Im Ort fehlt die LaufkundschaftSpielzeuggeschäft „Der Rabe“ in Bensberg schließt

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Bald ist Schluss. Nach 30 Jahren schließt das Spielzeuggeschäft „Der Rabe“ in Bergisch Gladbach-Bensberg. Inhaber Georg Engelen (Mitte) wird von vielen Kunden darauf angesprochen. Das Geschäft in Köln -Lindenthal bleibt bestehen.

Bald ist Schluss. Nach 30 Jahren schließt das Spielzeuggeschäft „Der Rabe“ in Bergisch Gladbach-Bensberg. Inhaber Georg Engelen (Mitte) wird von vielen Kunden darauf angesprochen. Das Geschäft in Köln -Lindenthal bleibt bestehen.

Bergisch Gladbach – Im Laden ist schon vormittags reger Betrieb. Ganz in Ruhe durchstöbern die Kunden die schon halbleeren Regale nach Baukästen, Lernspielen, Tierfiguren, Büchern oder CDs. Die meisten von ihnen werden fündig und nutzen die Chance auf ein Schnäppchen. Denn die Verkaufstage des Spielzeuggeschäftes „Der Rabe“ in Bergisch Gladbach-Bensberg sind gezählt. Nach 30 Jahren geben Cristina Steffen und Georg Engelen ihr Geschäft an der Schloßstraße auf.

Laufkundschaft gibt es in Bensberg nicht

Die Nachricht von der Ladenschließung kursiert schon länger. Das wühlt vor allem die Stammkunden aus dem Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis auf. Jeden Tag werden die Inhaber darauf angesprochen. „Dass es so eine Welle auslöst, hätte ich nicht gedacht“, sagt Engelen und lässt seinen Blick etwas wehmütig über die vielen Regale schweifen. „Die Bauphase hier im Ort – Einkaufszentrum, Treppe und Straße – wird bestimmt noch Jahre dauern. Dabei werden wir keinen vernünftigen Umsatz machen“, ist sich der Geschäftsmann sicher. „Wir haben schon zehn Jahre des Abwartens hinter uns. Dazu bin ich nicht mehr bereit.“

Das Einkaufszentrum Schlossgalerie wertet Engelen nicht unbedingt als Magneten für neue Kunden, von dem auch die Bensberger Händler profitieren werden. „Das wird erstmal Zeit erfordern, bis es sich etabliert hat. Um bestehen zu können im Einzelhandel, braucht man Laufkundschaft. Die gibt es aber in Bensberg nicht“, weiß der Geschäftsinhaber aus Erfahrung. Stattdessen habe Bensberg Hürden, die die Kunden bewältigen müssten: Familien mit Kindern und Kinderwagen sowie ältere Menschen beklagten sich über die Treppen hinunter zur Schloßstraße. Fehlende Parkplätze und satte Parkgebühren seien ebenfalls nicht förderlich für die Händler. Engelen: „Diese Klagen höre ich immer wieder.“

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Spielzeuggeschäft in Köln-Lindenthal führen die Inhaber weiter

Die wenigsten Kunden von außerhalb gingen durch die gesamte Einkaufsstraße. Sie suchten vielmehr gezielt ein, zwei Geschäfte auf und führen dann wieder weg. In der Spielwarenbranche sei es außerdem so, dass die Stammkundschaft herauswachse, weil die Kinder groß werden – alle zehn Jahre. „Wir machen lieber jetzt den Schritt und schließen, bevor ein Schuldenberg entsteht“, nennt Engelen einen weiteren Grund für die Geschäftsaufgabe. Das Spielzeuggeschäft in Köln-Lindenthal führen die beiden Inhaber weiter. Dorthin werde eine der Mitarbeiterinnen des Bensberger Geschäftes wechseln, eine andere gehe in den Ruhestand.

Seine Wurzeln hat Engelen im Bergischen. Aufgewachsen in Bensberg, lebt der 66-jährige Kaufmann schon viele Jahre in Overath-Immekeppel. Im Oktober 1989 eröffneten Engelen und Steffen den „Raben“ in Bensberg. Seitdem sind sie dreimal entlang der Schloßstraße umgezogen, immer in ein größeres Ladenlokal – zuletzt 2011 an die heutige Adresse.

Bis zu Fronleichnam soll das Geschäft weitgehend geräumt sein

Bei der Gründung sei das Geschäft eine Versandbuchhandlung für Kinder- und Jugendbücher gewesen. Das Spielzeugsortiment kam nach und nach hinzu. Das Geschäft in Bensberg nun zu verkleinern, wäre für Engelen nur „eine halbgare Lösung“, die er ablehnt.

Zugesagt hat er soeben der Stadtteilbücherei Bensberg, dass sie die großen, aus Holz maßgefertigten Bücherkisten übernehmen kann. Bis zum Feiertag Fronleichnam möchte er das Geschäft weitgehend geräumt haben – auch die Einrichtung. Ein Markenzeichen des „Raben“, das hellblaue Fahrrad mit etlichen Klingeln vor dem Schaufenster, sei schon vergeben. „Das war zuerst weg“, sagt der Inhaber.

Was übrig bleibt nach 30 Jahren, sind zumindest viele Erinnerungen.

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