„Die Höhle hatte Mensch“Reinigung der Aggertalhöhle bringt Naturwunder ins Licht

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Dank der neuen Beleuchtung werden die geologischen Naturwunder faszinierend in Szene gesetzt.

Dank der neuen Beleuchtung werden die geologischen Naturwunder faszinierend in Szene gesetzt.

Ründeroth – Dr. Gero Karthaus und Frank Herhaus wissen gar nicht mehr, wie oft sie schon in der Aggertalhöhle gewesen sind. Doch seit Montag ist ein Gang durch den Besucherteil der Höhle selbst für den Bürgermeister und den Kreisdezernenten ganz offiziell ein ganz besonderes und beeindruckendes Erlebnis. Der Grund: Höhlenforscher Stefan Voigt und seine Leute haben die imposante Höhle in dreimonatiger Knochenarbeit gereinigt. Und das heißt, „den Dreck von 150 Jahren rausgeschafft“, wie Voigt erklärt. Dabei handelt es sich nicht nur um Müll, den Besucher hier und da Rundgängen hinterlassen haben, sondern auch um eine dicke Schicht Patina, die an Decken und Wänden der Aggertalhöhle unter anderem Milliarden versteinerter Korallen überzogen hatte. „Die Höhle hatte Mensch“, skizziert Voigt scherzhaft deren „Leiden“.

„Licht-Mann“ Alexander Chrapko, Dr. Gero Karthaus, Höhlenforscher Stefan Voigt und Dezernent Frank Herhaus mit der Leader-Urkunde.

„Licht-Mann“ Alexander Chrapko, Dr. Gero Karthaus, Höhlenforscher Stefan Voigt und Dezernent Frank Herhaus mit der Leader-Urkunde.

„Alles wurde in Handarbeit und mit Wasserkraft freigelegt und zusätzlich wurde ein nagelneues Beleuchtungssystem installiert, das die bizarre, unterirdische Wunderwelt bezaubernd in Szene setzt. Etwa 370 neue Leuchten hat Alexander Chrapko mit seiner Firma Cave Lighting im Besucherteil der Höhle installiert und so vernetzt, dass sie sich nur um die Besuchergruppen herum einschalten und die Versteinerungen und Kalkformationen in ihrer ganzen Schönheit fokussieren.

Antrag auf Förderung wurde ohne Probleme bewilligt

Doch diese „Erneuerung“ der rund 350 Millionen Jahre alten Höhle ist ein Teil des im Rahmen der Leader-Region Oberberg mit knapp 170 000 Euro von der EU und vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes, das im Bürokratendeutsch schlicht „Inwertsetzung der Aggertalhöhle“ genannt wird. In nächsten Schritten sollen auch die etwas heruntergekommenen „Altbauten“, wie sie Bürgermeister Karthaus schmeichelhaft nennt, modernisiert werden. 35 Prozent der Gesamtsumme von etwas mehr als 260.000 Euro trägt die Gemeinde Engelskirchen, die mit dem erst vor einigen Jahren entdeckten Windloch in der unmittelbaren Nachbarschaft der Aggertalhöhle auch international für Schlagzeilen sorgt.

Es tröpfelt, doch irgendwann ist auch das Höhlenfass voll.

Es tröpfelt, doch irgendwann ist auch das Höhlenfass voll.

Weil das Windloch im Mühlenberg mit seinen bislang erst bekannten 8500 Metern Ganglänge jedoch öffentlich nicht zugänglich ist, sollte die Aggertalhöhle, die als Schauhöhle erst seit 1930 gezeigt wird, noch weiter aufgewertet werden. Gleich unterstützt wurde das Projekt vom Leader-Regionalmanagement Oberberg mit Frank Herhaus als Vorsitzendem des Trägervereins und auch der Naturarena Bergisches Land. Ohne Problem sei der Förderantrag von der Bezirksregierung Köln befürwortet worden.

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Das Ergebnis kann sich sehen lassen, und zwar noch bis Ende des Monats: Denn ab dem 2. November und bis zum März ist die Höhle für Gäste Tabu, weil hier Zigtausende Fledermäuse aller Art ihr Winterquartier einrichten. Doch bis Ende des Monats gibt es noch täglich bis zu sechs Führungen. Am Wochenende des 30. und 31. Oktober verspricht der „Jahrmarkt der Toten“ anlässlich Halloween zusätzlich noch Grusel der besonderen Art. Hier ist das Mindestalter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf zwölf Jahre gesetzt, Anmeldungen dafür sind zwingend erforderlich.

Dass in der Schauhöhle die unzähligen geologischen Naturwunder so wirkungsvoll in Szene gesetzt werden, liegt eben an den 370 kleinen LED-Leuchten, die teilweise an vermeintlich unzugänglichen Nischen und Winkeln so montiert sind, dass selbst die kleinsten Farbnuancen von Kalk, Erz und sogar vereinzelten Tropfsteinen auf faszinierende Weise sichtbar werden. Mit 9,50 Metern unter der Höhe des Eingangs ist die „Kapelle“ der tiefste Punkt der Aggertalhöhle. Nicht nur Dr. Silvia Tanneberger, eine der Höhlenführerinnen, hofft, dass die besondere Akustik dieses Saales bald auch wieder für Konzerte genutzt werden kann.

www.aggertalhoehle.de

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