Geisterfahrer auf dem RadStreckenführung An der Gohrsmühle wird vom ADFC kritisiert

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Raddemo Gohrsmühle 170821

Am „Tag des Fahrrads“ Ende Juni verwandelte der ADFC zur Demonstration eine Fahrspur zwischen Kreisverkehr Schnabelsmühle und Driescher Kreisel in einen breiten Radweg.

Bergisch Gladbach – Viele werden sagen, das weiß doch jedes Kind: Radfahrer dürfen Fahrradwege nicht in entgegengesetzter Fahrtrichtung befahren. Sie müssen absteigen und schieben oder den Radweg für die Gegenrichtung auf der anderen Straßenseite benutzen.

Aber in der Innenstadt wird dies von Radlern auf einer kurzen, etwa dreißig Meter langen Strecke entlang der Straße An der Gohrsmühle zwischen Ausfahrt der Post-Filiale und Stadthaus oft ignoriert, um schneller ans Ziel zu kommen. Wird ein Geisterradler von dem Fahrradpolizisten erwischt, der regelmäßig dort die Situation beobachtet, wird das Fehlverhalten mit einem Bußgeld in Höhe von 20 Euro geahndet.

Riesiger Umweg für kurze Radstrecke in der Innenstadt

Das Knöllchen musste auch der Sohn von Sitha Berg bezahlen. Der 40-jährige Kürtener kam von der Hauptpost, bog verbotenerweise nach links ab auf den Radweg in Richtung Stadthaus, um bei der VR-Bank seine Kontoauszüge zu holen, berichtet Sitha Berg.

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Kurz vor dem Parkplatz zur VR-Bank stand der Polizist und klärte ihn über die korrekte Fahrweise auf: An der Post rechts abbiegen, dann über die Ampel an der Poststraße hinüber auf die andere Seite der Straße An der Gohrsmühle, dann auf die Umweltspur und zurück in Richtung Kreisverkehr Schnabelsmühle, einmal um den Kreisverkehr herum, um dann auf dem Radweg vor dem Stadthaus in korrekter Fahrtrichtung zu landen.

Schwerpunkt von der Kreispolizei gesetzt

„Diese Streckenführung für Radfahrer ist abstrus und eine Zumutung“, findet Sitha Berg. Außerdem berge der Umweg Gefahrenstellen: Neun Mal müsse der laufende Verkehr gekreuzt werden, hat Berg gezählt. Statt die Bürger abzukassieren, müsse im Sinne einer fahrradfreundlichen Stadt hier dringend etwas geändert werden, fordert sie.

„Wir machen die Kontrollen nicht, um die Radfahrer zu ärgern, sondern um sie zu schützen“, sagt Polizeisprecher Peter Raubuch. Radwege gegen die Fahrtrichtung zu befahren, sei hochgefährlich. Es sei es schon zu schweren Unfällen gekommen. Deshalb setze die Kreispolizeibehörde aktuell im Rahmen des Streifendienstes einen Schwerpunkt auf die Beobachtung solcher Situationen.

ADFC nennt Umweg „lebensfremd“

Für Autofahrer, die sich aus Ausfahrten oder Querstraßen in den Verkehr einordnen wollten, seien Radler erst spät zu sehen, wenn sie entgegen der Fahrtrichtung unterwegs seien. „Als Polizei geht es bei den Kontrollen um die Verkehrssicherheit, nicht um Abzocke“, betont Raubuch. Entgegen der Fahrtrichtung dürfe nur gefahren werden, wenn dies durch Zusatzzeichen ausdrücklich erlaubt sei.

Einfluss auf die Verkehrsführung hat die Polizei nicht, diese liegt in der Verantwortung der Stadt Bergisch Gladbach. Auf die gefährliche Situation an dieser Stelle hat der Fahrradclub ADFC die Stadt schon oft hingewiesen. „Den Umweg fährt doch keiner. Das ist lebensfremd“, sagt Vorsitzender Bernhard Werheid.

Streckenabschnitt soll Umweltspur werden

Über die Fußgängerzone auszuweichen, ist keine Alternative, denn die Geschäftsstraße ist von 11 bis 17 Uhr für Radfahrer gesperrt. Der ADFC schlägt deshalb vor, zwischen Kreisverkehr Schnabelsmühle und Driescher Kreisel eine Fahrspur für den Autoverkehr zu sperren, um dort stattdessen einen beidseitigen Radweg einzurichten: „Auf dem bestehenden kombinierten Fußgänger-Radweg könnten die jetzigen Geisterfahrer in Richtung Stadthaus geführt werden, auf der Straße die Radler in Richtung Leverkusen.“

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Zur Demonstration hatte der ADFC erst Ende Juni, anlässlich des Tags des Fahrrads, diese Spur in einen „Pop-up-Radweg“ verwandelt: Rote Hütchen auf der Fahrbahn markierten den provisorischen Radweg. „Ich würde mir wünschen, dass die Stadt sich auf einen Versuch über mehrere Tage einlässt, damit die Diskussion auf der Grundlage von Fakten geführt werden kann“, sagt Werheid. Mit der Stadt habe er diesbezüglich bereits einen Termin vereinbart.

Stadtsprecher Martin Rölen dagegen verweist auf die bestehende Planung, auf diesem Streckenabschnitt eine Umweltspur – eine kombinierte Fahrbahn für Busse und Fahrräder – einzurichten. Aufgrund von Budget-Knappheit in Zeiten der Haushaltssicherung sei dieses Projekt verschoben worden. Die Einmündung der Poststraße müsse umgestaltet werden, was die Kosten verteure. Das Projekt solle bei den Haushaltsberatungen 2022 diskutiert werden.

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