der ganze Familienzweig habe ihn gemieden. Mit dem mutmaßlichen Vorfall nach dem Spaßbad habe das Kontaktverbot aber nichts zu tun gehabt, sagte er.

Als sich Onkel und Neffe zufällig auf der Straße getroffen hätten, habe S. den Neffen deshalb zur Rede stellen wollen. Unklar ist, was da genau in Opladen passierte, aber das Treffen brachte dem Onkel eine Anzeige wegen Körperverletzung ein, möglicherweise hat er an dem Kind gezerrt: genauer, an dessen Fahrradhelm und Tornister. Das geschah alles, noch bevor die Anzeige wegen Missbrauchs gegen den Onkel gestellt wurde.

Einlassungen des Angeklagten klingen nicht sehr schlüssig

Alles habe sich hochgeschaukelt. Nach dem Vorfall habe der Neffe nicht mehr gemeinsam mit seinem Freund mit dem Fahrrad zur Schule fahren dürfen, erklärt der Angeklagte. Wohl deshalb sei der Freund des Neffen sauer auf ihn, den Onkel, und habe ihn angezeigt, sagt Marian S. Diese Darstellung der Ereignisse klang jedoch irgendwie nicht schlüssig.

Der Angeklagte wies das Gericht darauf hin, dass es gar nicht möglich sein könne, dass die Jungen vor der mutmaßlichen Tat bei ihm geduscht hätten. Denn das Badezimmer in dem Haus sei noch gar nicht fertig gewesen. Das belegt er mit Bildern aus dem Handy.

Die Richterin war längere Zeit damit beschäftigt, die Familienverhältnisse festzustellen: Es gibt eine Vielzahl von Onkeln, Schwestern, Neffen und Ziehtöchtern.

Jetzt muss die Polizei erst einmal ermitteln. Die Beamten sollen sich die Handyfotos ansehen, die noch nicht in den Akten liegen. Erst im nächsten März will das Gericht dann weiter verhandeln. Einstweilen steht Aussage gegen Aussage. Ob in diesem Verfahren auch die Kinder aussagen müssen, ist noch offen.

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