Grünt selbst im WinterRhein-Bergs Torfmoos ist ein kleines Klimawunder

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Klimaexperte: Torfmoos.

Rhein-Berg – Das Oberbergische Land ist im Winterhalbjahr naturgemäß weit weniger grün. Aber wer ganz genau hinschaut, entdeckt eine Vielzahl an Pflanzen, die auch im Winter den für Pflanzen so charakteristischen Farbstoff Chlorophyll präsentieren. Die Laubmoose sind eine Pflanzenabteilung, die sich schon vor über 300 Millionen Jahren entwickelt hat. Im Gegensatz zu den „höheren“ Pflanzen bestehen Moose nicht aus einem Blätter tragenden Spross, der mit einer Wurzel im Boden befestigt ist. Moose gelten daher als „niedere“ Pflanzen, da sie keine richtigen Wurzeln ausbilden.

Viele Moose kommen auch mit stark saurem Boden und Schatten gut zurecht, solange genug Wasser zur Verfügung steht. Darin sind sie gegenüber Blütenpflanzen im Vorteil. Die Torfmoose zeichnen sich durch ihre raffinierte Wasserspeicherung aus. Die Blättchen bestehen aus einem Netz schmaler, lebender Zellen, in dem sich die Chloroplasten und das darin enthaltene Chlorophyll befinden und die von größeren, toten Zellen umgeben sind. Diese unbelebten Zellen dienen der Wasserspeicherung.

Moospflanzen nehmen Mineralien aus Regen auf

Torfmoose bilden besonders große Bestände in Mooren. Dank ihrer Fähigkeit, das Wasser zu speichern, können sie praktisch unbegrenzt weiterwachsen. Während sich die Einzelexemplare nach oben hin entwickeln, stirbt die Basis darunter wegen Luftmangels ab. Aus dem sich nur teilweise zersetzenden Gewebe wird Torf, der die Grundsubstanz des Moores bildet. Da die Moospflanzen die wenigen im Grund- oder Niederschlagswasser enthaltenen Mineralien aufnehmen und für ihr Wachstum verwenden, entziehen sie der Umgebung Nährstoffe und das saure Milieu nimmt zu.

Ökologische Bedeutung

Torfnutzung

Im Sinne des Klimaschutzes bedauerlich: Der Torf hat viele für den Menschen nützliche Eigenschaften. Darum wird er seit jeher abgebaut. Und an der Luft kommt der Torf mit Bakterien und Pilzen in Kontakt, die den jahrtausendelang gespeicherten Kohlenstoff in die Atmosphäre freisetzen.

Die klimaschädlichste Nutzung stellte sicherlich das Verbrennen des Torfes als Heizmaterial dar. Seine Saugfähigkeit und antibakteriellen Eigenschaften machten sich schon amerikanische Ureinwohner zunutze. Selbst heutzutage wird das Material noch als Saugeinlage in „Ökowindeln“ eingebaut. Ebenso eignet es sich als Binde oder als Wundauflage. Der bekannte Steinzeitmensch Ötzi hat seine Wunden offenbar mit Torfmoos behandelt. Im Blockhausbau wurde Torf als wirkungsvolles Dämmmaterial eingesetzt. In den letzten Jahrzehnten brachte die wasserspeichernde Eigenschaft dem Torfmoos die fragwürdige Verwendung als Zusatz in der Garten- und Blumenerde ein. (fls)  

Aufgrund des stetigen Weiterwachsens sorgt das Torfmoos in Mooren für eine hervorragende Klimabilanz. Moore binden in dieser Weise große Mengen Kohlenstoff und lassen ihn nicht so schnell wieder frei. Nach wissenschaftlichen Studien beläuft sich der im Torf gebundene Kohlenstoff weltweit auf insgesamt 400 Milliarden Tonnen. Insbesondere in den Hangmooren des Bergischen Landes gibt es mehrere Torfmoosarten.

Immense Bedeutung für Moore

Im Naturschutzgebiet Immerkopf bei Wiehl-Brächen, einem etwa 64 Hektar großen Waldgelände, das neben Feuchtheiden und Sumpfwäldern mit einer Vielzahl seltener Pflanzenarten auch Hangmoore umfasst, kommt neben anderen Arten vor allem das Geöhrte oder Gezähnte Torfmoos (Sphagnum denticulatum oder S. auriculatum) vor. Bryologisch (mooskundlich), ist es eine variable Gruppe, die früher in mehrere Arten zerlegt wurde. Vorkommen dieser Art gibt es in Norddeutschland insbesondere in den ehemaligen, heute weitestgehend zerstörten Hochmoorgebieten.

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Daneben kommt es aber in eigentlich allen hügeligen Landschaften Deutschlands vor, die keinen Kalk im Grundgestein aufweisen. Die Art gehört zu den ausbreitungsfreudigsten Torfmoosen. Besonders in den Mittelgebirgen besiedelt sie bei Forstarbeiten entstandene Nassstellen sehr rasch und bildet oft große Bestände. Das Gezähnte oder Geöhrte Torfmoos gilt als ungefährdet. Dies gilt aber nicht für die meisten anderen Vertreter der Gattung, die nur von Spezialisten unterschieden werden können. Aufgrund der immensen Bedeutung der Torfmoose für den stark bedrohten Lebensraum der Moore sind darum alle Sphagnum-Arten geschützt.

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