„Veränderung war sportlich genau richtig“Barth hat sich bei Potsdam schnell eingelebt

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550 Kilometer liegen zwischen der Heimat Nümbrecht und dem neuen Verein Turbine Potsdam, für den Merle Barth seit Sommer 2020 kickt.

Nümbrecht/Potsdam – Über Weihnachten und Silvester verbrachte Merle Barth fast zwei Wochen in der Heimat in Nümbrecht bei der Familie. „Die Zeit ging rasend schnell vorbei und ich habe es sehr genossen. Mal eben nach Hause fahren, funktioniert ja jetzt nicht mehr“, erzählt die 26-Jährige.

Immerhin liegen zwischen Nümbrecht und ihrem neuen Verein 550 Kilometer. Im Sommer verließ Barth ihren langjährigen Club Bayer Leverkusen und wagte den Sprung zu Turbine Potsdam. Bereut hat sie diesen Schritt nicht.

„Nach so vielen Jahren in Leverkusen war diese Veränderung sportlich genau richtig. Wir spielen einen anderen Fußball und nicht gegen den Abstieg“, sagt Merle Barth und fügt hinzu: „Auch privat fühle ich mich sehr wohl, Potsdam ist eine super schöne Stadt und wir machen viel mit der Mannschaft. Zudem habe ich schon Besuch aus der Heimat bekommen, auch von ehemaligen Mitspielerinnen aus Leverkusen.“

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Zur Doppel-Kapitänin ernannt

Sie wird durch diesen Schritt weiter reifen, neue Erfahrungen sammeln: Raus aus der vertrauten Umgebung, einen Neustart wagen und an einem anderen Ort Fuß fassen. Nicht nur auf dem Platz ist ihr das erstaunlich schnell gelungen. Schließlich wurde die 26-Jährige gemeinsam mit einer Teamkollegin zur Doppel-Kapitänin ernannt. „Wir wechseln meist alle zwei Spiele, wer die Binde trägt. Ich habe mich natürlich gefreut, dass ich als neue Spielerin direkt Kapitänin geworden bin.“

Dabei profitiert sie von ihrer langjährigen Erfahrung. 2010 feierte Barth ihr Debüt in der Fußball-Bundesliga der Frauen im Trikot von Bayer Leverkusen mit 16 Jahren – und entwickelte sich in der Folge zu einer wichtigen Stütze der Mannschaft.

 „Fühle mich auf beiden Positionen wohl.“

Diese Qualitäten erkannte offenbar auch Turbine-Trainer und Ex-Profi Sofian Chahed schnell. In allen elf Saisonspielen kam Barth von Beginn an zum Einsatz und wusste dabei sowohl in der Innenverteidigung als auch im defensiven Mittelfeld zu überzeugen. „Ich kann beides spielen und fühle mich auf beiden Positionen wohl. In den letzten Spielen bin ich ins Mittelfeld gerutscht, für diese Position wurde ich auch verpflichtet, aber ich spiele dort, wo ich der Mannschaft am meisten helfen kann“, sagt die variable Fußballerin.

Mit dem bisherigen Saisonverlauf und Rang vier zur Winterpause sind die Potsdamerinnen insgesamt zufrieden – allerdings ging der Abschluss des Jahres 2020 mit einer 0:5-Pleite bei der TSG Hoffenheim mächtig daneben, zumal es sich um einen direkten Konkurrenten beim Kampf um den angestrebten dritten Platz handelt.

Qualifikation für Champions League im Blick

„Wir haben uns vor der Saison Rang drei als Ziel gesetzt, da wir damit auch die Chance zur Qualifikation für die Champions League haben. Das wäre natürlich mega und es ist ein völlig anderes Gefühl, als Jahr für Jahr gegen den Abstieg zu kämpfen“, sagt Merle Barth und ergänzt: „Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, dürfen wir uns so Niederlagen wie gegen Hoffenheim oder das 2:2 in Meppen nicht mehr erlauben. Da haben wir leichtfertig zwei Punkte verschenkt, die uns am Ende fehlen können“, mahnt die Nümbrechterin.

Für Turbine Potsdam geht es bereits am 31. Januar und damit eine Woche vor dem eigentlichen Auftakt mit dem Nachholspiel gegen Werder Bremen wieder los. Gelingt ein Sieg, wären die Potsdamerinnen von den Punkten her mit den drittplatzierten Hoffenheimerinnen gleichgezogen, haben aber das deutlich schlechtere Torverhältnis.

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Neben dem Kampf um Platz drei sind Merle Barth und ihre Mannschaftskolleginnen auch im DFB-Pokal vertreten. Im Achtelfinale steht Ende Februar das Bundesliga-Duell gegen den SC Sand an, danach würde im Viertelfinale der SC Freiburg warten.

Eine Teilnahme am Endspiel in Köln wäre ein reizvoller sportlicher Traum. „Dann aber hoffentlich mit Zuschauern“, sagt Barth, die sich nach der Rückkehr der Fans sehnt. „Am Anfang der Saison durften wir vor fast 1000 Zuschauern spielen, das war schon eine richtig gute Atmosphäre, ganz anders als in Leverkusen.“ Auch ihre Eltern fiebern darauf hin, dass sie ihre Tochter wie zu Saisonbeginn bald wieder im Stadion anfeuern dürfen. Die längere Anreise von Nümbrecht nach Potsdam nehmen sie dafür gerne in Kauf.

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