„Meine Kinder haben Kerosin im Blut“Mutter und Tochter leben den Traum vom Fliegen

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Der Traum vom Fliegen: Für Antonia Esst und ihre Mutter Ute gehört er zum Beruf.

Der Traum vom Fliegen: Für Antonia Esst und ihre Mutter Ute gehört er zum Beruf.

Gummersbach – Geplant war alles ganz anders. Als Ute Esst in den 1980er Jahren am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl ihr Abitur macht, ist sie sich noch sicher:„Ich wollte Touristik studieren.“ Vergessen ist ihre Bewerbung als Flugbegleiterin aus der siebten Klasse. Zuerst jobbt sie im Reisebüro, macht eine Ausbildung zur Verkehrskauffrau – bis ihr Gummersbach zu klein wird. „Ich wollte immer schon nach München, das habe ich dann auch gemacht.“

Über Umwege wird sie dort dann doch Flugbegleiterin und ist es bis heute geblieben. Die Arbeit mache ihr immer noch genau so viel Spaß wie am Anfang, schwärmt sie. „Die vielen Menschen zu treffen und die Länder zu bereisen, das fasziniert mich nach wie vor.“

Faszination weitergegeben

Ihre Heimat in Gummersbach vergisst Ute Esst nicht. Erst kürzlich flog sie mit dem neuen Airbus namens „Gummersbach“.

Ihre Heimat in Gummersbach vergisst Ute Esst nicht. Erst kürzlich flog sie mit dem neuen Airbus namens „Gummersbach“.

Diese Faszination hat sie an ihre Tochter Antonia (20) weitergegeben. Auch sie wird Flugbegleiterin. Ihre drei Kinder hätten viel mitbekommen aus ihrem Berufsalltag, erzählt Ute Esst. „Die haben das Kerosin im Blut“, sagt sie lachend. Und offenbar auch die Neugier für andere Länder: Seit 2012 lebt die Familie in Göteborg, in Schweden. Antonia habe schon immer für den Beruf ihrer Mutter geschwärmt. „Eigentlich wollte sie aber ins Cockpit“, erklärt ihre Mutter. Also flog sie einmal mit und entschied sich anders. „Die sitzen da ja nur rum, Mama!“, habe sie gesagt. Deswegen begann sie im vergangenen November ihre Ausbildung zur Flugbegleiterin.

Wie ihre Mutter das findet? „Die Kinder werden schon wissen, was gut für sie ist, aber natürlich finde ich das toll. Der Beruf macht einfach Spaß.“ Ihre Tochter habe zudem eine optimale Vorbereitung bekommen. „Sie hat bei mir ja gesehen, was der Beruf so mit sich bringt – die guten und die schlechten Seiten.“ Die Passagiere mit Essen und Getränken vom Speisewagen (Trolley) zu versorgen, sei eher Nebensache in ihrem Beruf, sagt Esst. In erster Linie sorgen Flugbegleiter für die Sicherheit an Bord.

Einmal in 30 Jahren wurde es brenzlig

Für sie wurde es in den bald 30 Jahren in dem Beruf nur einmal brenzlig. Auf dem Weg nach Aberdeen in Schottland sei ein Triebwerk am Flugzeug ausgefallen. „Da wurde mir klar: Das ist keine Übung. Wir müssen jetzt ruhig bleiben.“ Die Maschine drehte um, zurück nach Frankfurt. Auf dem Weg dorthin sprang das Triebwerk wieder an. „Zum Glück hat keiner Panik bekommen. Das war eine wichtige Erfahrung für unser Team“, sagt die 55-Jährige.

In wie vielen Ländern die gebürtige Oberbergerin schon war, kann sie nicht sagen. Doch mit der Kreisstadt Gummersbach kam sie kürzlich auf ganz unverhoffte Weise in Kontakt: So flog sie mit dem gleichnamigen Airbus, der seit diesem Sommer über den Wolken unterwegs ist.

Zusammen in der Luft sind Ute und Antonia das erste Mal im November. Da geht es mit der Lufthansa nach Bangalore in Indien. Vorher sind die Flugbegleiterinnen aus Oberberg allerdings heute gemeinsam in Köln beim WDR. In der Sendung „Hier und Heute“ geht es um den „Traum vom Fliegen“. Dort erzählen sie von ihren Erlebnissen über den Wolken und ihre Arbeit an Bord. Die Sendung wird um 16.15 Uhr im WDR-Fernsehen ausgestrahlt.

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