Odenthal als TestgebietKleinbusse-App will den Kreis erobern

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Ein E-Carsharing-System will Wupsi-Geschäftsführer Marc Kretkowski an Rhein-Bergs Mobilstationen einführen.

Ein E-Carsharing-System will Wupsi-Geschäftsführer Marc Kretkowski an Rhein-Bergs Mobilstationen einführen.

Rhein-Berg – Köln hat sie, Münster auch und Berlin sowieso. Jetzt soll auch Rhein-Berg Kleinbusse erhalten, die man mit dem Handy an einen gewünschten Einstiegsort bestellen kann und die einen dann mit anderen Fahrgästen zu individuellen Zielen kutschieren.

Ein paar Klicks in einer App auf dem Mobiltelefon – und der Bus kommt. Ins direkte Umfeld des Fahrgasts, kündigt das Verkehrsunternehmen Wupsi an, das die neue Form der Auf-Nachfrage-Busse, Englisch „On Demand“, möglichst schnell auch im Kreisgebiet testen möchte. Sobald ein Fahrgast eingestiegen ist, geht’s weiter in Richtung Ziel des neuen Passagiers. Und unterwegs werden weitere Fahrgäste abgeholt und abgesetzt.

Ohne Fahrplan

Einen festen Fahrplan oder eine feste Fahrtroute gibt es bei den neuen Verkehrsmitteln nicht. „Die Fahrten werden durch die einzelnen Nutzeranfragen individuell zusammengestellt und die passenden Fahrwünsche über eine Software gebündelt“, erläutert Wupsi-Sprecherin Kirstin Menzel die Funktionsweise. „Per App gibt der Fahrgast seinen aktuellen Aufenthaltsort und sein Ziel innerhalb des jeweiligen Bediengebietes ein und wird daraufhin zur nächstgelegenen virtuellen

Station geführt, die in der Regel in maximal 250 Metern erreichbar ist.“ Kleinbusse bringen die Fahrgäste dann zum jeweiligen Ziel. „Fußwege werden somit verkürzt und Umstiege verringert“, erläutert Menzel. Andere Mitfahrer können nach einer entsprechenden Bestellung unterwegs ebenfalls zusteigen. „Die Route und der Fahrplan entwickeln sich so kontinuierlich weiter“, so Menzel.

„On-Demand-Verkehre können das ÖPNV-Netz weiter verdichten und dienen als Zubringer zum klassischen ÖPNV“, sagt Wupsi-Geschäftsführer Marc Kretkowski. Er setzt darauf, dass „gerade in ländlichen Gegenden so Angebotslücken geschlossen werden können“.

Car-Sharing an Mobilstationen

Die On-Demand-Busse sind nicht das einzige Projekt, welches die Wupsi als kommunales Verkehrsunternehmen von Rheinisch-Bergischem Kreis und Stadt Leverkusen in diesem Jahr anschieben möchte – auch eine Beteiligung an den seit letztem Jahr im Aufbau befindlichen 20 Mobilstationen an Verkehrsknotenpunkten im Rheinisch-Bergischen Kreis ist geplant. Voraussichtlich im dritten Quartal wolle die Wupsi ein E-Car-Sharing an den Mobilstationen starten, so Wupsi-Sprecherin Kristin Menzel. Wie berichtet waren an den Stationen im vergangenen Jahr zunächst die E-Bike-Verleihstationen mit dem Projektpartner der Regionalverkehr Köln GmbH in Betrieb gegangen – dem zweiten Verkehrsunternehmen, an dem der Kreis beteiligt ist. Die neuen Leih-E-Bikes waren umgehend so gut angenommen worden, dass bereits über einen Ausbau dieses Angebots nachgedacht wird. (wg)

Als Testgebiet der neuen On-Demand-Busse hat die Wupsi in Rhein-Berg die Gemeinde Odenthal sowie in Leverkusen die Stadtteile Opladen, Quettingen, Lützenkirchen und den ländlichen Bereich von Steinbüchel ausgewählt. „Bei Erfolg ist eine spätere Ausweitung auf andere Gebiete beabsichtigt“, stellt Kretkowski in Aussicht.

Orientiert an der Nachfrage

Der Vorschlag für die Gebiete, in denen die On-Demand-Busse zum Einsatz kommen könnten, basiert laut Wupsi auf einer „umfangreichen Analyse zahlreicher Daten wie der ÖPNV-Angebots- und Nachfragestruktur, anonymisierten Mobilfunkdaten und soziodemographischen Daten“. In den ausgewählten Gebieten würden die Potenziale für eine Ergänzung des bestehenden ÖPNV-Angebots am größten eingeschätzt, so die Wupsi in einer Pressemitteilung.

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Die Einrichtung von On-Demand-Verkehren wird von Bund und Land finanziell gefördert. Bestehende Förderprogramme seien allerdings zurzeit ausgeschöpft, bedauern die Verantwortlichen des Verkehrsunternehmens. Ein gerade in der vergangenen Woche eingegangener neuer Förderaufruf des Landes werde aber aktuell geprüft, so Wupsi-Sprecherin Menzel.

Wenn die Finanzierung geklärt sei, sollen die Pilotprojekte den jeweiligen Gremien des Rheinisch-Bergischen Kreises und der Stadt Leverkusen zum Beschluss vorgelegt werden. „Der Stadtrat und der Kreistag entscheiden dann über die Einführung der On-Demand-Verkehre im Bediengebiet der Wupsi“, so Menzel. „Wir hoffen, dass die Frage der Förderung noch im ersten Halbjahr 2021 geklärt werden kann“, so die Wupsi-Sprecherin auf Nachfrage dieser Zeitung. Dann sei es gegebenenfalls bereits Ende 2021 möglich, in den Testgebieten mehrere Busse der neuen Verkehrsform einzusetzen. Die Größe der Fahrzeuge hänge von der Detailplanung ab, so Menzel. Pro Testgebiet sollten aber in jedem Fall mehrere Fahrzeuge eingesetzt werden. In Köln nutzen die Kölner Verkehrsbetriebe Elektro-Kleinbusse, die großen britischen Taxis ähneln, per Handy-App oder Telefon geordert werden können und Platz für bis zu sechs Fahrgäste bieten.

Auch in Neunkirchen-Seelscheid im Rhein-Sieg-Kreis soll nach den Sommerferien 2021 ein On-Demand-Modellprojekt getestet werden. Im Rahmen des Strukturförderprogramms Regionale 2025 wird dort auch ein Vergleich zwischen dem On-Demand-Verkehr und liniengebundenem Ortsbus gefördert.

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