Montage im eiskalten WasserNümbrechter Taucher durchschwimmen Aggertalsperre

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Von einem Ponton an der Staumauer aus starteten die Taucher abwechselnd zu ihrer Arbeit in 28 Meter Tiefe.

Von einem Ponton an der Staumauer aus starteten die Taucher abwechselnd zu ihrer Arbeit in 28 Meter Tiefe.

Aggertalsperre – Da staunten die Spaziergänger nicht schlecht, als sie gestern zwischen den Eisschollen in der Nähe der Staumauer der Aggertalsperre Taucher entdeckten. Des Rätsels Lösung: In dieser Woche wird im Rahmen eines Forschungsprojekts der TH Köln, Campus Gummersbach, ein Sensor tief unten im Wasser am Fuß der Staumauer angebracht.

In Zukunft soll er jede kleinste Erschütterung messen und auf einem Rechner im Kontrollbereich im Innern der Staumauer aufzeichnen. „Er wirkt wie eine Alarmanlage und sorgt damit für zusätzliche Sicherheit“, informiert Helge Klopsch, Leiter des Fachbereichs Talsperren beim Aggerverband. Bisher gibt es auf der Luftseite Sensoren und Einbruchmeldeanlagen. Im Wasser wird die Mauer regelmäßig mit einem Tauchroboter kontrolliert. Das sei sehr aufwendig, so Klopsch. Daher war der Aggerverband gern bereit, das Forschungsprojekt zu unterstützen.

Sensor in Mauer verankert

Gestern ließ ein riesiger Kran einen Ponton zu Wasser als Basis für die fünf ausgebildeten Bautaucher der Nümbrechter Firma Schmitz. Jeweils ein Taucher lässt sich 28 Meter tief bis auf den Grund hinab. Dort wird der Sensor mit einem Gestell in er Mauer verankert. Das ist recht langwierig. „Natürlich kann man da unten nicht so arbeiten wie an Land“, sagt Wolfgang Nusch vom Aggerverband, der sich um das Projekt kümmert. Nach einer halben Stunde ist Schluss, dann muss der Taucher wieder nach oben – ganz langsam, wegen des Druckausgleichs. Im Container auf dem Ponton kann er sich aufwärmen, mit einem flachen Boot des Aggerverbands geht es dann an Land, wo er sich umziehen kann und vom nächsten Taucher abgelöst wird.

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Das Wasser hat zur Zeit nur drei Grad. Ferdinand Schmitz, Chef der Firma und selbst einer der fünf, die sich zwischen die Eisschollen wagen, lacht. „Kalt sind nur die Hände und die Füße.“ Am Montag im Regen sei es „richtig fies“ gewesen, „aber das sind wir gewöhnt. Wir tauchen das ganze Jahr über.“ Zur Zeit des Hochwassers hätten sie allerhand Treibgut aus den Becken der Kraftwerke geholt. Schmitz und schließt seinen Taucheranzug. „Da war es zappenduster, dagegen ist die Sicht in der Aggertalsperre einfach herrlich.“ Trotzdem überwacht ein Rettungstaucher per Video und Ton jede Bewegung, und an Land steht eine Druckkammer bereit – „für alle Fälle“, sagt Schmitz.

Coronabedingte Lieferengpässe

Eigentlich sollte der Sensor bereits vor dem Winter angebracht werden, coronabedingt hätte sich aber die Lieferung der Teile verzögert, erklärt Professor Christian Wolf von der TH Köln, der das vom Bundesministerium für Forschung finanzierte Modellprojekt leitet. Bis Ende der Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen und auch der Ponton wieder verschwunden sein. Dann beginnt die Auswertung, auch durch Studierende der TH: Mehrere Bachelor- und Masterarbeiten werden darüber geschrieben, auch zwei Promotionen.

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Ein Jahr lang wird der Sensor an der Staumauer nun Daten liefern. Vom Erfolg hänge es ab, ob er danach an Ort und Stelle bleibt, sagt Helge Klopsch von Aggerverband. Macht der unscheinbare schwarze Unterwasserkasten mit dem Hightech-Innenleben seine Sache gut, dann ist geplant, die Technik auch an anderen Wasserbauwerken einzusetzen.

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