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Nümbrechter Verein „Film ab!“Neues Kinoprogramm zeigt auch Genrefilme

3 min

200 Filmfreunde können den Beginn des Streifens „Hidden Figures“ kaum erwarten.

Nümbrecht – Als die Raumkapsel „Friendship 7“ rotglühend und der Astronaut John Glenn wohlbehalten in die Erdatmosphäre zurückkehren, eilt ein Raunen durch die ziemlich irdische Aula des Homburgischen Gymnasiums. Zuvor ist dort kein Mucks zu hören – obwohl es sich etwa 200 Filmfreunde auf den Sitzen gemütlich gemacht haben.

Valentino Lübbert an der Popcornmaschine.

Samstagabend, 21.34 Uhr, in Nümbrecht ist Kino und die Spannung auf dem Höhepunkt. Diesmal haben sich die emsigen Enthusiasten der „Film ab!“-Gruppe im Förderkreis Kultur der Schlossgemeinde für den amerikanischen Streifen „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“ entschieden und etwa den Leinwandstar Kevin Costner nach Nümbrecht geholt.

Harte Arbeit hinter den Kulissen

18 Uhr ist es, als der Verein um seinen Vorsitzenden Friedrich Terberger (66) die Schultüren öffnet. Prompt ploppt im Foyer die Popcornmaschine, Mechthild Franke und ihre Mitstreiterinnen aus dem Cateringteam richten Snacks an. Diesmal servieren sie Würstchen und Burger, richtige und vegetarische gibt es. Valentino Lübbert schaufelt derweil warmes Popcorn in Papiertüten: „Hier im Kino zu helfen, das macht mir Spaß“, erklärt der Jugendliche. Mit seinen 13 Jahren ist Valentino gerade der jüngste im Team von „Film ab!“.

„Der Imbiss passt immer zum Film“, betont Terberger. Amerikanisches begleitet also den Streifen rund um die ersten Raumfahrt-Missionen der USA, früher wurde auch mal indisch gekocht. Mit der Komödie „Best Exotic Marigold Hotel“ nämlich beginnt 2012 die Geschichte des Vereins, der heute 20 Mitglieder im Alter zwischen eben 13 und 75 Jahren zählt.

Thomas Terberger beim Aufbau der Leinwand.

Von Spenden finanziert

Die Filme sind selten alt, stets erwirbt die Liebhaberriege Lizenzen für eine nichtgewerbliche Nutzung. So ist der Eintritt zu Nümbrechts Kino-Abenden immer frei, mit den Titeln werben dürfen die Ehrenamtler daher nicht. „Wir decken alle unsere Kosten mit Spenden“, erklärt Terberger. „Und meistens kommen wir damit hin.“ Sechs bis acht Vorführungen gibt es pro Spielzeit, zwischen Juli und September sowie im Dezember ist Pause.

Mit dieser Saison aber wagt „Film ab!“ Neues: Vor dem Familienkino am Samstagabend gibt es freitags einen Genrefilm, etwas für cineastische Feinschmecker sozusagen – gerade den dänischen Krimi „Adams Äpfel“. „Mal sehen, wie dieses neue Angebot ankommt“, sagt der Marienhagener.

Denn hinter dem Kinobetrieb steckt harte Arbeit, die am Freitagnachmittag beginnt: Mindestens vier starke Helfer braucht es, um die 6,50 Meter breite und vier Meter hohe Leinwand aus dem Koffer auf die Aulabühne zu wuchten. Läuft’s gut, dauert das keine Viertelstunde. Aber die Filmliebhaber schwitzen tüchtig.

Treues Publikum

Auf der Technikgalerie hat Detlef Wahle (50) sein Reich: Er zieht Strippen hier, steckt Stecker dort. Geliefert wird das Vergnügen auf Blu-Ray. Und Brummschleifen kann Wahle gar nicht leiden: „Eine Schulaula zu beschallen, das ist eine Herausforderung.“ Läuft der Film, hockt Terbergers Schwiegersohn Thomas mit dem Smartphone in den Händen auf dem Boden und bedient auf dem Display kleine Regler.

Detlef Wahle an der Technik.

Solchen Einsatz schätzt das Publikum: Heidi und Martin Schmidt aus Oberbreidenbach verpassen selten eine Vorstellung. „Für Kinofans gibt es ja sonst nur noch das Gummersbacher Burgtheater“, freuen sie sich über die Nümbrechter Alternative. Aus Wiehl kommt etwa Rita Schmeling, diesmal hat sie ihre Freundin Barbara Behra aus Odenspiel kurzerhand mitgenommen: „Eine ehrenamtliche Initiative dieser Art muss man unterstützen“, finden die Frauen, nachdem sie Burger verputzt haben. Für den Nümbrechter Peter Polke ist es die Wahl der Filme, die das Kino unersetzlich macht: „Einfach toll“, schwärmt er.

Service

Weil der Verein „Film ab!“ Lizenzen für eine nichtgewerbliche Nutzung von Kinofilmen erhält, darf er nicht für sein Programm werben. Fragen zu geplanten Vorführen beantworten die Nümbrechter um den Vorsitzenden Friedrich Terberger (Foto) per E-Mail: filmab@gmx.de. Zudem organisiert der Verein an Kino-Abenden einen Shuttleservice – Kontakt: V 0163/6 85 18 04. (höh)