Raritäten und Alltagsfahrzeuge4000 Besucher im Freilichtmuseum Lindlar

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Ein VW Käfer und ein NSU Prinz in einer Reihe mit weiteren historischen Pkw.

Das Interesse an den zahlreichen historischen Fahrzeugen im Freilichtmuseum war groß.

Gut 4000 Besucher nutzten die Chance, bei „PS und Pedal“ einen Einblick in die Geschichte der Mobilität zu erhalten. Vom Hochrad über Motorräder und Pkw bis hin zum Lkw-Gespann reichte das Spektrum. Es gab viele interessante und seltene Fahrzeuge zu entdecken. 

„Das ist echt toll hier“, freut sich der 17-jährige Andreas Kiske aus Wuppertal beim Aktionstag „PS & Pedale“ im Lindlarer Freilichtmuseum des LVR. Seine Mutter Jaqueline hat zuvor beim Frühstück Werbung dafür gesehen und daraufhin ist die Familie am Sonntag spontan nach Lindlar gefahren. Der Jugendliche ist begeistert, die Autos und Motorräder zu sehen, die sein Vater in seiner Jugend gefahren hat: „Es ist faszinierend, die Geschichte der Fahrzeuge hautnah zu erleben.“

Rund 4000 Besucher kommen ins Musem 

Mit ihm zusammen nutzen rund 4000 Schaulustige das milde Sommerwetter, um zwischen den historischen Gebäuden des Freilichtmuseums in die automobile Vergangenheit einzutauchen. Etwa 350 Enthusiastinnen und Enthusiasten haben sich gemeldet, um dort ihre gepflegten Schmuckstücke zu präsentieren.

Frederik Grundmeier, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, erklärt, dass diesmal vorwiegend kleinere Klubs oder Vereine sowie Einzelpersonen zu diesem Techniktag gekommen seien. Dieser findet im jährlichen Wechsel mit der Traktorenausstellung statt.

Älteste Tornax weltweit 

Die Zehntscheune auf dem „Hof zum Eigen“ beherbergt zudem eine Sonderausstellung mit Maschinen des Wuppertaler Motorradherstellers Tornax. Sammler Dieter Kastel aus Wipperfürth nennt fünf Exemplare davon sein Eigen, unter anderem das Modell II/27 mit 600 Kubikzentimetern Hubraum. Stolz zeigt er auf dieses Motorrad mit dem Stecktank und erklärt: „Das ist die älteste Tornax weltweit.“

Ersatzteile für die Restauration gäbe es überhaupt nicht, berichtet Kastel: „Wenn Dir etwas fehlt oder kaputtgeht, musst Du es selber nachbauen.“ Er bewundert den Mut des Gründers Ernst Wewer, der mit der Produktion in einer Zeit begonnen habe, in der 90 Prozent der ehemals rund 500 deutschen Motorradhersteller nach der Inflation zugrunde gegangen seien.

Auch Motorräder aus Oberberg sind zu sehen

In der Baugruppe Oberlingenbach zeigt Lothar Kasper von der Radevormwalder IG Bismarck-Zweiräder neben mehreren Fahrrädern auch ein Motorrad vom Typ LM 98T: „Damit mache ich noch regelmäßig Ausfahrten.“ Daneben steht ein 50 Jahre altes Bonanza-Rad von Bismark: „Das hatte sogar fünf anstelle der sonst üblichen drei Gänge“, so Kasper. Er berichtet, dass das Museum der Interessengemeinschaft im vergangenen Januar in den ehemaligen Verwaltungstrakt des Herstellers nach Bergerhof umgezogen sei.

„Meine große Leidenschaft ist das Hochrad“, erklärt derweil Ulrich Lübke aus Unna. Er erzählt, dass diese Form des Zweirads 1871 in England entwickelt worden sei, zuvor habe es 1817 in Deutschland die Draisine gegeben, ab den 1860er Jahren die „Michauline“ aus Frankreich. Unter den begeisterten Blicken der Zuschauerinnen und Zuschauer führt er vor, wie man auf ein Hochrad aufsteigt und wie elegant es sich fahren lässt.

Seltener Bristol von 1954

Bei den Autos präsentiert Karlheinz Flach einen Bristol 403 von 1954: „Das ist das einzige fahrbereite Modell in Deutschland.“ Es sei in England nach Plänen von BMW gebaut worden – mit Unterstützung von Konstrukteuren, die der Hersteller dafür aus der Kriegsgefangenschaft geholt hatte.

Die Ründerotherin Tanja Münch liebt es, alte Autos zu betrachten: „So etwas erlebt man nicht jeden Tag.“ Ihr Verlobter Michael Hombach ergänzt gleichermaßen begeistert und gerührt: „Wenn man hier entlanggeht, kommen Tränen in die Augen – es erinnert mich an meine Jugend und es ist toll, das wieder aufleben zu lassen.“

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