Die städtische Gebäudewirtschaft betont ihre Kompetenz im Schulbau, aber auch die Levi sieht sich einem Gutachten nach dazu in der Lage.
Schulbau in LeverkusenDie Don-Bosco-Schule ist fertig – Viele andere warten noch

Der Neubau der Don-Bosco-Schule an der Quettinger Straße ist nicht zu übersehen.
Copyright: Stefanie Schmidt
„Wer hat denn entschieden, dass man einen Text nur auf einem Stuhl sitzend lesen darf?“, fragt Schulrätin Nicole Gatz. Vielleicht Lehrer, die nichts anderes zur Verfügung haben. Wie moderner Unterricht aussehen kann, zeigt Gatz im neuen Anbau der KGS Don-Bosco-Schule in Quettingen. Im breiten Flur vor dem hellen Klassenraum ist eine kleine Sitzecke eingerichtet, dahinter folgt ein „Differenzierungsraum“ mit Matten und Sitzkissen auf dem Boden, dazwischen ein paar niedrige Tische. „Natürlich trifft man sich immer wieder, um die Ergebnisse zu besprechen, aber zwischendurch können sich Kinder die Lernumgebung suchen, die zu ihnen passt“, erklärt Gatz die neuen Unterrichtsmöglichkeiten. Den ganzen Tag im gleichen Klassenraum, möglicherweise auch zum Essen und in der Nachmittagsbetreuung, das sei nicht mehr zeitgemäß.

Lesen und lernen auf dem Fußboden: Nicole Gatz, Andreas Breuer und Uwe Richrath im Differenzierungsraum im Neubau der Don-Bosco-Schule
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Und doch ist es an vielen Schulen Realität. Fehlende Kapazitäten für OGS und Mittagessen, zu wenig Räume für differenzierten Förderunterricht, sei es nun bei sprachlichen, motorischen oder Lernproblemen. „Wir hatten unsere Aula aufgegeben, um eine Mensa zu haben“, erzählt Andreas Breuer, stellvertretender Schulleiter der Don-Bosco-Schule. Ab dem neuen Schuljahr haben er und seine Kollegen, vor allem aber die 270 Schülerinnen und Schüler eine echte Mensa. Dazu drei neue Klassenräume, über die sich die künftigen Erstklässler freuen dürfen, und Arbeitsplätze für alle Mitarbeitenden vom Lehrerkollegium über Schulsozialarbeiter bis zu Integrationshilfen.
Soll die Stadt selbst bauen oder auslagern?
Die Freude über das abgeschlossene Projekt ist groß, die gigantische Frage aber bleibt: Wie kann es gelingen, dass die immer noch viel zu vielen maroden, alten und zu kleinen Schulen in Leverkusen trotz Haushaltslochs in absehbarer Zeit ebenfalls aufatmen können?
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Ein Ansatz ist, Arbeit auszulagern. Den hat die Stadtverwaltung selbst verfolgt, indem sie prüfen ließ, ob sich drei besonders drängende Bauten – die Hugo-Kükelhaus-Schule, die Schule an der Wupper und die GGS Im Kirchfeld – durch die Vergabe an einen Totalunternehmer beschleunigt realisieren lassen. Die Projektsteuerung bliebe dann im städtischen Baubereich, die gesamte Ausführung würde aber ausgelagert.

Platz zum Mittagessen: Die neue Mensa
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Das allerdings ist natürlich teurer, daher hat vor allem die CDU die Idee vorangetrieben, den Schulbau so auszulagern, dass er aus den Mühlen der Stadtverwaltung raus ist, das Geld aber dennoch in der Stadt bleibt. Zunächst war eine komplette Schulbaugesellschaft im Gespräch, mittlerweile konzentriert sich die Idee darauf, eventuell einzelne Projekte auszulagern. „Es geht nicht darum, jemanden etwas wegzunehmen“, betont Stefan Hebbel, der für den Vorstoß heftigen Gegenwind aus dem Bauamt geerntet hat. „Sondern darum, alle Register zu ziehen, um den Schulbau möglichst schnell voranzutreiben.“
Dafür wurde die Stadtentwicklungsgesellschaft Levi damit beauftragt, zu erörtern, ob sie zum Schulbau in der Lage ist und welche Vor- und Nachteile das aus ihrer Sicht habe. Die Ergebnisse wurden jüngst der Politik in einer nicht-öffentlichen Sitzung dargestellt. Fazit: In einer Schulbaugesellschaft, die aus steuerlichen Gründen als Tochter der Levi gegründet werden müsste, könnte „in schlankeren Strukturen schneller, flexibler und kosteneffizienter“ gebaut werden, heißt es in einer Präsentation, die der Redaktion vorliegt.
Ich bin froh, dass ich keinen Bahnhof oder eine City C planen muss. Aber Schulbau können wir
Das bezweifelt Gregor Steiniger, Fachbereichsleiter der Gebäudewirtschaft. „Wir haben aktuell 33 Schulbauten in der Bau- und Planungsphase, Ende des Jahres werden 14 große Projekte im Bau sein. Wir haben alle Kompetenzen, die es dafür braucht.“ Und dazu die langjährige Erfahrung mit den speziellen Anforderungen im Schulbau, der den größten Teil der Arbeit der Gebäudewirtschaft einnimmt. „Ich bin froh, dass ich keinen Bahnhof oder eine City C planen muss“, ergänzt Steiniger, „es ist gut, dass es dafür die Levi gibt.“
Warum im Schulbau Doppelstrukturen geschaffen werden sollten, erklärt sich ihm nicht, zumal seine Abteilung personell und organisatorisch mit der Aufgabe keineswegs überfordert sei. „Was aufs Tempo drückt, ist alleine die Frage der Finanzierung. Wenn ich keine Mittelfreigabe habe, kann ich keine Planung machen.“ Das zeige sich jetzt gerade bei den drei oben genannten Schulen. „Da gibt es Ratsvorlagen, die immer weiter vertagt werden. Im Moment können wir für diese Schulen nichts tun.“

Gregor Steiniger, Fachbereichsleiter der Gebäudewirtschaft
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Fakt ist, dass städtischen Bauvorhaben oftmals eine sehr lange Planungs- und Umsetzungsphase vorausgeht. An der Schlebuscher Gezelinschule etwa steht der Sanierungsbedarf seit 2009 fest, 2018 wurde der Abriss und Neubau beschlossen, auf Gegenwehr aus der Bevölkerung schließlich nicht an anderer, sondern an gleicher Stelle. Der Neubau sollte in diesem Sommer begonnen werden, vermutlich wird es aber doch 2026.
Viel Lärm und Staub
Auch in Quettingen musste die Schulgemeinschaft viel Geduld und Nerven aufbringen. 2020 hat der Stadtrat den Planungs- und Baubeschluss getroffen, schon Jahre zuvor war der Handlungsbedarf klar. Im Herbst 2021 wurde mit Abrissarbeiten an der ehemaligen Hausmeisterwohnung begonnen, Anfang 2022 starteten die Arbeiten am Neubau, häufig begleitet von Lärm und Staub. „Zum Glück haben wir ein sehr flexibles Kollegium, das weiß, dass die Geduld sich auszahlt“, lobt Breuer. Und welches eine geplante Mathearbeit dann auch mal verschiebt, wenn es vor dem Fenster zu laut ist.
Was muss also passieren, damit der Schulbau vorankommt? „Mittelfreigabe“, ist die klare Antwort von Steiniger. Sonst kommen alle Planungen ins Stocken. „Wir brauchen politische Entscheidungen.“
Weitere Bauprojekte
Zehn Schulbauprojekte befinden sich aktuell in der Umsetzung. Vier weitere Großprojekte werden in diesem Jahr beginnen: Ein Neubau plus Sporthalle an der Realschule am Stadtpark, die Fassadensanierung am Landrat-Lucas-Gymnasium, der Neubau der Sporthalle an der Theodor-Heuss-Realschule und die Sanierung des Naturguts Ophoven.