Corona-PandemieSchulleiter blicken besorgt auf den Unterrichtsbeginn

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Lüften, Maske, Lollitest: Auch das am Mittwoch beginnende Schuljahr steht im Zeichen von Corona.

Lüften, Maske, Lollitest: Auch das am Mittwoch beginnende Schuljahr steht im Zeichen von Corona.

Oberberg – In zwei Tagen beginnt das neue Schuljahr – ein weiteres unter Pandemiebedingungen. Während die meisten Kinder und Jugendlichen ihre letzten freien Tage auskosten, wird in den Sekretariaten und Rektorenzimmern längst geplant. Wir haben mit einigen Schulleitern über die anstehenden Herausforderungen gesprochen.

Coronainfektionen genauso hoch wie letztes Jahr

„Ein Déjà-vu haben wir wohl alle. Vor einem Jahr war die Zahl der Coronainfektionen genauso hoch wie jetzt“, seufzt Ingo Breuer, Schulleiter der Grundschule Nümbrecht. Die Gedanken, die Gefühle, die Erwartungen? Zwiespältig. Im verhaltenen Optimismus schwingt unausgesprochen die Sorge mit, dass es wieder zu Schulschließungen mit all ihren inzwischen hinreichend bekannten Maßnahmen und Folgen kommen könnte. Wenngleich NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer am Freitag verkündet hat, dass künftig keine ganzen Klassen mehr in Quarantäne sollen und der Präsenzunterricht unabhängig von der Inzidenz weiterlaufen soll. Trotzdem sagt auch Angela Harrock, Schulleiterin der Realschule Gummersbach-Hepel: „Die Inzidenz über 50 macht schon ein bisschen Angst.“ Dass die Politiker Schulschließungen vermeiden wollen, glaubt Thorgai Wilmsmann, Leiter des Homburgischen Gymnasiums in Nümbrecht, zwar. Doch ihn sorgt die Verbreitung der Delta-Virusvariante.

Neben der Sorge ist bei allen aber auch die Freude da, die Schülerinnen und Schüler in Präsenz wiederzusehen. „Die Kinder waren so glücklich, als sie vor den Sommerferien wieder zur Schule kommen durften. Der Kontakt ist enorm wichtig“, sagt Harrock. „Die Kinder brauchen die persönliche Betreuung“, bestätigt Kai Stäpeler, Schulleiter im Grundschulverband Wiehl. Zum Glück seien fast alle Lehrkräfte inzwischen geimpft, stellen die Schulleitungen erleichtert fest, und sie setzen auf die Tests, die zweimal in der Woche durchgeführt werden. Lollitests in der Grundschule, Selbsttests in den weiterführenden Schulen. Unsicherheiten bleiben dennoch. „Wie gehen wir mit Testverweigerern um, wenn sie sich auch zu Hause nicht testen lassen?“, überlegt Wolfgang Krug, Leiter der Gesamtschule Marienheide. In der zweiten Woche nach den Ferien gehen die 5er-, 6er-, einige 7er-Klassen und der Abiturjahrgang der Gesamtschule Marienheide auf Klassenfahrt, zwar geimpft oder getestet. „Aber was, wenn nun doch unterwegs was passiert?“

Unruhige Zeiten erwartet

„Da werden uns im Herbst und Winter wohl unruhige Zeiten bevorstehen“, ahnt auch Ingo Breuer. Mit dicken Jacken und Decken werden sich wohl auch in diesem Winter die meisten oberbergischen Kinder wieder vor der Zugluft in ihren gut gelüfteten Klassenräumen schützen müssen.

Ingo Breuer würde sich über Lüfter freuen. Auch, weil sie zusätzlich andere Krankheitserreger aus der Luft filtern können. Auch sein Kollege Wilmsmann will sich im anstehenden Gespräch mit der Nümbrechter Verwaltung dafür aussprechen. Kai Stäpeler vom Wiehler Grundschulverbund verweist auf den Beschluss, in den Klassenräumen CO2 -Ampeln aufzustellen, die anzeigen, wann es Zeit ist, die Fenster zu öffnen, während Harrock hofft, dass sich in Gummersbach die Anschaffung von Luftfilteranlagen nicht allzu lange verzögert.

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Die Einschulungen sollen in diesem Jahr wie geplant stattfinden: Zwar mit Abstand, Hygienemaßnahmen, Tests und Nachverfolgung, aber anders als im vergangenen Jahr diesmal mit Eltern. Klassenweise in der GGS Nümbrecht und in der Gummersbacher Realschule, für die Wiehler Erstklässer in der Sporthalle, im Gymnasium Nümbrecht draußen auf dem Hof.

Für viele Schülerinnen und Schüler beginnt das neue Jahr mit Nachprüfungen, um doch noch versetzt zu werden oder Noten auf dem Abschlusszeugnis zu verbessern. 41 Kinder haben sich in der Realschule Gummersbach angemeldet, viele für drei bis vier Fächer, mit schriftlicher Arbeit und mündlicher Prüfung. Zahlreiche Schüler nehmen die Förderprogramme von Bund und Land in Anspruch und haben schon in den Ferien gebüffelt, um Lernrückstände aufzuarbeiten, mehr als 100 sind es an der Gesamtschule Marienheide. Wie groß die Lücken wirklich sind, wird sich erst im Laufe der kommenden Wochen zeigen. „Natürlich können wir nicht starten wie sonst, aber wir müssen jetzt die Ärmel aufkrempeln und loslegen und nicht ständig nur auf die Defizite schauen“, gibt Grundschulleiter Breuer zu bedenken. „Die Kinder haben in der Coronazeit vielleicht weniger Mathe gelernt, dafür aber selbstständiges Arbeiten, den Umgang mit Zoom und Internet. Diese Kompetenzen müssen wir mit einbauen, damit sie nicht wieder verloren gehen.“

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