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BackwarenEin Stückchen Frankreich mitten in Bergisch Gladbach

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Die beiden stehen mit einem Tablett mit Gebäck vor der Theke.

Eren Bayrakacan und seine studentische Aushilfskraft Charlane Schwoch vor der langen Theke im Café „Der Franzose“ in Bergisch Gladbach.

Ein Franzose versucht sein Glück mit einem Café in Bergisch Gladbach: französische Backkunst zum Reinlegen. 

Macarons, Éclairs, akribisch mit Früchten verzierte Tarteletts, all die Cremeschnitten – sie werden in der langen Theke präsentiert wie wertvolle Schmuckstücke. Gleich hinter der Kasse stehen die Baguettes und am anderen Ende der Vitrine liegen Quiches und „Sandwiches“: belegte Baguettes mit Butter, Schinken, Hähnchenbrust und Käse. Ein Stückchen Frankreich mitten in Bergisch Gladbach.

Der Name des Cafés „Der Franzose“ steht passenderweise in großen Leuchtbuchstaben auf dem Dach über der Eingangstür. Wer einmal probieren möchte, fährt ins Geschäfts- und Gewerbezentrum Strundepark an der Kürtener Straße, Supermärkte und Schuhgeschäft reihen sich aneinander, ganz am Ende: das französische Café von Eren Bayrakacan.

Der Café-Besitzer spricht kaum ein Wort Deutsch

„Hier wird alles selbst produziert“, sagt Bayrakacan (33) auf Französisch. „Ja, es ist ziemlich verrückt, in Deutschland ein Geschäft aufzumachen und kaum ein Wort Deutsch zu sprechen“, gibt er zu und lächelt dabei verschmitzt. Dafür sei er gut darin, seine Gäste willkommen zu heißen: „Meine Sprache sind der Service und der Geschmack.“ Abgesehen davon, attestiert er den Gladbachern gute französische Sprachkenntnisse.

In einer Auslage liegen rosafarbene Macarons.

Die Macarons sind gefüllt mit einer zarten Creme und Früchten. Das Gebäck ist auch zum Mitnehmen.

Im Sommer dieses Jahres hat er seine Patisserie und Viennoiserie im Strundepark in dem Fabrikgebäude einer früheren Wollspinnerei aufgemacht. Die Geschäftsräume der damaligen Filiale der Back-Company, ein Café mit Backstube, standen seit der Strunde-Flutwelle 2021 leer.

„Anfangs war es schwierig, der Laden lief schleppend, dann wurde es aber besser“, sagt Bayrakacan. Sein Erfolgsgeheimnis beschreibt er so: „die Qualität“. Schon morgens um vier Uhr sind seine beiden französischen Angestellten in der Backstube, die sich gleich hinter der Theke befindet: ein Viennoiser, zuständig, für das typisch französische Gebäck, zu denen Croissants und Brioches gehören, und ein Patissiers, der sich auf die Herstellung des süßen Feingebäcks konzentriert.

Bayrakacan steht jeden Tag, auch sonntags, selbst hinter der Theke, und bedient die Kundinnen und Kunden. An den Wochenenden, wenn am meisten los ist, unterstützt Studentin Charlane Schwoch beim Service.

Tische, Stühle und Sessel stehen nebeneinander.

Die Einrichtung in Braun-, Beige- und Grautönen passt gut zum Charme der ehemaligen Industriehalle im Strundepark Bergisch Gladbach.

Bayrakacans Begeisterung und Leidenschaft wirken einfach ansteckend. „Nur zum Beispiel“, erläutert er, „ein echtes Croissant braucht sehr viel Zeit, sonst wird das nichts.“ Der Teig ist das Problem. Er muss immer wieder ruhen, dann kühlen, übereinandergeschlagen werden und wieder von vorne.

Wenn der 33-Jährige über sein Handwerk spricht, hat man das Gefühl, es geht ihm ums Ganze: Ein guter Bäcker zu sein als Einstellung für das gesamte Leben. Mit dem Finger drückt er oben auf die goldbraune Kruste. Es knistert, die fein blättrigen Lagen des Croissants zerspringen. „Voila, so ist es perfekt“, sagt der 33-Jährige zufrieden.

„Manchmal zerbreche ich mir tagelang den Kopf für eine einzige Zutat“, erzählt er. Zum Beispiel für die Rezeptur seiner Mandel-Croissants – Bayrakacan sagt „Man-del“, mit Betonung auf dem -del, einem seiner Bestseller. Bestimmt 20 Tage habe er die Zutaten ausprobiert. Zum Reinlegen, bestätigt eine Geschmacksprobe, die zarte Creme ist köstlich und mild im Mandelgeschmack.

Gebäck mit Früchten liegen hintereinander auf einem Tablett.

Wie kleine Kunstwerke wird das Gebäck präsentiert.

Das Gelingen führt der Café-Besitzer auch auf seine Liebe zu erstklassigen Produkten und die damit verbundene Suche nach entsprechenden Lieferanten zurück: „Die Logistik der Anlieferung ist allerdings sehr kompliziert.“ Denn Mehl und Butter kommen aus Frankreich und müssen mit einem Vorlauf von zwei Wochen bestellt werden. Der Kaffee von der Rösterei Schamong aus Köln-Ehrenfeld.

Bayrakacan stammt aus einer Bauunternehmer-Familie in der Kleinstadt Lons-le-Saunier im französischen Jura. Dort arbeitete er mit, eröffnete dann später eine Brasserie. Dann sei es ihm dort zu eng geworden. Er nahm sich eine Auszeit und bereiste einige Länder in Europa.

Zu Deutschland habe er von Anfang an eine besondere Beziehung gehabt. „Als Kind war ich oft in Wolfenbüttel, wo Oma und Opa lebten“, erzählt er. Verliebt habe er sich dann in die Stadt Köln. Seine Überzeugung: „Als Unternehmer kannst Du überall Arbeit finden. Wenn Du gut bist, läuft es auch.“

Croissants und Pain au Chocolat liegen nebeneinander.

Auf die Zutaten kommt es an, sagt Eren Bayrakacan, Inhaber der französischen Bäckerei in Bergisch Gladbach.

Die Suche nach einem geeigneten, bezahlbaren Ladenlokal in der Domstadt gestaltete sich jedoch aussichtslos. „Ein Bekannter hat das leerstehende Lokal im Strundepark entdeckt“, berichtet Bayrakacan. Der Charme der früheren Industriehalle mit hohen Sprossenfenstern und Backsteinwänden faszinierte ihn sofort.

Kleine Holztische, die zusammengestellt werden können, und bequeme Stühle reihen sich aneinander. Das Mobiliar ist in warmen Beige-, Grau- und Brauntönen gehalten. Es gibt genug Parkmöglichkeiten, genug Platz innen drin und draußen auf der Terrasse, dies sei ihm ebenfalls wichtig gewesen.

„Der Franzose“, Kürtener Straße 7, 51465 Bergisch Gladbach. Öffnungszeiten: täglich, 8 bis 18 Uhr. Alle Backwaren können auch mitgenommen werden.