Bensberger Konzept kritisiert„Wir haben eine so heftige Diskussion nicht erwartet“

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Zur Erinnerung an Emilie Schmitz wurde der Brunnen errichtet.

Zur Erinnerung an Emilie Schmitz wurde der Brunnen errichtet.

Bergisch Gladbach – Fluch und Segen zugleich ist das Städtebauförderungsprogramm des Landes. Aufgelegt, um die Ortszentren aufzuwerten, verführen die Millionen an bereitgestellten Fördergeldern Verwaltungen und Kommunalpolitiker vielfach dazu, bewährte innerstädtische Strukturen im Rahmen der Integrierten Handlungskonzepte (InHK) komplett umgestalten zu wollen. Und das stößt oft auf Widerstand der Bürger. Denn, so die Ansicht vieler, mit den 30 Prozent, die die Kommunen jeweils selbst tragen müssen, ließen sich auch einfache Sanierungen durchführen.

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Genau diese Ansichten prallten beim bundesweiten Tag der Städtebauförderung aufeinander, an dem die Verwaltung mit ihren Stadtteilen Bensberg und Bockenberg bereits zum dritten Mal teilnahm. An vier Stationen informierte die Verwaltung unter dem Motto „Neue Blickwinkel“ über die insgesamt 27 öffentlichen InHK-Maßnahmen, die mit insgesamt 16 Millionen Euro gefördert werden sollen. Um diese Projekte vorzustellen, hat die Stadtverwaltung seit kurzem ein Ladenlokal im Geschäftshaus Schloßstraße 59a angemietet, und hier eröffnete Baudezernent Harald Flügge den Aktionstag.

Dabei brachte einige Bürger besonders die von den Planern vertretene Meinung auf die Palme, dass man sich in Bensberg nicht wohlfühle. Genau das Gegenteil sei der Fall, sagte ein Geschäftsmann. „Wenn sich die Leute hier nicht wohlgefühlt hätten, wären sie während der langen Phase dieser Ruine nicht gekommen“, sagte er mit Blick auf den Betonklotz des ehemaligen Löwencenters, das spätestens ab November als „Schlossgalerie“ in neuem Glanz erstrahlen soll.

Stadtoberbaurat von Heftigkeit überrascht

Die damit einhergehende Neugestaltung der Schloßstraße ist eines der Leitprojekte des InHK, in dessen Zusammenhang neue Aufenthalts- und Spielflächen, mehr Platz für die Außengastronomie, ein barrierefreier Zugang und ausreichend Stellplätze geplant sind. Doch schon an den Parkplätzen scheiden sich die Geister. Wie ein Geschäftsmann kritisierte, sollen die derzeit 140 auf 95 reduziert werden. „Hier sind aber 120 Einzelhandelsgeschäfte, mit Ärzten und Anwaltskanzleien sind das 160. Das ist dann nicht einmal ein Stellplatz pro Geschäft“, sagte er. Ein anderer kritisierte die 64 neuen Bäume, die geplant seien, obwohl die derzeitigen 15 schon nicht gepflegt würden. „Das Wichtigste wäre ein Kompromiss gewesen“, sagte ein Gastronom und erhielt große Zustimmung von einigen Bürgern, die meinten, dass das InHK gegen den Bürgerwillen durchgesetzt würde.

Besonderer Stein des Anstoßes ist der Emilienbrunnen, der im Zuge der Umgestaltung der Einmündung Schloßstraße/Nikolausstraße versetzt werden soll. Nach Meinung der Planer stört der Bereich, an dem sich der nach der Bensberger Wohltäterin Emilie Schmitz benannte Brunnen befindet, die Sichtachse auf die Pfarrkirche St. Nikolaus. Sie wollen die beiden bestehenden Treppen und benachbarten Plätze (Hindenburgplatz und Deutscher Platz) zu einem zusammenfassen, der den Blick freigibt. Dabei sollen auch einige alte Kastanien gefällt werden, wie eine Bürgerin mit Bedauern sagte. Sie hatte, wie viele, ihr Votum für den Verbleib des Brunnens am alten Platz an dem Stand abgegeben, der eigens für die Ideensammlung zum Brunnen eingerichtet worden war.

Die Lichtinstallation am Fußgängertunnel zum Busbahnhof.

Die Lichtinstallation am Fußgängertunnel zum Busbahnhof.

„Wir haben eine so heftige Diskussion nicht erwartet“, gab Stadtoberbaurat Wolfgang Honecker zu und sagte, alle Auffassungen aufgreifen zu wollen, um einen Kompromiss zu finden. Zusammen mit Stadtplanerin Jennifer Heer versuchte er, die Bürger von den städtischen Plänen zu überzeugen. Deutlich positivere Rückmeldungen erhielt Planerin Sara Caspari. Sie stand am Eingang zum Tunnel, der von der Gartenstraße zum U-Bahnhof führt. Eine Lichtinstallation gab hier einen Eindruck von den geplanten Video-Installationen, die als Alleinstellungsmerkmal für Bensberg den Tunnel aufwerten sollen. Zudem soll künftig eine Treppe direkt von hier zum Zentrum führen.

Einen Gesamtblick auf alle Maßnahmen gab es im fünften Stock des Rathauses. Dort war der Panoramablick auf die Stadt mit aufgeklebten Erklärtexten an den Fenstern versehen.

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