NümbrechtAbiturjahrgang plant Rundflüge über das Bergische Land

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Party-Ersatz-Pläne von Gymnasiasten sorgen für einstimmige Rüge aus der Nümbrechter Politik.

Party-Ersatz-Pläne von Gymnasiasten sorgen für einstimmige Rüge aus der Nümbrechter Politik.

Nümbrecht – „Freitags demonstrieren, samstags fliegen“: Mit diesen Worten brachte Rainer Galunder von der Wählergemeinschaft Homburger Ländchen am Dienstagabend seine Empörung und die seiner Politikerkollegen auf den Punkt. In der Sitzung des Nümbrechter Haupt- und Finanzausschusses hatte er zuvor davon erfahren, wie der Abiturjahrgang des Homburgischen Gymnasiums (HGN) das Ende der Schultage feiern will: mit Rundflügen über das Bergische Land.

„Und das in Zeiten der Fridays for Future-Bewegung“, kritisierte nicht nur Galunder prompt die Idee der jungen Leute. Am frühen Samstagnachmittag wollen die meisten der insgesamt 95 Absolventen in den Hubschrauber klettern und auf dem Flugplatz Marienheide-Meinerzhagen abheben.

„Geplant sind fünf- bis achtminütige Flüge“

Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius gab unumwunden zu, er habe gehofft, niemals öffentlich über dieses Vorhaben sprechen zu müssen. Doch eine Anfrage der SPD-Ratsfrau Heidrun Schmeis-Noack an die Verwaltung, ob das Gerücht über die am Wochenende geplanten Flüge stimme, zwangen den Rathauschef nun zu einer Stellungnahme: Er habe Schulleiter Thorgai Wilmsmann bereits mitgeteilt, dass er diesen Ausflug strikt verurteile und ebenfalls empört sei. „Geplant sind fünf- bis achtminütige Flüge über die Heimat, die einen Flug ins Leben symbolisieren sollen“, schildert Redenius und beziffert die Zahl der geplanten Starts auf etwa 40. Er habe dem Gymnasium vorgeschlagen, mit Hilfe der Nümbrechter Gemeindewerke einen „HGN-Wald“ pflanzen zu lassen, der in kommenden Jahren den Abgängern weiterhin als Treffpunkt und als Ort für weitere Abiturfeiern dienen könne.

Nach seiner Rüge, so Redenius, habe er von der Schule keine weitere Stellungnahme erhalten. „Von den Flügen möchte ich mich ganz klar distanzieren, auch wenn ich in diesen schweren Zeiten den Wunsch dieser Schüler – eines sozusagen verlorenen Jahrgangs – nach einer besonderen Feier sehr gut verstehe.“ Dem Vernehmen nach, so Redenius, wollen etwa 20 Schüler am Samstag nicht in den Hubschrauber steigen.

50.000 Euro von Gemnde zur Verfügung gestellt

Die Politiker erinnerten daran, dass die Gemeinde allein den beiden am Campus beheimateten Schulen, eben dem HGN und der benachbarten Sekundarschule, 50.000 Euro zur Verfügung gestellt hat, damit diese Natur- und Umweltschutzprojekte auf den Weg bringen können – als Anerkennung für den Einsatz bei „Fridays for Future“, wie Redenius betont. „Und dann setzen sich die Schüler in Hubschrauber“, ereiferte sich Schmeis-Noack. Manfred Henry Daub (CDU) forderte die Ausschussmitglieder schließlich dazu auf, die Flugplatz-Aktion geschlossen und mit einer Stimme zu rügen.

Auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt Schulleiter Wilmsmann die Abschlussexkursion, betont aber auch, dass dies keine Veranstaltung des Gymnasiums sei, sondern allein des Jahrgangs, der in den vergangenen zwei Jahren Geld für einen Abi-Ball gespart habe. „Die Rundflüge waren eine von mehreren Ideen, aber diese fand am Ende den meisten Zuspruch“, berichtet Wilmsmann. Einen Teil der Kosten dafür übernehme der Förderverein der Schule.

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Große Entlassungsfeiern sind derzeit verboten: Wenn die Jugendlichen am Samstagvormittag in der Nümbrechter GWN-Arena ihre Abiturzeugnisse erhalten, dann dürfen höchstens zwei Angehörige sie bei diesem besonderen Moment begleiten. „Da wollten wir unseren Schülern zum Abschied eben etwas Besonderes bieten“, sagt Thorgai Wilmsmann. „Denn auch das Programm der Feier muss deutlich gestrafft werden.“ Diese werde höchstens zwei Stunden dauern.

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