In Lindlar und WipperfürthKarnevalisten sollen alle Sitzungen und Partys absagen

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Damensitzung in Lindlar.

Damensitzung in Lindlar.

Lindlar/Wipperfürth – Was wird aus dem Sitzungskarneval? Am Montagabend hatte sich die KG-Rot-Weiß Lindlar zu Beratungen getroffen – ohne eindeutiges Ergebnis. Am Dienstagnachmittag kam dann die Meldung aus Düsseldorf, dass sich Landesregierung und NRW-Karnevalsverbände auf eine Absage des Sitzungskarnevals geeinigt hätten.

Für Philip Caucal, Präsident der KG, ist die Entscheidung nach erster Durchsicht allerdings alles andere als eindeutig. In der Meldung sei von freiwilligen Absagen durch die Gesellschaften die Rede. „Konkrete Vorgaben durch das Land fehlen erneut“, so Caucal in einer ersten Reaktion. Die KG werde nun anwaltlich prüfen lassen, was genau in Düsseldorf verabredet wurde – und welche Folgen das für Lindlar haben wird. Stand Dienstagnachmittag gehe er davon aus, dass er den Antrag für Hilfen aus dem Sonderfonds jedenfalls stellen werde, so der KG-Präsident.

KG Lindlar lässt Entscheidung von Anwalt prüfen

Ob die für Januar geplanten Sitzungen der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Lindlar (KG) stattfinden, ist weiter offen. „Wir arbeiten laufend an Konzepten, die durch geänderte Vorgaben der Politik bis zur nächsten Vorstandssitzung schon wieder hinfällig sind“, ärgert sich Caucal. In dieser Woche packt jedenfalls der Zeltverleiher die Container für Lindlar schon einmal vor. Ob er das Zelt nach dem Jahreswechsel tatsächlich am Carola-Lob-Weg aufrichten wird, ist aber noch nicht sicher, so Caucal. Der Verein sucht weiter nach einem Weg, der die Sicherheit der Gäste gewährleistet, der aber auch in finanzieller Hinsicht für die KG zu stemmen ist – schließlich sind alle Sitzungen ausverkauft.

Alles zum Thema Festkomitee Kölner Karneval

Eine Lösung könnte über den „Sonderfonds für Kulturveranstaltungen“ führen, den die Bundesregierung mit zweieinhalb Milliarden Euro aufgelegt hat. Auf ihn hatte das Festkomitee Kölner Karneval hingewiesen. Sollte der Lindlarer Antrag dort erfolgreich sein, gibt es zwei Möglichkeiten, wie Caucal vor der Entscheidung aus Düsseldorf erklärt hatte. Danach sei en noch Sitzungen mit bis zu 1300 Besucher möglich gewesen, die Differenz zu den 1800 Kartenverkäufen würde der Fonds erstatten.

In Corona-Zeit Freude bereiten

Bei der kompletten Absage, die jetzt erfolgt ist, muss der Bund den Löwenanteil der Kosten für Zeltverleiher und Künstler übernehmen. „Einerseits möchten wir den Menschen in diesen Zeiten etwas Freude bereiten“, betont Caucal. Andererseits wolle man aber auch um jeden Preis vermeiden, dass die Sitzungen zu einem Infektionsherd werden. „Und dann ist da natürlich noch die Sorge, dass die Leute mit dem Finger auf uns zeigen“, so der Präsident, der auf die Torwache Ründeroth verweist, die jüngst nach massiven Anfeindungen nahezu die gesamte Session abgesagt hat.

Beim Lindlarer Karnevalszug gibt es keine Neuigkeiten. Mit der Entscheidung wollten die Karnevalisten warten, bis aus Düsseldorf eine klare Ansage kommt. Zur nächsten Beratung will die KG-Spitze vor Weihnachten zusammenkommen.

Am 7. Januar sollte der traditionelle Funkenbiwak der KG Baulemann in Wipperfürth stattfinden. Dienstagmittag hatte Kommandant Dirk Osberghaus noch das Programm besprochen und sich über positive Rückmeldungen gefreut. „Wir trainieren nur noch für Euch“, lautete eine davon.

KG Baulemann frustriert über den Beschluss

Und dann das: Vertreter der Karnevalsverbände und die Landesregierung NRW haben beschlossen, alle Sitzungen und Party der laufenden Session abzusagen. „Ich bin unglaublich sauer und frustriert“, sagt Osberghaus, der als Jungfrau Dirklinde auch Teil des Dreigestirns der Baulemänner ist. Was ihm vor allem aufstößt: „Der Bund Deutscher Karneval spricht im Namen aller Karnevalsvereine und sagt, wir würden freiwillig verzichten – er hat mit uns aber überhaupt nicht gesprochen!“ Die Politik sei zu „schissig“ für eine klare Ansage, so Osberghaus, dass sei allerdings seine persönliche Meinung. „Wir haben immer gesagt, wir leisten keinen vorauseilenden Gehorsam. Wenn die Politik ein Verbot aussprechen will, dann ist das so. Aber nicht auf einer ,freiwilligen Basis’.“

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Wie Osberghaus erklärt, sollen die Karnevalsvereine nun Anträge auf Erstattung einreichen – „bis zum 23. Dezember, als ob man in der Vorweihnachtszeit nichts anderes zu tun hätte“, ärgert er sich.

Ob der Karnevalszug und der Sturm auf das Rathaus stattfinden können, das wisse er nicht. „Die Narrenzunft Neye hat immer gesagt,das ist unser Ding’,“ so Osberghaus.

Von der Narrenzunft Neye gab es gestern nur eine erste, kurze Reaktion. „Wir werden uns als Vorstand schnellstens zusammen setzen und das weitere Vorgehen besprechen“, so Schriftführerin Bianca Berghaus, zugleich Prinzessin der Narrenzunft.

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