Leverkusen – Nicht nur in Köln, auch in Leverkusen soll es die „verrufenen Orte“ oder Gefahrengebiete laut Polizeigesetz geben. Ein Polizeisprecher bestätigte das auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“. In diesen Sektoren, auch gefährliche Orte genannt, genießt die Polizei erweiterte Befugnisse, kann etwa Personen kontrollieren, ohne dass ein besonderer Verdacht besteht, wie der „Leverkusener Anzeiger“ im Kölner Lokalteil in der Montagsausgabe berichtete.
Die verrufenen Orte hält die Polizei zur Zeit noch eisern geheim, für heute setzte die Behörde ein Hintergrundgespräch mit der Presse an, in dem es mehr Informationen geben soll. Ein Insider sagte dagegen, dass die gefährlichen Gebiete seines Wissens nach in Leverkusen aber weitgehend mit den kriminellen Schwerpunktgebieten übereinstimmen. Die verrufenen Gebiete legt die Polizei fest, dort müssen erhöhte kriminelle Aktivitäten stattfinden. Die müssen nicht unbedingt statistisch nachgewiesen, sondern können auch nach der Erfahrung der Polizisten abgesteckt werden.
Heile Welt in Schlebusch
Konkret sind das in Leverkusen die Innenstadt in Wiesdorf, besonders um den Bahnhof und Richtung City. Wie genau die Begrenzung einer solchen Zone festgelegt wird, ist bisher nicht ganz klar. Es gab keine Aussage der Polizei, ob die untere Hauptstraße mit ihren bekannten Problemen dazugehört. Laut Informationen des Insiders soll das aber so sein. In Opladen wird aus Polizeikreisen die Bahnhofstraße und das Gelände um den Bahnhof genannt. Auch der Königsberger Platz in Rheindorf ist demnach anscheinend ein verrufener Ort mit den besonderen Polizeirechten. Im Leverkusener Osten, in Schlebusch und Steinbüchel, ist die Welt dagegen noch vergleichsweise heil, auch wenn dieser Eindruck durch den nächtlichen Vorfall an der Carl-von-Ossietzky-Straße gerade getrübt ist: Anfang vergangener Woche war es zu einer Auseinandersetzung mit Messerstichen und einer Schussverletzung gekommen.
Die Polizei halte die verrufenen Orte bisher geheim, damit die Gegenden nicht stigmatisiert würden und die taktische Ausrichtung nicht verraten werde, hat ein Kölner Polizeisprecher auf Anfrage gesagt.
Kritik nie verstummt
Seit der Übernahme der Polizeiarbeit auf Leverkusener Stadtgebiet durch die Kölner Polizei ist die Kritik nie verstummt, dass die Verbrechensbekämpfung seitdem sehr gelitten habe.
Auch aktuell beklagen Leverkusener Polizisten, dass selbst Bezirksbeamte zu nächtlichen Einsätzen nach Köln an die Ringe abberufen würden. Zur Zeit müssen die Kölner Autokorsos nach WM-Spielen auch mit Hilfe aus Leverkusen abgesichert werden, etwa neulich beim Italien-Spiel. „Die Probleme mit der Kriminalität in Köln sind riesengroß und wir haben deshalb in Leverkusen nicht mehr die Kapazitäten und Festnahmen, die wir früher hatten“, so der Insider.