Wohnraum statt WaldHitzige Diskussionen über Pläne für Neubaugebiet in Buschhausen

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Gut besucht war die Bürgerversammlung in der Festhalle. 

Buschhausen – „Man kann grundsätzlich die Frage stellen: Wollen wir Entwicklungsmöglichkeiten wahrnehmen oder nicht? Das ist eine politische Entscheidung.“ Damit hatte Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus die Grundsatzfrage skizziert, um die es auch in Buschhausen geht. Soll ein Neubaugebiet dort ermöglicht werden oder nicht?

Die Engelskirchener Politik ist fast einhellig dafür, zumindest entsprechende Vorplanungen aufzunehmen – eben weil es in der Gemeinde wenig Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Eine Bürgerinitiative und die Grünen sind strikt dagegen.

Zweieinhalb Stunden lang drehte sich am Mittwochabend bei einer Bürgerversammlung, zu der die Verwaltung eingeladen hatte, alles um das geplante Gebiet. In der Festhalle des Gemeinnützigen Vereins Dörrenberg-Stiefelhagen-Buschhausen blieb kein Stuhl frei.

Der Verwaltung schwebt ein ökologisches Vorzeigequartier vor

Zunächst stellte der Bürgermeister nochmals vor, um was es der Verwaltung geht – nämlich darum, auf die immense Nachfrage nach Wohnraum und Bauland zu reagieren, die von Auswärtigen, aber auch von Engelskirchenern komme, wie er sagte.

Im Prinzip wiederholte er, was er zuletzt schon im Planungs- und Umweltausschuss vorgetragen hatte, nur ausführlicher. Er betonte, dass zwei hochwertige Altwaldbestände innerhalb des Plangebietes bleiben sollen.

Der Verwaltung schwebe ein ökologisches Vorzeigequartier vor mit oberbergtypischer naturnaher Gestaltung. „Natürlich solle es keine Wohnblöcke und keinen sozialen Mietwohnungsbau geben. Alles andere sind Märchen“, so der Bürgermeister. Die vorgetragenen Bedenken würden notiert, versprach Karthaus.

Sorge vor Verkehrskollaps und vor Hochwasser

Eine Anwohnerin befürchtet einen Verkehrskollaps, falls noch mehr Autos aus Buschhausen unten im Tal auf die Oststraße einbiegen wollen – erst recht, wenn die RB 25 künftig in einem dichteren Takt durchs Aggertal fährt und die Bahnschranken dann noch öfter für Stau sorgen. Andere Buschhausener sorgen sich um den Verbleib von Niederschlägen und befürchten, dass es bei Starkregenereignissen zu Hochwasser kommen könnte.

Einem kam es verdächtig vor, dass das Umwelt- und Artenschutzgutachten von der Gemeinde selbst in Auftrag gegeben und auch bezahlt worden war. „Von wem soll es denn sonst bezahlt werden?“, fragte verwundert Michael Advena zurück, der bei der Verwaltung für Planung und Hochbau zuständig ist. Er fügte hinzu, dass alle Gutachten noch von externen Experten überprüft würden.

Waldabholzen laut den Grünen „völlig aus der Zeit gefallen“ 

Rainer Ufer vom Nabu warnte vor Bodenversiegelung und Flächenfraß und sagte, die von der Verwaltung genannte Ausgleich von Flächen sei reine Theorie: „Eine Fläche, die einmal weggenommen ist, kann nicht ausgeglichen werden.“

Auch die Grünen hatten eine starke Abordnung geschickt. Helmut Schäfer, Sprecher der Ratsfraktion, fand, Waldabholzen sei „völlig aus der Zeit gefallen“ und mahnte, man müsse Abstand nehmen vom Wachstum.

Sein Parteifreund Karl Lüdenbach vertrat die Auffassung, es gebe gar keinen Wohnungsnotstand in Engelskirchen und mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung sei ohnehin eher sozialverträglicher Wohnraum gefragt, in dem künftige Zuwanderer leben könnten.

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Klaus Noß, Vorsitzender des Gemeinnützigen Vereins und zugleich Vorsitzender der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Ründeroth, entgegnete allerdings: „Wir haben zurzeit keine einzige Wohnung frei.“ Er äußerte in Richtung Bürgerinitiative, man könne leicht gegen den Bau neuer Wohnungen sein, wenn man selbst bereits Wohneigentum besitze.

Philippe Piazza, Initiator der Petition gegen das Neubaugebiet, appellierte gegen Ende an seine Nachbarn: „Lasst Euch nicht verarschen! Wenn wir unsere Grundstücke nicht verkaufen, dann ist hier Feierabend!“

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