Schloss Harff war eines der größten Kulturgüter im Rhein-Erft-Kreis. Es musste der Braunkohle weichen. Der Gedenkplatz wurde nun zerstört.
Polizei ermitteltBrandstifter zerstören Gedenkplatz für ehemaliges Schloss Harff in Bedburg

Der Gedenkplatz für Schloss Harff in der Rekultivierung bei Kaster wurde dem Erdboden gleichgemacht.
Copyright: Schützen Morken-Harff
Schloss Harff aus dem Jahr 1348 oder früher ist sicherlich der größte kulturelle Verlust, den die Braunkohleregion an Rhein und Erft zu verzeichnen hatte. Es wurde 1972 gesprengt, damit Rheinbraun an die darunter liegende Kohle gelangen konnte. Nun wurde der Gedenkplatz für das untergegangene, bezaubernde Schloss am Rande von Bedburg total zerstört.
Nach den Informationen der Polizei muss die Gewalttat sich zwischen Silvester, 15 Uhr, und dem Vormittag des Neujahrstages zugetragen haben. Um 12.30 Uhr wurden die glimmenden Überreste von einer der beiden Hütten entdeckt und gemeldet. Von den Tätern fehlt noch jede Spur, um Hinweise wird gebeten.
Die Pfeiler der Holzhütte wurden sauber durchtrennt
Die ältere der beiden Hütten wurde in der Neujahrsnacht abgesägt und umgekippt — eine feige Tat einen Kilometer von der nächsten Bebauung in Kaster und Königshoven entfernt. Wahrscheinlich hatten die Randalierer sogar eine Kettensäge mitgebracht, denn die Pfeiler der Holzhütte wurden sauber durchtrennt.
Alles zum Thema RWE
- Tierschutz Naturschützer entdecken Wildkatze am Tagebaurand in Elsdorf
- Tagebau Garzweiler Fünf Dörfer warten auf die Auferstehung
- Uneinigkeit über Wasserführung Gutachten soll die Geschichte des Gillbach in Bergheim klären
- Keine Gefahr durch Gletschersee Klimaklage eines peruanischen Bauern gegen RWE scheitert vor Gericht
- Risiko für Lkw Warum die A4 im Kölner Süden ein Unfallhotspot ist – und was sich ändern soll
- Am Tagebau Niederaußem Bergheimer Feuerwehr verhindert Waldbrand
- Entlang der A 44n Neue Solaranlage in Bedburg soll Strom für fast 28.000 Haushalte liefern
Auch massive Sitzbänke, die rings um die Schutzhütte stehen, haben sie aus der Erde gerissen. Mit bloßen Händen ist auch das nur schwer zu bewerkstelligen. Nicht nur Ralf Schmitz, Pressesprecher der Bürger-Schützenbruderschaft Morken-Harff stellt sich angesichts der sinnfreien Zerstörungswut die Frage: „Wer tut so etwas?“

So sah der Gedenkplatz aus, bevor er der Zerstörungswut zum Opfer fiel.
Copyright: Schützen Morken-Harff
Die Schützen aus den ehemaligen Umsiedlungsorten haben seit den 1990-er Jahren die Pflege der Gedenkstätte übernommen, als eine ehrenamtliche Aufgabe. Nun grenzt Flatterband die verkohlten Überreste der Hütte ein, an der noch am Silvestertag Hunderte von Läufern vorbeigejoggt waren. Dann trägt der Turnverein Bedburg dort seinen traditionellen Silvesterlauf aus. Alle Läufer konnten sich an dem Streckenposten in der Hütte mit Getränken versorgen – ziemlich genau dort, wo früher einmal das Schloss Harff gestanden hat.

Schloss Harff in den 19060er Jahren
Copyright: Stadtarchiv Bedburg
Ein aus Steinen gelegter Umriss zeichnet die Konturen der Außenwände des mächtigen Schlosses noch nach. Es gibt eine Infotafel, die über das Schmuckstück und seine Geschichte im Norden Bedburgs berichtete.
Jetzt sieht es elendig dort aus: „Das ist kein schöner Ort mehr“, sagt Schmitz traurig. „Der ganze Gedenkpunkt ist doch zerstört. Da muss einer richtig Wut gehabt haben.“
Radler und Spaziergänger, die eine Runde am Gedenkpunkt vorbei drehen, schütteln mit dem Kopf. Die Schützen wollen aber nicht vor den Gewalttätern kuschen. Ralf Schmitz: „Anzeige ist schon erstattet. Wir werden das Gespräch mit RWE suchen, und dann bauen wir die Gedenkstelle wieder auf.“