Nach dem Skandal um die Literaten-Mafia braucht der kölsche Fastelovend dringend ein Restkomitee.
Satirischer WochenrückblickDie Resterampe des Fastelovend


Superjeile Zick: Peter Brings auf der Bühne im Kölner Gürzenich
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Alaaf zesamme! Also jetzt habe ich echt ein Problem. In Köln leben 600.000 Menschen, denen die Wurzeln des Brauchtums unbekannt sind und ihnen deshalb der Karneval, auf kölsch Fastelovend, immer wieder aufs Neue erklärt werden muss. Die vermutlich nicht einmal wissen, was ein Festkomitee ist. Sagt Präsident Christoph Kuckelkorn, dessen Bekanntheitsgrad angesichts dieser Zahl wohl maßlos überschätzt wird.
Sollten Sie sich dieser Mehrheit der 600.000 Unwissenden zugehörig fühlen, kann ich Sie nur herzlich bitten: Lesen Sie trotzdem weiter. Weil Sie sonst bei einem der größten Skandale des Jahres in Kölle nicht mitreden können.
Es geht um große und kleine Karnevalsgesellschaften und eine Organisation namens Literatenstammtisch, besser bekannt als Literaten-Mafia. Die setzt sich zusammen aus Vertretern der großen Karnevalsgesellschaften, als da wären Rote und Blaue Funken, Altstädter, Nippeser Bürgerwehr, Bürgergarde blau-gold und das Reitercorps Jan von Werth. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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Alleingang der Literaten-Mafia
Das Brauchtum ist bei der Mafia streng geregelt. Wenn Karneval gefeiert wird, kommt nur das Beste vom Besten auf die Bühne. Deshalb ist das Sitzungsprogramm immer gleich: Kasalla, Brings, Höhner, Cat Ballou und Volker Weininger, ein begnadeter Büttenredner, der seit Jahren einen betrunkenen Sitzungspräsidenten spielt, um zum Publikum durchzudringen.
Bisher ist es der Mafia immer gelungen, die kleinen Karnevalsvereine bei Laune zu halten, die auch mal einen anderen betrunkenen Präsidenten als ihren eigenen auf der Bühne sehen wollen.
Diesmal nicht. Der Vorstand hat entschieden. Gebucht wird Anfang Juli – und nicht wie immer im September. Für die Session 2027. Damit das klar ist. Zack. Alle dicken Karnevalsfische weg. Die kleinen Vereine schauen in die Röhre.
Mit Brauchtum hat das nichts zu tun
Ich habe noch nie kapiert, warum die Mafia-Vereine alle immer wieder „Superjeile Zick“ und „Stadt mit K“ hören wollen. Das hat mit Brauchtum ungefähr so viel zu tun wie die Fernsehsitzungen von ARD und ZDF. Und da treten mit schöner Regelmäßigkeit Figuren auf, die in Kölle wirklich keine Sau kennt. Eine Putzfrau mit Kittel und Wischmopp oder ein Bauchredner mit einer Stoffpuppe, die aus den Niederlanden kommt.
Egal. Die kleinen Gesellschaften gucken 2027 in die Röhre, müssen jetzt die Niederungen der zweiten und dritten Liga durchforsten.
Klüngel, Wildwest, Eitelkeiten
Durch die Szene rast der Wischmopp, von Klüngel, Wildwest, Eitelkeiten und Grabenkämpfen ist die Rede, der Chef-Literat kündigt seinen Rücktritt an und der Festkomitee-Präsident überlegt, ob er 2027 nicht in Sack und Asche gehen soll.
Und kleine Gesellschaften wie die Fidelen Kaufleute, die 2027 ihr hundertjähriges Bestehen feiern? Was sollen die jetzt machen? Sie könnten Willy Millowitsch in den Sartory-Saal holen. Als Avatar.
Oder sich zusammenschließen, das Festkomitee verlassen und ein Restkomitee gründen. Mit einem Restkomitee-Präsidenten und allem, was die Mafia im Fastelovend für die karnevalistische Resterampe hält.
Das alles wäre ein 1a-Stoff für eine Büttenrede. Aber die will ja heutzutage auch keiner mehr hören.