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Kommunalwahl 2025Stichwahl von CDU und SPD um die Kreishausspitze – So wählte Rhein-Berg

8 min
Arne von Boetticher (CDU, 2.v.l. mit Ehefrau Angela), Robert Gordon Winkels (SPD) mit Gattin Berrit im Kreishaus.

Am 28. September in der Stichwahl: Arne von Boetticher (CDU, 2.v.l. mit Ehefrau Angela), Robert Gordon Winkels (SPD) mit Gattin Berrit.

Am 14. September haben die Bürgerinnen und Bürger einen neuen Kreistag gewählt. Für den Landratsposten gibt es noch eine Stichwahl am 28. September.

Die Erleichterung ist CDU-Landratskandidat Arne von Boetticher anzumerken: „Ein tolles Ergebnis, ein Riesenvorsprung“, sagt der Jurist aus Leichlingen und warnt doch vor Euphorie. Denn durch ist der 42-Jähriger, der bei der Landratswahl gestern Abend die deutlich meisten Stimmen im Rheinisch-Bergischen Kreis geholt hat, noch nicht: Da er bei insgesamt sechs Kandidierenden nicht mehr als die Hälfte der Stimmen holte, geht's am 28. September in die Stichwahl. Gegen SPD-Kandidat Robert Gordon Winkels, der die zweitmeisten Stimmen holte.

Ein tolles Ergebnis, ein Riesenvorsprung.
Arne von Boetticher, CDU-Landratskandidat

Nicht nur CDU-Grande und Bundestagsabgeordneter a.D. Wolfgang Bosbach warnt: „Nach diesem Abend ist bestenfalls Halbzeit. Gerade bei dem Vorsprung könnten viele denken, der gewinnt sowieso, und dann nicht zur Wahl gehen.“

„Auch ich gehe in das Rennen erhobenen Hauptes“, sagt SPD-Kandidat Robert Gordon Winkels, dessen Partei nicht nur angesichts stärkerer Einbußen bei den Grünen nun gerne deutlich stärker mitreden würde. „Wir würden gerne deutlich mehr Verantwortung übernehmen“, sagt SPD-Kreistagsfraktionschef Gerhard Zorn im Rückblick auf die jahrelange Kooperation von CDU und Grünen.

Grünen-Kandidat Dr. Jörg Wagner schaffte es nicht in die Stichwahl

Deren Landratskandidat Dr. Jörg Wagner aus Rösrath baute sein Ergebnis gegenüber der vergangenen Landratswahl 2017 von damals 10,33 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang auf nun mehr als 17 Prozent aus. Am Ende reichte es dennoch nicht für einen Platz in der Stichwahl.

Wagner selbst nahm's gelassen: „Stichwahl wäre schön, ist aber schwierig“, sagte er schon zu Beginn des Wahlabends, nachdem er um 5 Uhr aufgestanden, dann die Playlist für seine anstehende Hochzeit erstellt und schließlich ein Buch für die Drucklegung überarbeitet hatte.

Grünen-Kandidat Jörg Wagner im Kreishaus.

Legte gegenüber 2017 deutlich zu: Grünen-Kandidat Jörg Wagner (M.)

Sie habe schon nach dem Aufstehen gedacht „Das wird ein schwerer Abend“, bekennt Grünen-Fraktionsvorsitzende Ursula Ehren, als sich das Ergebnis abzeichnet, während sich ihr designierter Spannmann an der Fraktionsspitze, Maik Außendorf, nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag im Frühjahr mit Prognosen lieber zurückhält.

SPD-Kreisparteichef bezeichnet Abschneiden der AfD als „erschreckend“

Als „erschreckend“ bezeichnet SPD-Kreisparteichef Hinrich Schipper die nach dem 4,8-Prozent-Ergebnis bei der vergangenen Kommunalwahl 2020 nun mit mehr als 12 Prozent im Kreistag vertretene AfD. „Die Nazis werden anfangen zu stänkern. Da werden wir uns als demokratische Parteien gegenseitig stärken müssen“, sagt der SPD-Parteichef, der am Sonntag seinen 54. Geburtstag feierte.

Wolfgang Bosbach und seine Tochter Caroline Bosbach im Kreishaus.

Beobachteten die Wahl: Wolfgang Bosbach und MdB Caroline Bosbach.

CDU-Kreisparteichef Dr. Hermann-Josef Tebroke kann sich angesichts der veränderten Mehrheitsverhältnisse im Kreistag Gespräche mit „allen, außer mit einer“ vorstellen, hält er die Brandmauer zur AfD hoch.

Eine gewisse Zusammenarbeit mit uns würde dem Kreis gut tun.
Sebastian Weirauch, AfD-Landratskandidat

Die hofft am Anfang des Abends noch darauf, drittstärkste Kraft im neuen Kreistag zu werden, wie ihr Landratskandidat Sebastian Weirauch erklärt und sich überzeugt gibt: „Eine gewisse Zusammenarbeit mit uns würde dem Kreis gut tun.“ Am Ende wird die AfD doch „nur“ viertstärkste Kraft hinter CDU, SPD und Grünen – und keine der übrigen Parteien kann sich auf Nachfrage eine Zusammenarbeit mit ihr vorstellen. Wie der Zuwachs der AfD zu erklären ist? Schulterzucken bei den meisten Politikern im Kreishaus. Es werde wohl am Bundestrend liegen, so mehrere.

Die FDP erhält drei, die Freien Wähler  holen zwei Sitze im Kreistag

Eine neue politische Kraft zieht mit „Volt“ in den Kreistag ein. Deren Co-Landesvorsitzender Markus Blümke wertet das auch als Erfolg der kontinuierlichen Arbeit der paneuropäischen Partei in der Region. Und Bergisch Gladbachs Volt-Bürgermeisterkandidat Alexander Becker unterstreicht im Kreishaus: „Wir haben immer gesagt: Wir sind gekommen, um – anders als andere – auch zu bleiben.“

Die SPD um Gerhard Zorn im Kreishaus.

Wollen mehr Verantwortung: die Sozialdemokraten um Gerhard Zorn (l.)

Einen deutlichen Dämpfer erlitten die Freien Wähler und die früher in Rhein-Berg stets außergewöhnlich erfolgreich bei Wahlen agierende FDP. Die FDP hat im neuen Kreistags noch drei Sitze, die Freien Wähler zwei – ebensoviele wie Volt, während „Die Linke“ – ganz nach dem Trend, den sie bereits bei der Bundestagswahl im Frühjahr gezeigt hat – zulegte und im neuen Kreistag nun drei Sitze erhalten wird. Die CDU hat im neuen Kreistag 28 Sitze, die SPD 13, die Grünen zwölf und die AfD neun.


Das sind die Mitglieder des neuen Kreistags

Direkt gewählt wurden: Maximilian Rhode (CDU), Klaus-Dieter Becker (CDU), Dr. Kurt Molitor (CDU), Peter Lautz (CDU), Dr. Ingo Weber (CDU), Armin Heutz (CDU), Ulrich Heutz (CDU), Robert Wullen (CDU), Lennart Höring (CDU), Johann-Wilhelm Bitz (CDU), Erika Gewehr (CDU), Dr. Bernhard Hausberg (CDU), Lena Behnke (CDU), Frank Rausch (CDU), Kevin Knoll (CDU), Christopher Schiefer (CDU), Silvia Pallenberg (CDU). Johannes Dünner (CDU), Susanne Burghoff (CDU), Frank Oliver Mengel (CDU), Christiane Schloten (CDU), Uwe Pakendorf (CDU), Achim Müller (CDU), Dr. Judith Dorff (CDU, Dr. Bernhard Meiski (CDU), Werner Allendorf (CDU)

Über die Reservelisten ihrer Parteien gewählt wurden: CDU: Nicola Ciliax-Kindling. SPD: Robert Gordon Winkels, Tülay Durdu, Gerhard Zorn, Heike Gisela Lehmann, Hinrich Schipper, Manuela Meißgeier, Jürgen Wilhelm, Meike Eyring, Jürgen Heinrich Benting, Melanie Bockhoff, Kastriot Krasniqi, Petra Zinke, Bodo Alfred Jakob. Grüne: Ursula Ehren, Maik Außendorf, Dagmar Keller-Bartel, Markus Auerbach, Sabine Wurmbach, Markus Plagge, Heike Marion, Norbert Dörper, Stella Laufenberg, Friedhelm Weiß, Lena Maria Wünsch, Roland Ohm. FDP: Alexander-Simon Engel, Nicole Baron, Yanic Bosbach. AfD: Sebastian Weirauch, Manfred Schawohl, Evelyn Doris, Jürgen Kurt Niemann, Frank Cremer, Hermann-Josef Conen, Wiebke Margarete Wilhelmine Nießen, Andreas Wirtz, Florian Peter Fornoff. Linke: Cornelia Swillus-Knöchel, David Koltai, Vera Lorenz. Volt: Markus Blümke, Dorothea Heister-Hovestadt. Freie Wähler: Werner Conrad, Henning Rehse.

Die Sitzverteilung im Kreistag: CDU: 28 Sitze SPD: 13 Sitze Grüne: 12 Sitze FDP: 3 Sitze AfD: 9 Sitze Linke: 3 Sitze Volt: 2 Sitze Freie Wähler: 2 Sitze

Wahlbeteiligung in Rhein-Berg höher als bei der vergangenen Wahl 2020

Die Wahlbeteiligung war unterdessen schon im Laufe des Tages deutlich höher als bei der vergangenen Kommunalwahl im Corona-Jahr 2020.Um 12 Uhr lag die Wahlbeteiligung im Rheinisch-Bergischen Kreis bei 42,67 Prozent, bis 16 Uhr stieg sie auf 59,35 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Kommunalwahl im September 2020 lag sie am Ende des Wahltages gerade mal bei 56,8 Prozent.

Sie finden die Ergebnisse für Köln und eine Übersicht zu Köln und der Region hier.

Kommunalwahl 2025: So wählt Rhein-Berg

Hier können Sie die Ergebnisse der Bürgermeisterwahl live mitverfolgen. Sobald die ersten Ergebnisse ausgezählt sind, können Sie in unserer NRW-Übersichtskarte sehen, wie Ihre Stadt abgestimmt hat. Wählen Sie dafür einfach Ihre Stadt aus, um sich die Ergebnisse anzeigen zu lassen.

Die Grafik aktualisiert sich automatisch und fortlaufend, sobald die ersten Ergebnisse gemeldet werden.

▶ So hat Bergisch Gladbach bei der Kommunalwahl 2025 gewählt: alle Ergebnisse

▶ So hat Burscheid bei der Kommunalwahl 2025 gewählt: alle Ergebnisse

▶ So hat Kürten bei der Kommunalwahl 2025 gewählt: alle Ergebnisse

▶ So hat Odenthal bei der Kommunalwahl 2025 gewählt: alle Ergebnisse

▶ So hat Overath bei der Kommunalwahl 2025 gewählt: alle Ergebnisse

▶ So hat Rösrath bei der Kommunalwahl 2025 gewählt: alle Ergebnisse

Wann kommt es zu einer Stichwahl?

Erhält bei der Bürgermeisterwahl keine Bewerberin und kein Bewerber mehr als 50 Prozent der Stimmen, findet eine Stichwahl statt. Diese wird zwei Wochen später, am 28. September 2025, durchgeführt. Dabei treten die beiden Kandidatinnen bzw. Kandidaten mit den höchsten Stimmenzahlen erneut gegeneinander an.


Kommunalwahl 2025: Wie kann ich in Rhein-Berg wählen?

Wählen dürfen bei den Kommunalwahlen deutsche Staatsbürger und Staatsangehörige der anderen 26 EU-Mitgliedstaaten, die am Wahltag mindestens 16 Jahre alt und mindestens seit dem 16. Tag vor der Wahl im jeweiligen Wahlgebiet in NRW wohnen oder sich gewöhnlich dort aufhalten.

Ihre Wahlbenachrichtigung erhalten Sie in der Regel vier bis sechs Wochen vor der Wahl per Post. Dafür müssen Sie im Wählerverzeichnis Ihrer Gemeinde eingetragen sein. Die Wahlbenachrichtigung informiert Sie dann über das Wahllokal, in dem Sie wählen können und ob es barrierefrei erreichbar ist.

Als wahlberechtigte und im Wählerverzeichnis eingetragene Person können Sie frei entscheiden, ob Sie Ihre Stimmen persönlich oder per Briefwahl abgeben.

Wie finde ich mein Wahllokal?

In Ihrer persönlichen Wahlbenachrichtigung finden Sie alle Infos zum zuständigen Wahllokal. 

Wo kann ich mich informieren, welche Partei zu mir passt?

Für EU, Bundes- und Landtagswahlen ist der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung längst etabliert. Seit dem 20. August steht eine vergleichbare digitale Anwendung auch für die anstehende Kommunalwahl am Sonntag, 14. September, zur Verfügung. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger bei ihrer Entscheidungsfindung vom Lokal-O-Mat unterstützen lassen.

Entwickelt wurde dieser vom Wahl-O-Mat-Forschungsteam der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Insgesamt stehen zehn Städte aus Nordrhein-Westfalen zur Auswahl.

Hier können Sie sich informieren:

Wen wählen Bürgerinnen und Bürger bei den Kommunalwahlen 2025?

Welche Ämter und Vertretungen zur Wahl stehen, ist von Kommune zu Kommune unterschiedlich geregelt:

  1. In kreisfreien Städten wie zum Beispiel Köln, Leverkusen oder Düsseldorf werden Stadträte, Bezirksvertretungen und Oberbürgermeister neu gewählt.
  2. Wer in einer kreisangehörigen Stadt wie Euskirchen, Brühl oder Bergisch Gladbach wohnt, wählt am Wahltag Kreistag, Stadtrat, Landrat und Bürgermeister.
  3. In kreisangehörigen Gemeinden (die kleiner als eine Stadt sind) wie Windeck, Morsbach oder Kürten wählen die Bürger Kreistag, Gemeinderat, Landrat und Bürgermeister.

Nach welchen Regeln läuft die Wahl ab?

Die (Ober-)Bürgermeister sowie die Landräte werden durch Mehrheitswahl gewählt. Dabei hat jeder Wähler eine Stimme. Erreicht kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit, kommt es zu einer Stichwahl.

Auch bei der Wahl der kommunalen Vertretung – also des Gemeinde- oder Stadtrats beziehungsweise des Kreistags – steht den Wählern nur eine Stimme zur Verfügung. Mit dieser wählen Sie gleichzeitig einen Direktkandidaten im Wahlbezirk sowie die zugehörige Reserveliste seiner Partei. Mehr als ein Kreuz auf dem Stimmzettel macht diesen ungültig.

Kommunalwahl 2025: Keine Wahlbenachrichtigung erhalten – was kann ich tun?

Erfüllen Sie die Voraussetzungen und sind wahlberechtigt, können Sie auch ohne Wahlunterlagen an der Kommunalwahl teilnehmen. Dafür legen Sie Ihren Personalausweis oder Reisepass in Ihrem Briefwahlbüro beziehungsweise Wahllokal vor – sofern Sie im Wählerverzeichnis eingetragen sind, können Sie dort Ihre Stimmen abgeben.

Sie haben keine Wahlbenachrichtigung erhalten, haben jedoch eine erwartet? In diesem Fall wenden Sie sich an Ihr zuständiges Wahlbüro.

Briefwahl in Rhein-Berg – Wie wähle ich per Post?

Der Antrag auf Briefwahl kann oft online, aber auch schriftlich oder persönlich bei der Stadt oder Gemeinde gestellt werden. Am einfachsten geht das nach Erhalt der Wahlbenachrichtigung. Darauf ist erklärt, wie die Briefwahlunterlagen beantragt werden können.

Die Kommunalwahlleitung empfiehlt, Briefwahlunterlagen innerhalb Deutschlands spätestens drei Werktage vor der Wahl zu versenden, um eine rechtzeitige Zustellung zu gewährleisten.

Kann es eine Stichwahl geben und wann findet diese statt?

Erhält bei der Wahl zur Bürgermeisterin bzw. zum Bürgermeister oder zur Landrätin bzw. zum Landrat keine Bewerberin und kein Bewerber mehr als 50 Prozent der Stimmen, findet eine Stichwahl statt. Diese wird zwei Wochen später, am 28. September 2025, durchgeführt. Dabei treten die beiden Kandidatinnen bzw. Kandidaten mit den höchsten Stimmenzahlen erneut gegeneinander an.