Sondermüll in LeverkusenVerbrennung von Klärschlamm soll anlaufen

Lesezeit 3 Minuten
In der Dämmerung kommt Rauch aus der Sondermüllverbrennung, Currenta, Entsorgungszentrum Bürrig.

Currentas Sondermüllverbrennung in Leverkusen-Bürrig macht Sorgen.

Die Klärschlammverbrennung soll in der Bürriger Anlage bald wieder angefeuert werden.

Der Begleitkreis trägt nicht umsonst von Anfang an den Namenszusatz „zur Wiederinbetriebnahme der Sondermüllverbrennung Bürrig“. In der nunmehr 10. Sitzung des Gremiums mussten die Veranstalter und Currenta als Eigentümerin der Anlage grundsätzliche Kritik aushalten.

Currenta strebt an, das in Bürrig zu verbrennende Abfallspektrum zu erhöhen. Alles werde wieder wie früher, so die Kritik, die aus der Bürriger Bürgerschaft und von einem Politiker kam: Flüssige Abfälle würden bald wieder gemischt, es gebe weiterhin eine Hochspannungsleitung über der Anlage, die Bedenken wegen der Einrichtung eines neuen Tanklagers seien groß. Nichts oder nur wenig, weshalb sich Bürger Sorgen gemacht hätten, sei abgeschafft worden, wurde gesagt. Am 27. Juli 2021 war Tank 3 im ehemaligen Tanklager explodiert.

Eingangskontrollen nicht bei allen Chemikalien

Die Antwort des Sicherheitsexperten Christian Jochum, Leiter des Begleitkreises, war, dass man diese Dinge nie versprochen habe. Neu sei: Es gebe sehr viel schärfere Regeln. Er sagte, es dürfe in Bürrig nie wieder zu einer Explosion kommen. Der aber am häufigsten geäußerte Satz war etwa: Man schaue da jetzt viel genauer hin als früher.

Gemeint sind die Eingangskontrollen der angelieferten Abfälle, von denen grundsätzlich in Bürrig Proben genommen werden sollen, was aber nicht bei allen Chemikalien möglich ist. Ein Stoff sei so unangenehm, dass man aus Arbeitsschutzgründen keine eigene Eingangskontrolle in Bürrig machen könne, sagte der Sicherheitsexperte, ohne diesen Stoff zu benennen oder seine Eigenschaft zu erläutern.

Da will man von dem Prinzip der eigenen Eingangskontrolle abweichen und der Herstellerfirma besondere Regeln auferlegen. Das wurde von einem Bürger kritisiert: Die Verantwortung sei dann abgewälzt. Weshalb man dann nicht auf den Stoff verzichte?

Abfälle mischen wird möglich

In Zukunft will man in Bürrig also wieder Stoffe mischen, auch ein Tanklager soll wieder errichtet werden. Jochum sagte, Tanklager seien nicht exotisch, sie bedeuteten aber die Gefahr der großen Stoffmenge an einem Ort. In der ersten Phase der Wiederinbetriebnahme, als man noch stärker unter dem Eindruck der Havarie stand, ließ man einzelne Tank-Lkw an die Anlage andocken und verbrannte die Abfälle ohne vorherige Zwischenlagerung. Davon ist keine Rede mehr, die Logistik ist wohl kaum zu schaffen, wenn ein ständiges Feuer in den Öfen brennen soll.

Zunächst betreibt man den Tank noch ohne Mischen. Das soll sich ändern: Fünf flüssige, brennbare Abfallsorten sollen zum Mischen im bei der Explosion unbeschädigt gebliebenen Tank 8 zugelassen werden. Es sollen aber auf lange Sicht noch mehr Mischungs-Variationen zugelassen werden. Tank 8 bekommt aus Sicherheitsgründen eine eigene Kühlung, damit es in dem 55 Kubikmeter großen Behälter nicht zu Temperaturproblemen kommt.

Je mehr Stoffe, desto komplexer die Mischung

Möglichen Problemen beim Mischen soll Currenta künftig laut Jochum mit einer viel genaueren Analyse der angelieferten Stoffe zuvorkommen. Er gibt aber zu bedenken, dass eine Vorhersage über Gefahren bei fünf Stoffen relativ einfach sei, je mehr Stoffe hinzukämen, desto komplexer werde das.

Das nächste anstehende Projekt in Bürrig ist das Anfahren der Klärschlammverbrennung. Klärschlamm kommt aus dem Chempark und aus kommunalen Abwässern. Der Schlamm brennt selbst nicht, also braucht man die Abfälle aus der Chemieindustrie.

In der 10. Begleitkreis-Sitzung war ein Zuhörer des „Leverkusener Anzeiger“ erstmals offiziell als Mithörer zugelassen, das begrüßte Jochum im Sinne der Transparenz. Einzige Bedingung für die Teilnahme ist die Zusage, dass in dieser Zeitung keine Zitate in direkter wörtlicher Rede verbreitet werden sollen.

KStA abonnieren