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ResturlaubAbgewählter Leverkusener OB Richrath fehlt bei wichtiger Ratssitzung

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Kommunalwahl. Uwe Richrath

Uwe Richrath am Abend der Stichwahl: Er nimmt als Oberbürgermeister jetzt schon keine Termine mehr wahr.

Oberbürgermeister Uwe Richrath hat noch fünf Tage Resturlaub bis zum Ausscheiden aus dem Amt Anfang November. 

Bis Ende Oktober ist Uwe Richrath noch offiziell im Amt. Auch wenn er abgewählt wurde, leitet der amtierende Oberbürgermeister bis zum 31. Oktober die Verwaltung. Eigentlich. Denn bei der womöglich wichtigsten Ratssitzung der vergangenen zehn Jahre wird der scheidende Oberbürgermeister am 27. Oktober fehlen: Er nimmt Resturlaub.

Auf unsere Anfrage teilt ein Sprecher der Stadtverwaltung mit: „Der OB ist regulär im Dienst, hat aber ab dem 27. Oktober Resturlaub, so dass er auch die Ratssitzung am 27.10. nicht mehr wahrnehmen beziehungsweise leiten wird.“ In der Sitzung, zu der es noch keine Einladung gibt, muss der städtische Haushalt für das Jahr 2025 verabschiedet werden. Viel wichtiger dürfte aber die Verabschiedung des Haushaltssicherungskonzepts sein. Damit werden Regeln festgelegt, mit denen Leverkusen langfristig seine Schulden in den Griff bekommen soll. Laufzeit: 15 Jahre, also bis 2040, wenn alles gutgeht. Die Entscheidung über das Konzept strahlt weit in die Zukunft der Stadt aus.

Der OB ist regulär im Dienst, hat aber ab dem 27. Oktober Resturlaub, so dass er auch die Ratssitzung am 27.10. nicht mehr wahrnehmen beziehungsweise leiten wird
Ein städtischer Sprecher

Über die Gründe, weshalb Richrath seinen Resturlaub nicht jetzt nimmt, also Anfang Oktober, sondern ans Ende seiner Amtszeit legt, sagt der Sprecher nichts. Fest steht aber, dass Uwe Richrath schwer unter seiner Wahlniederlage gelitten hat. Bei seinem Auftritt am Wahlabend im Rathaus, bei dem er seinem Amtsnachfolger Stefan Hebbel gratulierte, kämpfte Richrath mit den Tränen und musste von Parteifreundinnen und von Familienmitgliedern getröstet werden. Seine Niederlage nahm er schwer – und er nimmt sie offenbar immer noch schwer. Das Angebot, über den „Leverkusener Anzeiger“ seine Beweggründe der Öffentlichkeit darzulegen, nahm er nicht an.

Als seine Vertreter müssen jetzt also die Bürgermeister der Stadt ran und die vermutlich schwierige Sitzungsleitung übernehmen. Das sind Heike Bunde (SPD), Zöhre Demirci (Grüne) und Bernhard Marewski (CDU). Letzterer ist der Erste Bürgermeister, er hat schon einen Termin beim Amt „Oberbürgermeister, Rat und Bezirke“ bekommen, um die Themen vorzubesprechen. Die Sitzung wird auch Marewskis letzte Ratssitzung als Mitglied des Gremiums sein, er scheidet aus, weil er nicht mehr aufgestellt wurde. „Es nützt ja nix, ich habe großen Respekt vor den Entscheidungen dieser Sitzung“, sagt der Bürgermeister, der 2013 als Lehrer pensioniert wurde. Gewissermaßen hat er eine ähnliche Situation schon erlebt, als er vor Ende seiner Berufslaufbahn kommissarischer Schulleiter wurde, er sagt: „Man darf dann nicht kneifen“.

Der Stadtsprecher teilt mit, dass Uwe Richrath auch die öffentlichen Repräsentationstermine nicht mehr wahrnimmt. Im Oktober kommen zum Beispiel Städtefreunde aus der Partnerstadt Villeneuve D‘ Ascq, die begrüßt werden müssen. Am 31. Oktober lädt der Opladener Geschichtsverein zu einer kritischen Feierstunde zum 50. Jubiläum der Vereinigung Opladens und Leverkusens mit Verleihung des Bruno-Wiefel-Preises im Spiegelsaal des Schlosses ein. Eigentlich ein typischer Termin für einen Oberbürgermeister. Auch den macht Marewski dieses Mal in Vertretung.

Auch der künftige Oberbürgermeister Stefan Hebbel muss schon vor seiner Vereidigung antreten: Dass er mit der Leverkusener Immobiliengesellschaft (Levi) zur Immobilienmesse Expo Real nach München fuhr, dürfte kein Fehler sein, denn falls dort Verkäufe angebahnt werden, fallen die Abschlüsse in seine Amtszeit. Auch den Vorsitz im kommenden Haupt- und Personalausschuss übernimmt Hebbel schon.

Ein Anruf im Presseamt der Stadt Köln ergibt, dass die scheidende Henriette Reker bis zum 21. Oktober alle ihre öffentlichen Termine wahrnehmen wolle. Die letzten Tage ihres Dienstes bis zum 31. Oktober nehme sie noch ein paar Tage Urlaub, allerdings lasse sie eine Menge Resturlaub verfallen, sagt die Sprecherin.