Neue SerieLeben an der Grenze zum Rheinisch-Bergischen Kreis

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„Oberstaatskünstler“: Mit diesem scherzhaft-offiziösen Titel schmücken sich Manuele Klein und Detlev Weigand, wenn sie gemeinsam ausstellen. Der spektakuläre Blick von ihrer Terrasse hinüber in den Rheinisch-Bergischen Kreis war für Klein auch schon Motiv für ein Bild.

„Oberstaatskünstler“: Mit diesem scherzhaft-offiziösen Titel schmücken sich Manuele Klein und Detlev Weigand, wenn sie gemeinsam ausstellen. Der spektakuläre Blick von ihrer Terrasse hinüber in den Rheinisch-Bergischen Kreis war für Klein auch schon Motiv für ein Bild.

Oberstaat – Niemand kann sagen, man habe ihn nicht gewarnt. Wer auf der Landstraße von Vilkerath kommend die Kreisgrenze überquert, begegnet Schildern, die Radarkontrollen ankündigen und die Gegend als von der Schweinepest bedrohten Bezirk ausweisen. Wer aber bei der ersten Gelegenheit links abbiegt und steil bergan fährt, bekommt sogleich einen Eindruck von der landschaftlichen Schönheit des oberbergischen Landes.

Oberstaat liegt oberhalb von Unterstaat und ist seit drei Jahren die Wahlheimat von Manuele Klein und Detlev Weigand. Das Künstlerpaar ist beruflich weltweit unterwegs, jüngst haben die beiden im Rahmen eines Stipendiums in Polen gearbeitet. Familiär verwurzelt sind beide im Rheinisch-Bergischen Kreis. Der ist von ihrer Grundstücksgrenze nur ein paar Schritte entfernt. Als sie damals ein erschwingliches Arbeits- und Wohnhaus auf dem Land gesucht haben, wagten sie sich sogar bis nach Osberghausen vor. Dass sie dann doch näher an der alten Heimat und an der nächsten Autobahnauffahrt gen Westen gelandet sind, ist ihnen ganz recht. Osberghausen war ihnen dann doch etwas „zu weit ab vom Schuss“, sagen sie.

Herzlich und aufgeschlossen

Für manche Behördengänge fahren Klein und Weigand nicht mehr nach Bergisch Gladbach, sondern zum Gummersbacher Kreishaus. Wenn sie ein Konzert oder eine Ausstellung in ihrem Haus veranstalten, müssen sie sich an eine andere Zeitungsredaktion wenden. Aber das ist auch schon alles. Die Mentalität der Menschen ist ihnen jedenfalls nicht fremd, der Schritt in Richtung Westfalen hat sie nicht zu wortkargen Bauern, sondern zu Dorfbewohnern geführt, die dem in dieser Umgebung etwas exotisch wirkenden Pärchen aufgeschlossen und herzlich begegnen, wie Weigand versichert.

Klein und Weigand kaufen mal in Loope ein, mal jenseits der Kreisgrenze im ebenso nahen Vilkerath, meistens irgendwo, wenn es sich auf der Durchreise ergibt. Und dennoch gibt es eine „Grenzerfahrung“: „Wenn ich mich von hier aus in Richtung Engelskirchen bewege, habe ich immer ein bisschen das Gefühl, in Urlaub zu fahren.“ Manuele Klein ergänzt: „Die Fahrt in die andere Richtung ist dagegen meist mit irgendwelchen Verpflichtungen verbunden.“

Kindheitserinnerungen an Oberberg

Weigand erinnert sich, dass er sich früher mit seinen Eltern aus Rösrath gen Oberberg aufmachte, um in Engelskirchen Eis zu essen oder den Onkel in einem Gummersbacher Dörfchen zu besuchen, wo die Kinder Forellen mit der Hand gefangen haben. Manuele Klein war mit ihren eigenen Kindern bereits in Oberstaat, um Damwild zu füttern, lange bevor sie sich hier niederließ. Die bergigere oberbergische Landschaft verbinden sie viel eher mit Erholung als die rheinisch-bergischen Städte, in denen sie aufgewachsen sind.

Als Integrationsfigur der gesamten bergischen Kunstlandschaft sehen die beiden Mary Bauermeister, die Ateliers sowohl in Rösrath als auch in Reichshof-Oberagger unterhält. „Ich habe ihr viel zu verdanken“, sagt Detlev Weigand. Längst haben Klein und Weigand eigene Kontakte in die oberbergische Szene geknüpft. Im September sind sie dabei, wenn anlässlich des Reformationsjubiläums im Gummersbacher Theater eine Kunstausstellung „Martin Luther in Zitaten“ würdigt. Für einen Künstler sind Grenzen eben dazu da, überschritten zu werden.

Über Oberstaat

Erst seit 1975 gehört Oberstaat überhaupt zur Gemeinde Engelskirchen. Im Zuge der kommunalen Neugliederung wurde die Siedlung von der Stadt Overath und zugleich vom Rheinisch-Bergischen Kreis abgetrennt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1845 unter der Bezeichnung „Staat“. Von 1896 an zeigen die topographischen Karten die Ortsbezeichnung Oberstaat. Bekannter als die Siedlung selbst ist das 1928 eröffnete Ausflugslokal „Bergische Schweiz“.

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