Tat eines NeonazisKein Wegschauen – Overath erinnert mit Tafel an Dreifachmord

Lesezeit 2 Minuten
Bahnhofsplatz. Gedenkplakatte Dreifachmord

In einer kurzen Ansprache im Regen erläutert Bürgermeister Christoph Nicodemus (l.) die Gedenktafel. Dreifachmord

Kein Vergessen, kein Wegschauen: 20 Jahre nach dem Overather Dreifachmord durch einen Neonazi erinnert eine Gedenktafel an Tat und Opfer.

In einer schlichten Zeremonie haben die Overather am Dienstagabend bei strömenden Regen auf dem Bahnhofplatz eine Gedenktafel eingeweiht, die an den vor 20 Jahren von dem Neonazi Thomas A. begangenen Dreifachmord in der Stadt erinnert. Die Tafel ist auf einem Findling montiert, der unter einer Laterne auf der östlichen Seite des zentralen Platzes steht.

Bürgermeister Christoph Nicodemus ordnete das Geschehen vor 20 Jahren und das Erinnern daran in einer kurzen, inhaltlich gleichwohl aber wuchtigen Ansprache ein. Die Kripo habe die Tat zunächst für einen gewöhnlichen Mordfall gehalten.

Angriff auf unsere Judikative und damit ein Angriff auf die Gewaltenteilung.
Bürgermeister Christoph Nicodemus

Erst eine spätere Neueinordnung habe ergeben, dass es „tatsächlich von der Klassifizierung her ein Mord durch einen Rechtsextremisten und politisch motiviert war. Ziel war es, das Rechtssystem, das wir hier haben, zu schädigen und den Anwalt als ein Gesicht unserer Rechtsstaatlichkeit zu ermorden.“ Nicodemus: „Es war ein Angriff auf unsere Judikative und damit ein Angriff auf die Gewaltenteilung.“

Alles zum Thema Stadtrat Köln

Auf dem Bahnhofplatz in Overath findet sich seit dem 14. November 2023 die Gedanktafel zum Dreifachmord.

Die Tafel ist auf einen Findling auf dem Bahnhofplatz montiert worden. Dreifachmord

Der parteilose Bürgermeister forderte eine wehrhafte Demokratie, die Menschenwürde, Demokratieprinzip und Rechtsstaatlichkeit verteidige. Nicodemus: „Dieser feige Dreifachmord galt also nicht zuerst den Eheleuten und der Tochter, sondern unserer Gesellschaft.“ Das neue Mahnmal solle sichtbar machen, dass „wir uns dagegen wehren müssen, dass in unserem Land Menschen aus politischer Motivation ermordet werden“.

Ziel war es, das Rechtssystem, das wir hier haben, zu schädigen und den Anwalt als ein Gesicht unserer Rechtsstaatlichkeit zu ermorden
Bürgermeister Christoph Nicodemus

Nicodemus dankte ausdrücklichen den vier demokratischen Fraktionen im Stadtrat, die die Gedenkplatte wie berichtet in einem gemeinsamen Antrag auf den Weg gebracht hatten. Der Ort sei gut gewählt, auf dem Weg vor dem eigentlichen Tatort ein paar Häuser weiter, hätte der Platz für einen Gedenkstein nicht gereicht.

Die Ansprache des Bürgermeisters verfolgten trotz strömenden Regens rund 40 Menschen, darunter die Spitzen der Ratsfraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP. Am Rande erinnerten sich verschiedene Overather Bürger an den Tag des Mordes, den 7. Oktober 2003, und an das Meer von Blaulicht in der Innenstadt damals.

„Kein Einzelfall – Kein Vergessen – Kein Wegschauen“

Altbürgermeister Andreas Heider unterstrich, dass die Overather Bürgerschaft traditionell große Distanz gegenüber Rechtsextremismus habe. Im Dritten Reich habe es noch bis in die Jahre 1935 bis 1937 viel Widerstand gegen das NS-Regime gegeben. Unvergessen sei auch der Protest von tausend Demonstranten gegen einer Veranstaltung mit AfD-Bundestagsabgeordneten im Kulturbahnhof.

Die Gedenktafel erinnert an die Tat und ihre Opfer und endet mit den Worten „Kein Einzelfall – Kein Vergessen – Kein Wegschauen“. Ein QR-Code führt Smartphone-Besitzer auf einen erläuternden Text auf der städtischen Homepage.

KStA abonnieren