AufräumarbeitenBewohner schaufeln den Schlamm aus ihren Häusern in Büsdorf

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Nach der Überschwemmung in Büsdorf machten sich die Bewohner an die Aufräumarbeiten.

Nach der Überschwemmung in Büsdorf machten sich die Bewohner an die Aufräumarbeiten.

Die Stadt ließ die Kanäle spülen sowie einen Trichter und einen Erdwall anlegen, um vor weiteren Überschwemmungen zu schützen.

Schaufeln, Eimer, Schubkarren, Wasserschläuche und Besen bestimmten das Bild am Samstag in Büsdorf. Nachdem sich am Freitagnachmittag Schlammlawinen von zwei Seiten durch das Dorf gewälzt hatten, stand nun das Aufräumen an, vor allem am Kapellenweg, wo 15 Häuser schwer von der Schlammflut getroffen worden waren - zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage. Von zwei Äckern war Erdreich in den Ort gespült worden.

Die Feuerwehr war am Freitag mit mehreren Einheiten bis 22 Uhr im Großeinsatz, die beiden Zufahrtsstraßen aus Oberaußem und Fliesteden waren stundenlang gesperrt. Ein Feuerwehrmann wurde in einem der Häuser verletzt: „Obwohl der Strom im Objekt abgeschaltet war, erlitt er einen Stromschlag“ teilt die Feuerwehr mit. Die Besatzung eines Rettungswagens behandelte den Feuerwehrmann und transportierte ihn anschließend in ein Krankenhaus.

Landwirt zog Schneise in ein Feld

Einsatzleiter Thomas Junggeburth lobte das Engagement der Büsdorfer Anwohner: „Alle haben mit angepackt, Schaufeln, Schubkarren und weitere Materialien wurden zur Verfügung gestellt. Das hat die Arbeit der Feuerwehr massiv erleichtert.“ Ein Landwirt habe in ein angrenzendes Feld eine Schneise gezogen und so für ein gezieltes Ablaufen des aufgestauten Wassers gesorgt.

Silke Györi will alles Hab und Gut, das sie im Keller ihres Hauses am Kapellenweg aufbewahrt hatte, wegwerfen. „Das ist ein Alptraum“, sagt die Mutter von drei Kindern und kann dabei die Tränen nicht unterdrücken. Über das Fenster der Waschküche seien Wasser und Dreck ins Haus gedrungen. „Vor dem Haus stand der Schlamm 40 oder 50 Zentimeter hoch. Wir sind darin steckengeblieben.“ Sie wisse gar nicht, wo sie mit der Arbeit anfangen und welchen Handwerker sie zuerst anrufen solle.

Silke Györi wirft alles Hab und Gut weg, das in ihrem Keller gelagert war. Schlamm und Wasser haben alles zerstört.

Silke Györi wirft alles Hab und Gut weg, das in ihrem Keller gelagert war. Schlamm und Wasser haben alles zerstört.

Justyna Mazurkiewicz hat dasselbe Szenario schon vor drei Jahren erlebt, nur etwa zwei Wochen nach der verheerenden Flut im Juni 2021. Auch damals war über den Kapellenweg und die abschüssige Straße Zum Großen Ahr Wasser auf das Haus ihrer Familie zugeschossen, nun wieder. „Wir haben mit Sandsäcken die Terrassentüren geschützt, aber die Garage ist vollgelaufen“, sagt Justyna Mazurkiewicz.

Da die Familie eine Elementarversicherung hat, wird sie wohl nicht auf den Schäden sitzen bleiben. Doch Justyna Mazurkiewicz fordert, dass Maßnahmen gegen Überschwemmungen getroffen werden. „Das Wasser nimmt immer denselben Weg, es hat sich wiederholt. Wir wollen gesichert werden.“

Das Wasser strömte über die Straße Zum Großen Ahr genau auf das Haus von Justyna Mazurkiewicz zu.

Das Wasser strömte von rechts über die Straße Zum Großen Ahr genau auf das Haus (l.) von Justyna Mazurkiewicz zu.

Auch René Hergenröther, der in einer Senke in der Ortsmitte wohnt, wünscht sich dringend Schutzmaßnahmen. Er begegnete der erneuten Überschwemmung mit Galgenhumor. „Wenigstens können wir jetzt Kartoffelsalat machen“, sagte er - das Wasser hatte Kartoffeln von einem der Äcker bis in seinen Innenhof gespült.

Hergenröther fordert Schutz vor Überschwemmungen bereits an den Feldern. Das Wasser darf gar nicht erst bis in den Ort kommen. Er selbst habe schon in den 1990er-Jahren einen Schlammfang im Innenhof gebaut, um das Schlimmste abzuwehren.

René Hergenröther fand Kartoffeln, die von einem Feld auf seinen Hof in der Ortsmitte gespült worden waren

René Hergenröther fand Kartoffeln, die von einem Feld auf seinen Hof in der Ortsmitte gespült worden waren

Die Stadtwerke waren bereits am Samstag mit mehreren Fahrzeugen im Ort unterwegs, um Sperrmüll bei den betroffenen Bürgern abzuholen. Auch die Kanäle wurden gespült und vom Schlamm befreit, damit bei neuerlichen Regenfällen das Wasser abfließen kann.

Wie Bürgermeister Volker Mießeler, der sich am Samstag mit betroffenen Bürgern in Büsdorf traf, mitteilte, sollte zügig ein Trichter an einem der Äcker gegraben werden, um weiteres Wasser aufnehmen zu können und an den Häusern am Kapellenweg vorbeizuleiten. „Wir wollen auch Sandsäcke im Ort verteilen“, sagt Mießeler.

Grünstreifen als Schutz vor Wasser

Nach Angaben von Ortsbürgermeister Georg Linzbach, selbst Landwirt, seien die Wassermengen der vergangenen Monate das Problem gewesen. „Wir hatten seit Januar 550 Liter auf einen Quadratmeter - sonst haben wir in diesem Zeitraum 250 Liter“, sagt Linzbach. „Die Äcker sind übersättigt und können nichts mehr aufnehmen.“ Am Freitag selbst habe es gar nicht ungewöhnlich viel Niederschlag gegeben.

Gute Erfahrungen habe ein Landwirt in Büsdorf gemacht, der nach dem Starkregen vor drei Jahren einen Grünstreifen an seinem Feld zum Ort hin angelegt habe. „Das Erdreich ist dort stark verwurzelt, dort ist jetzt kein Wasser übergetreten“, sagt Linzbach.

Der Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität der Stadt Bergheim soll sich in seiner Sitzung am 5. Juni mit den Geschehnissen in Büsdorf in einer Aktuellen Stunde auseinandersetzen. Das sagt dessen Vorsitzender Helmut Paul. „Wir sind diese Aufarbeitung allen Betroffenen schuldig“, sagt Paul. 

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